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Reuters API
Übersetzt von
Aline Bonnefoy
Veröffentlicht am
03.02.2019
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Amazon enttäuscht nach Rekord-Weihnachtsgeschäft mit schwachem Umsatzausblick

Von
Reuters API
Übersetzt von
Aline Bonnefoy
Veröffentlicht am
03.02.2019

Amazon verzeichnete über die Weihnachtsfeiertage zwar einen Rekordumsatz und -profit, veröffentlichte nun aber für das kommende erste Quartal des Geschäftsjahrs einen Umsatzausblick, der unter den Schätzungen der Wall Street liegt. Grund dafür sind neue regulatorische Entwicklungen im zentralen Wachstumsmarkt Indien, die in dieser Region für Ungewissheit sorgen.


Amazon verbesserte den Reinertrag im vierten Quartal um 63 Prozent auf USD 3 Milliarden (EUR 2,6 Mrd.) - Photo: Reuters


Die Aktien des Unternehmens sanken um über 5 Prozent auf USD 1623,90 (EUR 1417,46) nach Börsenschluss, nachdem die Geschäftsleitung an einer Telefonkonferenz mit Analysten die Finanzlage des Konzerns präsentierte.

Amazon verbesserte den Reinertrag um 63 Prozent auf USD 3 Milliarden (EUR 2,6 Mrd.) im vierten Quartal. Der Umsatz stieg um 20 Prozent, was die Erwartungen der Analysten übertraf. Auch das Treueprogramm des Unternehmens, Amazon Prime, verzeichnete einen Rekordzulauf im vierten Quartal. Beim lukrativen Cloud Computing-Angebot Amazon Web Services ergab sich ein Anstieg um 45 Prozent.

Amazon setzte auf schnelle Lieferungen und exklusive Online-TV-Sendungen, um Kunden anzuziehen und den Wettbewerbsvorteil als weltgrößter Onlinehändler trotz der erstarkenden Konkurrenz von Unternehmen wie Walmart zu verteidigen. Die zunächst geringen Profitmargen konnten durch die von den Händlern für den Versand von und die Werbung für ihre Produkte bezahlten Gebühren erhöht werden.

Doch richtet sich die Aufmerksamkeit der Investoren auf das Ausland, wo Amazon seit langem in Hoffnung auf zukünftige Gewinne Verluste wegsteckte. Obwohl der Betriebsverlust von USD 919 Millionen (EUR 802 Mio.) im Vorjahr auf USD 642 Millionen (EUR 560 Mio.) verringert wurde, könnten neue Regeln in Indien der Geschäftstätigkeit zusetzen. Maßnahmen zum Schutz indischer Unternehmen machen es für ausländische Onlinehändler ab sofort unmöglich, Produkte über Händler zu vertreiben, an denen sie eine Beteiligung halten.

Der CFO des Unternehmens, Brian Olsavsky, erklärte während einer Telefonkonferenz mit Journalisten, die "Lage in Indien" sei "etwas verschwommen".

"Es herrscht eine gewisse Unsicherheit", bestätigte er. Das Ziel von Amazon sei es, die Auswirkungen auf die Kunden und Verkäufer zu minimieren. "Indien eröffnet langfristig weiterhin große Chancen".

Am späten Donnerstagabend hatte der Konzern bereits zahlreiche Produkte vom indischen Portal genommen, um nicht gegen die ab dem 1. Februar 2019 geltenden Bestimmungen für Auslandinvestitionen zu verstoßen, so Reuters.

"Die Entwicklungen in Indien beeinträchtigen die Prognosen für das erste Quartal, während das Wachstum insgesamt auch im Heimmarkt nachlässt", analysierte Colin Sebastian von Baird Equity Research. "Die Aussichten sind nicht schlecht, aber es bleiben genug offene Fragen, die die Aktien mit hoher Wahrscheinlichkeit unter Druck setzen werden".

VORSICHTIGE PROGNOSEN

Das Unternehmen rechnet im ersten Quartal mit einem Nettoumsatz zwischen USD 56 und 60 Milliarden (zwischen EUR 49 und 52 Mrd.). Dies liegt unter dem durchschnittlichen Analystenwert von rund USD 60,77 Milliarden (EUR 53,04 Mrd.), laut IBES-Schätzungen.

In diesen Prognosen beziffert Amazon laut Olsavsky die negativen Wechselkurseffekte mit 2 Prozent.

Weiter betonte der CFO, dass im Geschäftsjahr 2018 im Vergleich zu anderen Jahren nur geringe Investitionen getätigt worden waren. Die Ausgaben für Prime Video beispielsweise – aktuell rund USD 5 Milliarden (EUR 5,3 Mrd.) pro Jahr werden 2019 laut einem Bericht von Reuters ansteigen. Olsavsky wollte nicht weiter auf die geplanten Ausgaben des Konzerns eingehen.

Er erklärte jedoch, dass die Gewinnmarge von Amazon Web Services etwas schwanken werde. Der Umsatz der Abteilung betrug USD 7,43 Milliarden (EUR 6,49 Mrd.), was die Erwartungen von USD 7,26 Milliarden (EUR 6,34 Mrd.) übertraf.

Insgesamt belief sich der Nettoumsatz im vierten Quartal auf USD 72,38 Milliarden (EUR 63,18 Mrd.), was ebenfalls über den Erwartungen der Analysten von USD 71,87 (EUR 62,73) lag. Das gute Ergebnis wurde insbesondere durch die starke Weihnachtssaison und einen erfolgreichen Black Friday ermöglicht.

Diese Zahlen belegen, dass Amazon auch in der Weihnachtszeit seinen "unermüdlichen Angriff" gegen traditionelle Händler weiterführte, so Nicholas Hyett, Equity Analyst bei Hargreaves Lansdown.

Laut Amazon haben sich während der Weihnachtssaison zehntausende Einkäufer für den Prime-Dienst angemeldet, wodurch die Einnahmen durch die Mitgliederbeiträge um 25 Prozent auf USD 4 Milliarden (EUR 3,5 Mrd.) anstiegen. Weltweit sind über 100 Millionen Personen bei Amazon Prime angemeldet.

Diese stetig wachsende Kundenbasis zieht zahlreiche Händler an, die ihre Produkte über den Marketplace des Unternehmens verkaufen wollen. Mittlerweilen stammt über die Hälfte der über Amazon verkauften Produkte von Dritten.

Noch erfolgreicher ist das Werbegeschäft des Unternehmens. Amazon zählt zu den Marketing-Schwergewichten, neben Google von Alphabet und Facebook. Die Amazon-Händler können für bessere Platzierungen in den Suchresultaten auf Amazon bezahlen. Die Einnahmen mit Anzeigen und anderen Marketingelementen stiegen im vierten Quartal um 95 Prozent auf USD 3,4 Milliarden (EUR 3,0 Mrd.).
 

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