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Aline Bonnefoy
Veröffentlicht am
13.04.2018
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Bernard Arnault feiert LVMH-Rekordjahr und bezeichnet Berichte über eine Übernahme von Chanel als "Fake News"

Übersetzt von
Aline Bonnefoy
Veröffentlicht am
13.04.2018

An der ordentlichen Hauptversammlung des Konzerns stellte der CEO von LVMH, Bernard Arnault, ein weiteres starkes Wachstum in Aussicht, auch wenn angesichts der globalen Wirtschaftslage Vorsicht geboten sei. Vor über 2000 versammelten Gästen sprach der Chef des weltgrößten Luxuskonglomerats in Paris auch über die Gerüchte, wonach LVMH-Manager mit den Inhabern von Chanel Übernahmegespräche geführt hätten. Es handle sich dabei um "Fake News".


Bernard Arnault - LVMH


An der ordentlichen Hauptversammlung des Konzerns stellte der CEO von LVMH, Bernard Arnault, ein weiteres starkes Wachstum in Aussicht, auch wenn angesichts der globalen Wirtschaftslage Vorsicht geboten sei. Vor über 2000 versammelten Gästen sprach der Chef des weltgrößten Luxuskonglomerats in Paris auch über die Gerüchte, wonach LVMH-Manager mit den Inhabern von Chanel Übernahmegespräche geführt hätten. Es handle sich dabei um "Fake News".

"Wir haben ein Rekordjahr in einem rentablen Markt hinter uns, die Konzernergebnisse waren entsprechend positiv. Dennoch könnte die Konjunktur aus meiner Sicht mittelfristig strukturelle Schwierigkeiten verursachen", erklärte Bernard Arnault dem versammelten Publikum im Pariser Carrousel du Louvre.<<<6>>>
Fashion Network sprach die Nr. 1 des LVMH-Konzerns direkt auf die Berichte an, wonach führende LVMH-Manager Ende 2017 mit den Chanel-Eigentümern Wertheimer zusammengesessen seien, möglicherweise um die renommierte Luxusmarke zu übernehmen. Während die neben ihm sitzenden Führungskräfte mehrheitlich mit deutlich entsetzten oder entgeisterten Blicken reagierten, erklärte Arnault schroff: "Chanel ist ein wunderbares Unternehmen. Doch da laufen keine Verhandlungen, ich weiß nicht, woher Sie diese Information haben. Ich denke, ab einem gewissen Grad muss man das zu den Fake News zählen. Davon gibt’s zurzeit zuhauf".

Der Chef des riesigen Konzerns verwies darauf, dass LVMH im Jahr 2017 erstmals die 40-Milliarden-Euro-Umsatzgrenze knackte. Außerdem liege der Bilanzgewinn zum ersten Mal über EUR 5 Milliarden. Der Cash Flow stieg um 20 Prozent, trotz der Übernahme von Christian Dior und der Koffer- und Gepäckmarke Rimowa. "Das ist das Resultat kreativer Führung", betonte der 69-jährige Konzernchef. Der Steueraufwand betrug im vergangenen Jahr EUR 2,109 Mrd., ein Jahr zuvor waren es EUR 2,318 Mrd.


Arnault denied having held talks with the owners of Chanel - Photo: Chanel - Fall-Winter2018 - © PixelFormula


Außerdem erweiterte der Konzern im vergangenen Jahr sein Markenportfolio in der Wein- und Spirituosenabteilung: "Ein bisschen Whiskey aus den USA und Wein aus Kalifornien – von einem atemberaubenden Ort in Napa, am Ufer der Hennessy Lakes. Eine Reise dahin lohnt sich! Und Tequila aus Mexiko", listete Arnault die Zukäufe auf. Er pries auch die Performance seiner Champagner-Marken, die "ein solides Umsatzwachstum von 4 Prozent vorlegten". Weiter rühmte er eine Cuvée Spéciale von Dom Pérignon, die Cuvée 2, die so gut wie ausverkauft sei. "Sogar ich habe Mühe, eine Flasche davon zu finden. Nein, wirklich! Ich wollte mit für eine Geburtstagsfeier eine Flasche besorgen und bin leer ausgegangen", erklärte er unter allgemeiner Heiterkeit.

Bei den legendären Luxusmarken des Konzerns angelangt, lobte Arnault das Talent des "außergewöhnlichen Schöpfers" Nicolas Ghesquière bei Louis Vuitton und die Einführung der Handtaschenserie von Jeff Koons: "Mona Lisa ist ausverkauft", ereiferte er sich.

"Unser Kreativdirektor bei Vuitton, Nicolas Ghesquière, ist auch sehr stolz darauf, die Première Dame einzukleiden. Das schlägt sich zwar nicht im Umsatz nieder, doch freut es uns, ihr Kleider zu leihen. Sie stehen Frau Macron prächtig!"

Arnault wollte sich nicht zum Umsatz des Luxusmodeportals 24 Sèvres äußern, das angesichts der schieren Größe des Konzerns ein relativ bescheidenes Angebot führt. "Das sind vertrauliche Informationen", wehrte er ab.
 
Bei der Parfüm- und Kosmetiksparte angelangt, schwärmte Arnault, dass Dior weiter Marktanteile gewinnen konnte und "mit dem Männerduft von Sauvage und einem neuen 'Haute Parfum' durchschlagenden Erfolg" hatte. "Kreativität, darauf kommt es in unserem Konzern an. Wir könnten viele andere Marken kaufen – deshalb haben wir Kurkdjian übernommen. Ein vorzügliches kleines Label mit einem überaus begabten Modeschöpfer. Wir sind überzeugt, dass die Marke ganz groß herauskommen kann".



LVMH übernahm den kalifornischen Weinproduzenten Colgin Cellars


Auch die künstlerische Tätigkeit von LVMH ließ den Konzernchef ins Schwärmen kommen: Die russische Ausstellung 'Icons of Art. The Shuchkin Collection' der LVMH-Stiftung "schlug alle Rekorde für eine Gemäldeausstellung in Frankreich". Die Kunststiftung plant nun eine Ausstellung ihrer eigenen Sammlung russischer Kunst aus dieser Zeit.

Mit seiner ruhigen Art gedachte Arnault auch nachdrücklich seines verstorbenen Freundes Pierre Godé, der ihn bei seinen Anfängen in der Luxusbranche begleitet hatte.

Dann richtete er sich direkt an zwei seiner leitenden Angestellten. "Das Jahr 2017 steht bei Dior unter dem Zeichen Ihrer Ankunft. Die Sparten Mode und Parfüm sind dadurch enger zusammengewachsen. Pietro Beccari [neuer Dior-CEO, Anm. d. Red.] kam nach Paris, um seine bereits sehr guten Französischkenntnisse noch zu verbessern. Sidney Toledano [Ex-CEO von Dior und Chef zahlreicher LVMH-Marken, Anm. d. Red.] bleibt unverändert jung. Wir haben einen neuen Designer bei Céline – den unglaublich begabten Hedi Slimane – und die Marke wird durch das Talent dieses Designers unweigerlich großen Erfolg haben. Wir erwarten grandiose Ergebnisse!", freute sich Arnault mit Blick auf den in der ersten Reihe sitzenden CEO Sidney Toledano.
 
Doch der größte Stolz schwang in Arnaults Stimme mit, als er über die Schaffung von Arbeitsplätzen sprach. Der gebürtige Nordfranzose erklärte: "Wir freuen uns, Kunsthandwerker anzustellen. Das braucht Zeit, meist brauchen wir ein Jahr oder gar 18 Monate, bis wir ein Team zusammen haben, das hervorragende Produkte herstellen kann. Als ich Anfang der 90er Jahre zu LVMH kam, beschäftigte der Konzern rund 20.000 Mitarbeitende, heute sind es 140.000"!
 

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