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Veröffentlicht am
23.11.2017
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Belgien: Der neue europäische Knotenpunkt für einen Erfolg in der Modeszene

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EFE
Veröffentlicht am
23.11.2017

Belgien hat sich in den letzten Jahren zu einem echten Mode-Knotenpunkt und zu einem Erfolgsmodell gegenüber starken Marken aus Paris und New York entwickelt. Das veranlasste die belgische Regierung dazu, die lokalen Talente auch weiterhin zu unterstützen, mit dem Ziel, einen gut etablierten und internationalen Sektor zu schaffen.

Dries Van Noten - Frühjahr/Sommer 2018 - © PixelFormula


Das Land ist zu einer Fallstudie in den Bildungseinrichtungen geworden, unter dem Gesichtspunkt "Made in Belgium" in nur 35 Jahren als hochwertigen Standard zu etablieren, wobei Brüssel und Antwerpen die Modehauptstädte bilden. Beide Standorte profitieren von einer günstigen Lage im Herzen von Europa und von einem riesigen Pool an Talenten.

"Während Antwerpen schon immer von der internationalen Modeindustrie anerkannt wurde, entwickelt sich Brüssel gerade erst als Anwärter. Das Land hat verstanden, dass die Modebranche ihr Image verbessert, den Tourismus ankurbelt und die Wirtschaft stärkt", sagte Philippe Pourhashemi, ein Modeberater aus Brüssel.

Belgiens Modetradition begann mit den Antwerpener Sechs (Dirk Bikkembergs, Ann Demeulemeester, Walter van Beirendonck, Dries van Noten, Dirk Van Saene und Marina Lee), die in den 1980er-Jahren die Welt im Sturm eroberten, als sie ihre Kollektionen der internationalen Presse in London präsentierten.

Kurz darauf verwandelte Martin Margiela das Konzept über den Begriff Luxus und verlagerte die Branche weg vom Glamour der 80er-Jahre, der von Christophe Lacroix und Donna Karan eingeführt wurde, hin zum Minimalismus.

Für Pourhashemi, der als Coach für Nachwuchstalente tätig ist, sind belgische Designer "alternativ" und wollen die Dinge anders machen – eine Eigenschaft, die von dem Zugang zu weniger Ressourcen herrühre, die den großen französischen und italienischen Modehäusern zur Verfügung stünden. Das hätte belgische Designer dazu gezwungen, kreativ und "radikal" zu sein und auf dem Laufsteg auf Theatralik zu setzen, wie es Walter van Beirendonck und Olivier Theyskens machen.

"Sie verteidigen stark ihre kreative Freiheit und wissen aber zugleich, dass sie verkaufen müssen. Die Regierung hat verstanden, dass es wichtig ist, sie zu unterstützen und Inkubatoren bereitzustellen, um das benötigte Handwerkszeug zu liefern, um erfolgreich zu sein", erklärte Pourhashemi.

Belgiens La Cambre in Brüssel und die Königliche Kunstschule in Antwerpen gehören zu den besten Modeschulen der Welt und werden öffentlich finanziert. Sie sind dafür bekannt, die Schüler zu ermutigen, originelle Arbeiten anstelle von Neuinterpretationen zu kreieren, und ebenso bekannt für ihre hohen künstlerischen Standards. Daher macht nur eine kleine Anzahl von Studenten jedes Jahr den Abschluss.

Raf Simons - Herbst/Winter 2017 - © PixelFormula


Neben den Antwerpener Sechs und Martin Margiela zählen Anthony Vaccarello (derzeit Creative Director bei Yves Saint Laurent), Raf Simons (der Dior verließ, um die kreative Leitung bei Calvin Klein zu übernehmen), Olivier Theyskens (der sich nach einer kurzen Station bei Rochas auf seine gleichnamige, eigene Marke konzentriert), Nina Ricci und Glenn Martens (der jüngste Designer aus der belgischen Modeszene mit seinem Label Y/Projekt) zu den berühmten Absolventen.

Der internationale Erfolg wird durch die Unterstützung der nationalen Talente vom eigenen Land unterstützt: Belgische Marken sind bei zahlreichen Einzelhändlern erhältlich und die "Ik koop Belgisch"-Bewegung ("Ich kaufe Belgier") fördert den Kauf von lokal hergestelltem Design.

"Einer der Gründe, warum ich hierher kam, war, mich selbst in die Modekultur zu vertiefen. Die Leute schauen sich die Shows in New York und Paris an und begreifen nicht, dass in Europa viele aufregende Dinge geschehen", sagte Tatiana de la Fuente, Kommunikationsleiterin am IED Barcelona (eine private Design- und Modeschule), die am European Fashion Summit in Brüssel und den Fashion Talks in Antwerpen letzte Woche teilnahm.

Die belgischen Modeschulen sind so erfolgreich, dass immer mehr internationale Studenten für ihr Studium nach Belgien ziehen. Danach siedeln sie entweder nach Paris um, um in den prestigeträchtigsten Ateliers zu arbeiten, oder sie entscheiden sich zum Bleiben und schließen sich der "Made in Belgium"-Bewegung an, so wie die aus der Krim stammende Lena Lumelski.

Neben den Modeschulen fungieren regionale Unterstützungsplattformen wie MAD, Flanders DC und Wallonie-Bruxelles Design Mode als Think Tanks und präsentieren auf mehreren internationalen Messen die belgischen Talente. Sie bewilligen auch Stipendien und organisieren einige der meist gefragten Konferenzen der Branche.