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09.03.2022
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Adidas bleibt trotz Ukraine-Krieg für Geschäft optimistisch

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DPA
Veröffentlicht am
09.03.2022

Der Sportartikelhersteller Adidas will nach einem Gewinnsprung 2021 trotz der Unsicherheiten rund um den Krieg in der Ukraine im laufenden Jahr weiter zulegen. Dabei dürfte sich das Umsatzwachstum im Vergleich zu 2021 zwar abschwächen, jedoch nicht ganz so deutlich, wie von Marktexperten erwartet. Im wichtigen chinesischen Markt erwartet Adidas nach zuletzt schwachen Quartalen eine leichte Entspannung.

Reuters


Dass das derzeit schwierige Umfeld zu einer kippenden Verbraucherlaune führen könnte, glaubt Konzernchef Kasper Rorsted indes nicht. Auch die mittelfristigen Wachstumsprognosen sieht er nicht in Gefahr, wie er am Mittwoch in einer Online-Pressekonferenz in Herzogenaurach sagte. Im laufenden Jahr sollen Umsatz und Gewinn trotz der erhöhten Unsicherheit im zweistelligen Prozentbereich steigen, kündigte Rorsted an. So soll der Umsatz währungsbereinigt um 11 bis 13 Prozent zulegen. Analysten hatten hier mit etwas weniger gerechnet. Getragen werden soll das Wachstum von Nord- und Lateinamerika sowie der EMEA-Region (Europa, Naher Osten und Afrika).

In der Prognose sei dabei ein Risiko von bis zu 250 Millionen Euro aus dem Russland/GUS-Geschäft enthalten – was rund 50 Prozent der Gesamterlöse des Unternehmens in der Region entspreche, so der Adidas-Chef. Der Konzern hat im Zusammenhang mit dem Angriff auf die Ukraine den Betrieb seiner Geschäfte sowie seinen Onlinehandel in Russland vorerst eingestellt. In der Region kommt Adidas eigenen Angaben zufolge auf insgesamt rund 500 Läden und etwa 7000 Mitarbeiter.

"Wir beobachten die Situation sehr aufmerksam und werden bei Bedarf weitere Unternehmensentscheidungen treffen", erklärte Rorsted. Die Sicherheit und Unterstützung der Beschäftigten stünden dabei im Vordergrund.

Die operative Marge soll sich 2022 trotz der Verwerfungen in der Lieferkette wieder deutlich verbessern und der Gewinn aus dem fortgeführten Geschäft von 1,5 Milliarden im abgelaufenen Jahr auf 1,8 bis 1,9 Milliarden Euro steigen, hieß es weiter. Um die hohen Kosten für Rohstoffe und Logistik aufzufangen, kündigte Finanzvorstand Harm Ohlmeyer "erhebliche" Preiserhöhungen an.

Schwierigkeiten sieht der Manager dabei noch insbesondere im ersten Quartal. Im vergangenen Sommer hatte ein coronabedingter Lockdown in Vietnam die Produktion in dem weltweit wichtigsten Herstellerland für Schuhe unterbrochen. Die Folgen bekomme Adidas auch noch zu Jahresbeginn zu spüren. Der Umsatz dürfte im ersten Quartal im mittleren einstelligen Prozentbereich sinken, erwartet das Management, welches die Umsatzbelastung auf 600 Millionen Euro schätzt. Ab dem zweiten Quartal sieht Adidas keine negativen Auswirkungen der Unterbrechung mehr.

Am Aktienmarkt kamen vorwiegend die Aussagen zum Ausblick gut an. Das zuletzt stark gebeutelte Papier legte gegen Mittag um rund zehn Prozent zu und erholte sich damit von seinem Zweijahrestief.

Im vergangenen Jahr hatte Adidas nach der Corona-Delle 2020 die Umsätze währungsbereinigt um 16 Prozent auf 21,2 Milliarden Euro erhöht. "Im Geschäftsjahr 2021 haben wir trotz einer Vielzahl externer Faktoren, die das ganze Jahr hindurch Angebot und Nachfrage belasteten, sehr gute Ergebnisse erzielt", bilanzierte Rorsted.

Die Aktionäre sollen mit 3,30 Euro je Aktie eine höhere Dividende bekommen als von Analysten erwartet. Für 2020 hatte Adidas 3,00 Euro je Aktie gezahlt.

Das vierte Quartal fiel wegen anhaltenden Problemen in der Lieferkette und in China sowie höheren Kosten für Rohstoffe und Logistik wie erwartet schwächer aus. Der Gewinn im fortgeführten Geschäft sank konzernweit im vierten Quartal um knapp 14 Prozent auf 123 Millionen Euro. Im fortgeführten Geschäft ist die inzwischen verkaufte US-Marke Reebok nicht mehr enthalten.

Der Umsatz sank währungsbereinigt um 3 Prozent auf 5,1 Milliarden Euro. Die Erlöse in China verringerten sich dabei um fast ein Viertel. Damit beschleunigte sich der Rückgang nochmals im Vergleich zum dritten Quartal, als rund 15 Prozent Minus zu Buche standen. Wegen Verstimmungen zwischen China und der westlichen Welt unter anderem beim Thema Menschenrechte war es im vergangenen Frühjahr zu Boykottaufrufen gegen westliche Marken gekommen, was die Nachfrage bis heute massiv belastet und Marktanteile gekostet hat. Ein neues Managementteam rund um Andrew Siu soll die Marke für die Chinesen wieder attraktiver machen. Ein "einheimischer Chef sei dabei sehr wichtig", so Rorsted.

Für das laufende Jahr erwartet Adidas eine Stabilisierung des chinesischen Marktes und ein währungsbereinigtes Wachstum im mittleren einstelligen Prozentbereich. Im Gesamtjahr 2021 hatte in dem früher so wachstumsstarken Markt dank eines guten Jahresauftakts noch ein kleines Plus von drei Prozent zu Buche gestanden.

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