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Reuters
Übersetzt von
Felicia Enderes
Veröffentlicht am
28.11.2019
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Anna Wintour: "Liebe deine Kleidung und gib sie weiter"

Von
Reuters
Übersetzt von
Felicia Enderes
Veröffentlicht am
28.11.2019

Kleidung sollte geschätzt, wieder getragen und sogar an die nächste Generation weitergegeben werden, sagte Anna Wintour, die Chefredakteurin des Vogue-Magazins, und forderte mehr Nachhaltigkeit in der Modewelt und weniger Wegwerfkultur.

Anna Wintour


In einem Interview mit Reuters sagte Wintour, die als eine der mächtigsten Persönlichkeiten in der Modewelt gilt, auch, dass die Branche "ein wenig zu spät dran" sei, wenn es darum gehe, Vielfalt und Inklusivität zu verfolgen, und dass die Vogue trotz des rasanten Aufstiegs von Social Media-Größen ein Maßstab für Modefans bleiben werde.

Viele Marken versuchen, ihr ökologisches Engagement zu stärken und junge umweltbewusste Verbraucher zu gewinnen, da der Sektor wegen der Förderung einer Wegwerfkultur in der Kritik steht.

Wintour, die seit mehr als 30 Jahren an der Spitze der amerikanischen Vogue steht, sagte, dass Modefans ihre Kleidung pflegen und weitergeben sollten, was Second-Hand-Schnäppchenjäger sicherlich freuen dürfte.

"Ich denke, für uns alle bedeutet es mehr Aufmerksamkeit für das Handwerk, mehr Kreativität und widerspricht der Einstellung, dass Kleidung nach einmaligem Tragen sofort entsorgt werden kann.", sagte sie.

"(Es geht darum), mit unserem Publikum, unseren Lesern, darüber zu sprechen, die Kleidung, die man besitzt, zu behalten und sie zu schätzen und sie immer wieder zu tragen, und sie vielleicht an die Tochter oder den Sohn weiterzugeben."

Ein Bericht der Unternehmensberatung McKinsey & Company aus dem Jahr 2016 zeigt, dass sich die globale Bekleidungsproduktion zwischen 2000 und 2014 verdoppelt hat, wobei die Zahl der jährlich gekauften Kleidungsstücke pro Person um 60 Prozent gestiegen ist.

VIELFALT AUF DEM LAUFSTEG

Die gebürtige Engländerin Wintour, deren Markenzeichen ihr Bob-Haarschnitt und eine Sonnenbrille sind, ist seit langer Zeit aus der ersten Reihe großer Modenschauen nicht mehr wegzudenken.

Der Film "The Devil Wears Prada" aus dem Jahr 2006 mit Meryl Streep in der Rolle der Chefredakteurin des fiktiven Modemagazins "Runway" soll auf ihr basieren.

Wer oder was in Mode sein soll, habe sich in den letzten zehn Jahren dank Social Media radikal verändert, so Wintour.

Fashion Weeks auf der ganzen Welt, in denen Designer ihre neuesten Kreationen präsentieren, zeigen eine vielfältigere Model-Besetzung, doch Wintour bemängelte, dass sich die Branche in diesem Bereich zu langsam entwickelt habe.

"Wir sehen eine weitaus vielfältigere und integrativere Repräsentation auf dem Laufsteg, auf unseren Social Media-Kanälen und auch auf den Seiten unserer verschiedenen Magazine", sagte sie.

"Ich denke, viel davon hat damit zu tun, dass wir in den Vereinigten Staaten so viele Designer unterschiedlicher Herkunft haben. Solange es keine echte Stimme am Tisch gibt, werden sich die Dinge nicht so ändern, wie sie sollten. Ich glaube, wir haben noch einen langen Weg vor uns."

Wintour, die zudem Artistic Director der Muttergesellschaft Conde Nast ist, sprach am Mittwoch im Rahmen der Vogue Greece "ChangeMakers" mit Reuters in Athen.

Die Vogue Greece kehrte Anfang des Jahres nach siebenjähriger Abwesenheit an die Kioske zurück, da die Verlage darauf setzen, dass die wirtschaftliche Erholung des Landes nach einer Schuldenkrise den Appetit auf Mode- und Lifestyle-Publikationen wieder wecken werde.

Über den zunehmenden Einfluss von Influencern sagte Wintour, sie hätten "lustige und abwechslungsreiche" Ansichten, könnten aber nie mit der Reichweite der Vogue mithalten.

"Weltweit hat die Vogue 127 Millionen Anhänger.... Ich denke, dass die Vogue der größte Einflussfaktor von allen auf globaler Ebene ist."

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