Alexander McQueen: Hervorragende Schnitte und kunstvolle Anatomie

Von

Godfrey Deeny

Übersetzt von
Felicia Enderes

Veröffentlicht am
05.03.2023

Die Designerin Sarah Burton präsentierte am Samstagabend in einer spektakulären Show die neue Alexander McQueen-Kollektion, bei der strenge Schnitte auf eine sinnliche Anatomie treffen.

Diese wurde in einem kreisförmigen weißen Raum in der Nähe des Grabmals von Napoleon enthüllt, während die Gäste auf klappbaren Schulbänken aus Holz Platz nahmen, die in einem Kreis angeordnet waren – als Anspielung auf die gezeigten Kreationen, die verwendeten Muster und sogar die Muskulatur des Oberkörpers.
 
Diese strenge, elegante, herbe und oftmals brillante Kollektion war ein weiteres, ebenso majestätisches wie eindringliches Fashion Statement von Sarah Burton für das englische Modehaus.

Den Anfang machte Naomi Campbell in einer maskulinen Serge-Wollhose und einem passenden Bustier, die Haare zu einem gut 60 cm langen Zopf geflochten. Ihre Ankunft wurde durch ein Video angekündigt, das sie kopfüber auf dem Laufsteg zeigte.

Um diese subtil subversive Note zu verstärken, war auch das Logo des Hauses im Programmheft auf den Kopf gestellt.
 
Für die Männer schnitt Burton präzise doppelreihige Mäntel, bevor sie dasselbe Konzept mit überschnittenen Schultern und einem verlängerten Revers an einer Frau zeigte. Fast wie ein Mini-Schneiderlehrgang innerhalb der Show, und eine clevere Art, an die frühen Tage des Gründers Lee McQueen als Schneiderlehrling in der Savile Row zu erinnern.
 
Dies zeigte sich auch in einem Korsett und einer Hose, die aus einem Stück gefertigt waren, sowie in einem Gangsteranzug mit gebrochenem Nadelstreifenmuster. Das gleiche Material wurde für ein Smoking-Kleid mit Cut-Outs verwendet. Bis hin zu den atemberaubenden Trenchcoats mit gerafften Schultern, entweder aus beiger mercerisierter Baumwolle oder aus violettem Kalbsleder à la Clongowes Wood College, dazu ellenbogenlange Handschuhe.
 
"Ich wollte zu McQueens Ursprüngen zurückkehren, zur Savile Row und zur Maßschneiderei", erklärte Sarah Burton in den überfüllten Backstage-Bereichen.
 
Zuvor fand die Kollektion ihren Höhepunkt in einer Reihe fantastischer anatomischer Drucke von Skeletten oder Muskeln, die auf schwarzen Mänteln aus technischem Organza für Damen und Seiden-Smokings für Herren zu sehen waren.

Burton führte die Idee weiter und fertigte ganze Superheldinnen-Kleider mit Tentakeln aus technischer Wolle, metallischem Seidengarn und Strick. Ein Aran-Pullover – seit jeher ein Markenzeichen von McQueen – wurde mit mittelalterlischen Einflüssen neu interpretiert.
 
"Ich habe mir auch den Film Tár angeschaut und wie sie den Anzug von Cate Blanchett geschnitten haben. Und dann ihre ganze Gestik, wie sie ihren Arm bewegt", erklärte die Designerin.

Diese Show war der jüngste Beweis dafür, dass sie, wenn es darum geht, handwerklich anspruchsvolle Kleidung zu kreieren, nur wenige Konkurrenten in der heutigen Modewelt hat – wenn überhaupt.