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Fabeau
Veröffentlicht am
03.07.2012
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B&B-Chef Müller: Stellungnahme von der Front

Von
Fabeau
Veröffentlicht am
03.07.2012



Die diesjährige Sommerausgabe der Berliner Messe Bread & Butter trägt den Titel „The Rock“ – ein passender Titel findet Messechef Karl-Heinz Müller, denn die Messe ist in wirtschaftlich schweren Zeiten für die Branche so etwas wie der Fels in Brandung. Immerhin 684 Marken, davon circa 120 neue, bespielen in diesen Tagen das Gelände des ehemaligen Flughafens Tempelhof.
Dass die Zeiten nicht einfach sind, sieht man daran, wie viele große Marken nicht mehr auf der B&B zu finden sind. Daher ging Müller in die Offensive und kommentierte die Marken, die (etwas etwas ungünstig, oder gemeiner: doppeldeutig formuliert) „Out“ sind. Viele waren ohnehin nicht auf dem Erfolgspfad, plagen sich mit fehlender Führung oder schlechten Strukturen oder ließen sich anderweitig entschuldigen. Dazu gehören etwa der Branchengigant Levi’s (interne Umstrukturierungen), Miss Sixty/Energie (schon länger problematisch, erst ohne Führung, dann von den Chinesen übernommen), JC Rags (schwierig), Bench (ebenfalls schwierig, zumindest in UK), Cheap Monday (mittlerweile ein 100%-iges H&M-Projekt), Denim & Supply Ralph Lauren (Positionierung fraglich), Calvin Klein Jeans (so eine Art sinkender Stern) oder Custo Barcelona (unorganisiert oder unfähig?). Außerdem ließen es viele der "Denim-Saurier" in letzter Zeit etwas an Engagement und Kreativität missen. Aber wenn es in den Unternehmen nicht funktioniert, dann kann auch ein Messeauftritt in Berlin das nicht mehr retten: „Die Bread & Butter ist schließlich die Front, und nicht das Lazarett.“
Dazu kommt das Denim mittlerweile ohnehin in der Krise stecken, da nicht nur Frauen, sondern auch Männer lieber bunte weiche Chinos statt Blue Jeans tragen. Der Exodus in der Denim Base führte zu zahlreichen Umpflanzungen aus anderen Areas und Neuzugängen - auch von Marken, die keine Ur-Denims oder ziemlich commercial sind, wie etwa Tom Tailor, Strellson oder Alberto. Laut Müller war es eigentlich ja auch nie die Intention in der Denim-Halle nur Denims zu haben (daher ja auch der Name Denim Base), vielmehr sollten Jeans mit erfolgreichen Marken, die gut dazu passen, präsentiert werden. Im Sinne dieses Mix & Match fanden sich daher dort schon länger Namen wie Desigual, Liu-Jo, Vans oder Converse.


Denim wird neu und leidenschaftlich inszeniert

Jeans kommen aber wieder, davon ist nicht nur Müller, sondern auch der Handel und viele Trendscouts überzeugt. Um das bevorstehende „blaue Wunder“ zu lobpreisen, haben Müller und sein Team den Temple of Denim erschaffen – ein 3.000 Quadratmeter großer Pavilion in der Denim-Halle, wo 27 internationale, angesagte oder neue, aber vor allem hochqualitative Brands ihre Kollektionen um einen 120 Meter langen Holztisch präsentieren. Es ist das neue Herz der Denim-Base, die Keimzelle neuer blauer Trends und damit quasi eine Art Nachwuchsförderung für eine neue Generation von Jeans-Brands.

Düsseldorf soll zuhause bleiben

Auch auf die Berliner Entwicklung ging Müller noch mal ein und sparte nicht mit Kritik: Die Bread & Butter habe den Modestandort Berlin groß gemacht und viele Trittbrettfahrer angezogen. Auch wenn das Angebot zunimmt, wird eines doch immer geringer: die wertvolle Zeit der Einkäufer. Dabei tun sich auch die Veranstalter keinen Gefallen, denn der Wettbewerb wird immer ruinöser – zu Lasten der Aussteller, die über kurz oder lang die höheren Standmieten zahlen müssen.

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Tags :
Denim
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