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17.08.2008
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«Evet, Ja, ich will» - Türkisch-deutsche Hochzeitsgeschichte Von Johannes Wagemann, dpa

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DPA
Veröffentlicht am
17.08.2008

Dortmund (dpa) - Ganz in weiß soll sie zum Traualtar schreiten, die Braut in Deutschland. Rauschend und über mehrere Tage muss es gehen, das «echte» türkische Hochzeitsfest.


Ausstellung "EVET - Ja, ich will!"

Oder nicht? Seit wann gibt es die weißen Kleider, und warum der Aufwand für die traditionelle türkische Eheschließung? Das Dortmunder Museum für Kunst und Kulturgeschichte geht seit Sonntag diesen und anderen Fragen auf den Grund. Gemeinsam mit den Reiss-Engelhorn-Museen in Mannheim zeigen sie bis Ende Januar in Dortmund, danach in Mannheim, wie sich Türken und Deutsche seit dem Jahr 1800 bis heute das «Ja- Wort» geben, beziehungsweise «Evet» zueinander sagen.

An vielen Stellen zeigt die facettenreiche Ausstellung, wie nah deutsche und türkische Hochzeitstradition beieinander lagen und liegen. Eine bunte, mit Glasperlen durchwebte Brautkrone des frühen 20. Jahrhunderts aus Hessen ähnelt auf den ersten Blick durchaus der farbenfrohen Brauttracht aus der Provinz Bursa in der westlichen Türkei. «Die Wurzeln sind die gleichen», sagt die Dortmunder Kuratorin Gisela Framke, «es gehörte sich in beiden Kulturen, dass die Frau ihre Haare bedeckt.»

Rund 500 Exponate haben die Dortmunder und Mannheimer Ausstellungsmacher in eineinhalb Jahren Vorbereitungszeit zusammengetragen, rund die Hälfte von ihnen stammt aus großen türkischen Museen in Istanbul, Ankara und Bursa. Einen großen Teil machen rund 100 Hochzeitsroben aus. An ihnen lassen sich interessante Wechselbeziehungen zwischen deutschen und türkischen Moden und Gebräuchen zur Vermählung festmachen. So etwa, als sich zunächst in Mitteleuropa - dann aber über den Hof des osmanischen Sultans in Istanbul - Weiß als Farbe der Hochzeitskleider in gehobenen Schichten durchsetzte. «Auch dort wurden Kleider wie das der österreichischen Prinzessin Sissi bewundert», sagt Petra Hesse-Mohr von den Reiss- Engelhorn-Museen.

Neben der Mode, die bis zu aktuellen Entwürfen türkischer und deutscher Modedesigner führt, gehören auch Mitgift-Geschenke wie teure Münzketten zur Ausstellung. Nicht vergessen wurden schließlich die Menschen. Zwölf deutsch-türkische, türkische, aber auch ein portugiesisch-türkisches Paar aus Dortmund, berichten in Audio- Interviews. So etwa die 29-jährige Ceren, die auf einen für türkische Bräute klassischen «Henna»-Abend mit den gleichnamigen Hand-Tattoos und traurigen Liedern nicht verzichten wollte, obwohl sie «modern» und «ohne Imam oder Priester» heiratete.

Eingebettet sind die Exponate und Interviews in Begleittexte zum Eherecht in Deutschland und der Türkei und zu grundlegenden Fragen der Begegnung von Orient und Okzident. Dazu gehört ein eindrucksvoller Katalog, der wie alle Ausstellungstexte zweisprachig präsentiert wird. Wie ernst es den beiden Museen um den interkulturellen Dialog ist, zeigen die hochrangigen Schirmherren: Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) und sein türkischer Kollege Ali Babacan (AKP).

Religiöse Hintergründe des Heiratens bleiben in der Ausstellung eher ausgespart. Und auch politische Statements sollen tunlichst vermieden werden. Zwar wird über «arrangierte Ehen» gesprochen, doch zu Zwangshochzeiten, wie es sie in Teilen der Türkei nach Aussage türkischer Frauenrechtlerinnen noch immer gibt, wollen sich die Ausstellungsmacher lieber nicht äußern. «Die sind ja auch in der Türkei verboten», sagt Framke nur. In dieser Ausstellung geht es um das Zelebrieren des Moments, in dem das Ja-Wort, «Evet», ausgesprochen wird. Und beide Ehepartner glücklich beziehungsweise «mutlu» sind.

(Internet: www.evet-jaichwill.de)

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