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Veröffentlicht am
11.09.2008
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Absagen und Terminprobleme: Londoner Modewoche kämpft um Status

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DPA
Veröffentlicht am
11.09.2008

Die London Fashion Week hat es schwer in Zeiten der weltweiten Finanzmarktkrise.
Jüngstes Opfer ist die britische Modedesignerin Allegra Hicks: Wenn an diesem Sonntag die Londoner Modewoche beginnt, wäre Hicks eine der ersten gewesen, die ihre Entwürfe für den kommenden Frühling vorgestellt hätte. Doch wegen der angespannten wirtschaftlichen Lage zogen sich ihre Sponsoren kurzfristig zurück und Hicks, die unter anderem Stars wie Gwyneth Paltrow und Jerry Hall einkleidet, musste ihre Schau absagen. «Damit haben wir überhaupt nicht gerechnet, und nun ist es zu spät, um noch neue Sponsoren zu finden», sagte ein Sprecher von Hicks dem «Independent». Die Kollektion solle nun in einer «eher privaten Umgebung» gezeigt werden. Für die Präsentation der Wintermode 2009/10 werde man dann nach New York ausweichen.

Hicks Absage war nur eine von mehreren schlechten Nachrichten im Vorfeld der Modewoche. Dabei hat es die London Fashion Week ohnehin schon schwer, sich zwischen ihren großen Schwestern in New York, Mailand und Paris zu behaupten. Zwar gilt London als exzentrischster Ort, der internationale Top-Designer wie Alexander McQueen hervorgebracht hat, die großen Modehäuser, einflussreichen Magazine und kaufkräftigen Einkäufer sitzen jedoch vornehmlich in Paris und New York.

Eine zusätzliche Belastung ist die gedrückte Konsumfreude in den USA und in Großbritannien. Zwar wartet London in diesem Herbst wieder mit Top-Designern wie Vivienne Westwood, Stella McCartney und Julien Macdonald auf; doch ausgerechnet Gareth Pugh, der wie nur wenige andere Designer für britische Exzentrik steht, kehrt London in dieser Saison den Rücken. Als diesjähriger Gewinner des renommierten französischen «Andam Fashion Award» stellt Pugh seine Mode erstmals in Paris vor.

Darüber hinaus steht die Londoner Modewoche auch vor einer organisatorischen Belastungsprobe. Denn die Veranstalter der New York Fashion Week wollen ihre Modewoche im Frühling eine Woche später starten lassen, um ihren Designern mehr Zeit zu geben. London, zwischen New York und Mailand die zweite Station, könnten deshalb möglicherweise nur vier statt der bislang sechs Tage zustehen - eine Verschiebung der Mailänder Modewoche scheint bislang nicht möglich zu sein.

Experten befürchten bereits den Abstieg Londons in die zweite Mode-Liga: «Das Problem ist, dass ein gestraffter Zeitplan keine Möglichkeit für neue Talente bietet», sagte Harold Tillman, Vorsitzender des British Fashion Council (BFC), dem «Observer». Zudem besteht die Gefahr, dass die Einkäufer und Journalisten gar nicht erst an die Themse fliegen, sondern von New York gleich nach Mailand weiterziehen.

Die London Fashion Week kann es sich nicht leisten, sich ins Abseits zu manövrieren. Es ist deshalb nicht verwunderlich, dass der Vorschlag der Gesundheitsorganisation Model Health Inquiry, Gesundheitszeugnisse für die Models einzuführen, im August abgelehnt wurde. BFC-Hauptgeschäftsführerin Hilary Riva erklärte in einem offenen Brief, dass andere Modemetropolen «die Notwendigkeit für internationale Gesundheitszeugnisse nicht erkennen» würden. Zwar wurden sieben Vorschläge der Gesundheitsorganisation, die vom BFC ins Leben gerufen wurde, bereits während der Modewoche im Februar umgesetzt, darunter ein Laufstegverbot für Models unter 16 Jahren. Doch im Alleingang einen Gesundheitspass zu verlangen, der vermutlich einige Models mit der Mager-Größe «Size Zero» ausgemustert hätte, wollte man nicht riskieren.

Etwa 500 US-Dollar hätte ein Model für so einen Pass bezahlen müssen - etwa die gleiche Summe, die es für eine Modenschau erhält. Einige Models hätten die Modewoche wegen der Kosten möglicherweise gemieden, erklärte BFC-Sprecherin Caroline Rush. Doch renommierte Models zu verschrecken - dieser Preis wäre für die Londoner Modewoche vermutlich zu hoch gewesen.

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