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04.09.2008
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Karl Lagerfeld wird 70 - oder 75 ? Ein Mann mit tausend Geheimnissen

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DPA
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04.09.2008

Paris (dpa) - Nur wenige Menschen kennen Karl Lagerfeld wirklich. Und nur wenige dürften auch sein genaues Geburtsjahr kennen, um das der deutsche Modekönig noch immer ein Geheimnis macht.


Lagerfeld Gallery, Fall/Winter 2007-2008

Das Luxusmodehaus Chanel, dessen Chef-Couturier Lagerfeld seit 1983 ist, hält sich an den 10. September 1938 und feiert seinen 70. Geburtstag. Nicht, weil das französische Modehaus ihn damit jünger machen will, sondern weil es so in seinem Lebenslauf stehe. Für andere Wegbegleiter ist jedoch klar: Lagerfeld wird 75.

«Es liegt dazwischen. Aber da muss man auf meine Memoiren warten», sagte Lagerfeld der Deutschen Presse-Agentur dpa vor wenigen Wochen in einem Interview. Wann diese herauskommen werden, weiß noch niemand. Der Vertrag mit einem amerikanischen Verlag sei jedoch unterschrieben. Bleibt nur noch die Frage der Zeit. Und das könnte ein Problem sein, denn Lagerfeld ist ein Tausendsassa.

Lagerfeld ist ein Mann voller Geheimnisse. Nicht nur, weil er über sein genaues Alter schweigt. Auch sonst lässt sich das Multitalent kaum in die Karten schauen. Seine Geschichte, meint er, sei sowieso anders als das, was man über ihn erzähle. Und somit begnügt sich der Designer damit, kleine Details und Anekdoten über seine Macken beim Kauf von Schuhen zu enthüllen, die er immer eine Nummer zu klein wähle. Oder er erzählt Journalisten amüsiert, dass er seine Wäsche nach dem ersten Gebrauch wegwerfe.

Sein größter Feind sei die Langeweile - und darin dürfte wohl sein Erfolgsrezept liegen. Denn als umtriebiger «Rundum-Erneuerer» hat er in der launischen Modebranche den richtigen Platz gefunden. Seine Kollektionen und Modelle sind eine gelungene Kombination aus Eleganz, Klassik und Innovation. In diesem Sinne machte er das klassische Chanel-Kostüm als schwarzes Lederoutfit auf oder kombinierte Abendkleider mit Motorrad-Stiefeln.

Einer seiner größten Geniestreiche gelang dem Sohn aus einer großbürgerlichen Industriellenfamilie, als er 1983 als künstlerischer Direktor bei Chanel einstieg. Er brachte frischen Wind in das müde gewordene Label. Mit einer perfekten Symbiose aus traditionellem Chanel-Stil und trendsetzenden Elementen brachte er den internationalen Modedampfer wieder auf Erfolgskurs.

Seine gelungenste Kreation liegt möglicherweise in der eigenen Person. Mit seinem weißgepuderten Zopf, seiner schwarzen, übergroßen Sonnenbrille, seinen zahlreichen Ringen an den Fingern und seinem Fächer hat sich «Kaiser Karl» zu einem wandelnden Markenzeichen gemacht. Er hat einen sehr persönlichen, fast schon maskenhaften Stil kreiert, der ihn unnahbar erscheinen lässt. Er spiegelt das geheimnisvolle Wesen des Modeschöpfers wider, der nirgendwo zu Hause ist - weder zeitlich noch räumlich.

Lagerfeld mag keine Retrospektiven und Hommagen. «Man gibt keinen Kredit auf die Vergangenheit», meinte er. Deshalb hänge er auch nicht an Hamburg, nur weil er dort geboren sei. Sein Lieblingsort sei der, an dem er sich gerade aufhalte. «Ich habe keine Vorurteile, weder über Orte noch über Menschen», sagte er weiter. Mit einer Ausnahme vielleicht: Intellektuelle. «Ich will alles wissen, aber ich bin kein Intellektueller, und ich mag auch nicht deren Gesellschaft. Im Grunde bin ich der oberflächlichste Mensch auf der Welt», sagte er in einem Interview mit der britischen Zeitung «Sunday Times».

Dafür ist der deutsche Couturier jedoch zu perfektionistisch, zu gründlich. Er ist ein «Workaholic», dessen Biografie eine Aneinanderreihung von Superlativen ist. Bereits als Teenager ging Lagerfeld nach Paris. Dort gewann er im Jahr 1954 den ersten Preis des Internationalen Wollsekretariats für den Entwurf eines Mantelmodells. Nach einer Schneiderlehre bei Pierre Balmain übernahm er die künstlerische Leitung des Haute-Couture-Hauses Patou. Als «König Karl» dirigierte er seitdem Nobelhäuser wie Chloe. Und noch immer bestimmt er die Trends der Modewelt mit.

Daneben schuf er unter dem Namen Lagerfeld Gallery noch seine eigene Kollektion, machte sich als Modefotograf einen Ruf, gestaltete Inneneinrichtungen und Porzellan und bringt Parfüms und Bildbänder heraus. Und dennoch hat das Multitalent, das bis zu 20 Stunden am Tag an seinem Schreibtisch sitzt und Strandurlaube entsetzlich findet, sein Ziel noch nicht erreicht: «Ich bin so eingebildet zu glauben, dass meine beste und einflussreichste Kollektion noch vor mir liegt.»

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