Übersetzt von
Felicia Enderes
Veröffentlicht am
18.10.2019
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Celine setzt mehr denn je auf Lederwaren

Übersetzt von
Felicia Enderes
Veröffentlicht am
18.10.2019

Celine stärkt seine Produktionskapazitäten in der Toskana mit einer neuen Fabrik für Lederwaren. Es ist eine Kategorie, die für das französische Luxuslabel der LVMH-Gruppe von strategischer Bedeutung ist und mehr als die Hälfte seines Umsatzes erwirtschaftet. Celine hat in Radda in Chianti, etwa 40 Kilometer südlich von Florenz, eine hochmoderne Fabrik gebaut, die die bereits in der Region betriebenen Anlagen ergänzt. Es ist ein bedeutender Meilenstein für den Luxusgüterriesen LVMH, der mittlerweile 30 Fabriken in Italien zählt.


Die neue Lederwarenfabrik von Celine in Radda in Chianti - ph Thomas Dell'Agnello


Am Donnerstag reiste Toni Belloni, stellvertretender Generaldirektor der Gruppe und Sidney Toledano, CEO der LVMH Fashion Group, zusammen mit lokalen Vertretern und Séverine Merle, CEO von Celine, in Begleitung ihrer Teams, nach Radda in Chianti zur großen Einweihung der so genannten "La Manufacture" (die Fabrik), einem imposanten Gebäude mit Blick auf den Hügel von Radda, das auf einem 9.000 Quadratmeter großen Grundstück liegt. Unter den Gästen war auch Laudomia Pucci, Vizepräsidentin des florentinischen Labels Pucci.
 
Das Dorf Radda in Chianti liegt inmitten einer Landschaft aus Weinbergen und Tälern und bewaldeten Hügeln, so weit das Auge reicht. Die Fabrik von Celine wurde auf einem alten Industriegelände, dem des ehemaligen Küchenmöbelherstellers Laca, errichtet, das 20 Jahre lang verlassen lag und niedergerissen wurde. Das neu errichtete Gebäude mit Holzdach, Eisenkonstruktion und Glasbausteinen erstreckt sich über 5.200 Quadratmeter und verfügt über weitere 4.000 Quadratmeter Parkfläche im Erdgeschoss.

Die Glasbausteine sorgen für eine natürliche Beleuchtung, neben Solarmodulen für eine optimierte Wärmeleistung verfügt das Dach über ein Regenwassersammelsystem. Das umweltfreundliche, ökologisch nachhaltige Gebäude wurde vom Architekten Fabio Barluzzi entworfen.

Alle Schritte des Herstellungsprozesses der Handtaschen von Celine sind auf einer einzigen zentralen Plattform innerhalb des Gebäudes vereint, einem riesigen Open-Space, der von Fenstern mit Blick auf die gelb-grünen Weinberge des Chianti-Gebiets umgeben ist.
 
In diesem hellen, offenen Raum arbeiten 129 Personen, von denen 117 Lederwarenspezialisten sind, die alle graue Kittel und Sneaker tragen und sich auf ihre Werkbänke und Maschinen konzentrieren, während sie das Leder schneiden und stanzen, die Einzelteile zusammensetzen und die Produkte mit Scheren und Nadeln anfertigen. Es wird erwartet, dass sich die Mitarbeiterzahl bis 2021 verdoppelt. "La Manufacture" ist seit Juni in Betrieb und es fühlt sich an wie ein ruhiger Bienenstock, in dem es auf Fingerfertigkeit und Präzision ankommt. Hier werden rund 15 Linien von Handtaschen und Kleinlederwaren produziert, darunter die Modelle "Trio" und "Triomphe" sowie die Umhängetasche "16".


Die beliebtesten Taschen von Celine, wie das hier gezeigte Modell "16", werden in Radda hergestellt - ph Dominique Muret


"Es ist eine bedeutende Investition", sagt einer der Manager von Celine, ohne Details zu nennen. Nach unseren Informationen dürften es mehr als 20 Millionen Euro sein, die Hälfte davon allein für den Bau der Fabrik. Das Projekt wurde 2015 gestartet, drei Jahre bevor Hedi Slimane 2018 als Creative Director zur Luxusmarke kam.

Séverine Merle betont: "Die Stärke und Einzigartigkeit von Celine besteht darin, dass sie mit Hedi Slimanes kreativer Vision einerseits und ihrerem Savoir-faire andererseits wunderbar auf eigenen Beinen steht. Das Label findet die richtige Balance zwischen Mode und Lederwaren. In dieser Hinsicht ist er anders als jedes andere." Eine weitere Besonderheit von Celine ist, dass es seine Lederwaren schon immer in der Toskana produzieren ließ.
 
Celine betreibt eine weitere Werkstatt in der Region, die sich in Strada in Chianti, 20 km von Radda entfernt, auf halbem Weg zwischen dem neuen Werk und Florenz befindet, und auf Prototyping, Produktion und Reparaturen von Lederwaren spezialisiert ist. "Seit den 1960er Jahren kam die Gründerin Céline Vipiana in die Toskana, auf der Suche nach dieser besonderen handwerklichen Arbeit und vor allem nach dieser unvergleichlichen Art der Lederverarbeitung sowie nach dem Grad an organisatorischer Flexibilität, der es einer zentralen Produktionsstätte ermöglicht, sich auf ein Netzwerk von lokalen Partnern zu verlassen", sagte Sidney Toledano.
 
"Die Produktion begann 1979 im Strada-Werk, einer Fabrik, die das Label 1994 kaufte. Heute arbeiten dort 300 Menschen und es beherbergt auch unsere Ausbildungsstätte", sagt Jean-Marie Tizon, Industrial Director von Celine in Italien.

In der neuen Werkstatt von Radda arbeiten Handwerker mit mehr als 40 Jahren Erfahrung mit jungen Nachwuchskräften zusammen, meist lokale Fabrikarbeiter, die an der internen Akademie von Celine und in der temporären Werkstatt  die in Strada eingerichtet wurde, um sich auf die Inbetriebnahme des neuen Standorts vorzubereiten  in der Lederwarenherstellung ausgebildet wurden. Dieser Ansatz ermöglicht es Celine, seine Expertise im Bereich Lederwaren optimal zu vermitteln.

Die neue Fabrik von Celine in Radda in Chianti, Italien, mit Blick über die Hügel - ph Thomas Dell'Agnello


"An beiden Standorten wird Celine den gesamten Produktionszyklus kontrollieren: von der Forschung und Entwicklung von Rohstoffen (Leder, Textilien und Metallkomponenten) über die Produktentwicklung (Prototyping, Mustererstellung und Kollektionsentwicklung), einschließlich Rohstoffeinkauf, bis hin zur Qualitätskontrolle und Herstellung der fertigen Produkte", erklärte Celine in einer Pressemitteilung.

LVMH beschäftigt derzeit rund 11.000 Mitarbeiter in Italien, eine Zahl, die sich in den letzten fünf bis sechs Jahren verdoppelt hat. Mit "La Manufacture" verfügt die Gruppe nun über 30 Produktionsstätten in Italien. LVMH hat eine starke Präsenz in der Toskana, insbesondere mit einer weiteren Lederwarenfabrik in Incisa im Val d'Arno, die Handtaschen für Louis Vuitton produziert.

Darüber hinaus betreibt die Gruppe seit 2005 eine Accessoires-Manufaktur für Bulgari, während Fendi im nächsten Jahr eine neue 13.000 Quadratmeter große Fabrik am ehemaligen Standort von Fornace Brunelleschi, in Bagno a Ripoli, ebenfalls in der Nähe von Florenz, einweihen soll, wo die Marke seit Jahren mit 250 Mitarbeitern präsent ist. Auch Christian Dior, Givenchy und Loro Piana betreiben Ateliers in der Region.

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