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25.05.2020
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Corona-Pandemie zwingt Einzelhandelsfilialist Herzog & Bräuer in die Eigenverwaltung

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DPA
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25.05.2020

"Die Herzog & Bräuer Handels GmbH & Co. KG befindet sich in einem gerichtlichen Sanierungsverfahren", bestätigt Rechtsanwalt Dr. Jörg Schädlich von der Kanzlei Stapper Jacobi Schädlich. Der Antrag auf ein Restrukturierungsverfahren in Eigenverwaltung wurde am 29. April 2020 gestellt und vom Amtsgericht Leipzig mit Beschluss vom gleichen Tag als vorläufige Eigenverwaltung bestätigt.

Herzog & Bräuer


Dr. Jörg Schädlich wurde als vorläufiger Sachwalter bestellt. Herzog & Bräuer betreibt als Einzelhandelsfilialist 115 Fachgeschäfte, in denen das Unternehmen mit seinen derzeit 477 Mitarbeitern hochwertige Wäschekollektionen vertreibt.

Geschäftsführer Frank Herzog zu den Hintergründen: "Die Auswirkungen der Corona-Krise haben uns keine andere Wahl gelassen. Ab dem 18. März 2020 mussten wir nach behördlicher Anordnung alle 115 Filialen schließen, seitdem konnten wir kaum Umsätze erwirtschaften. Die Kosten für Miete, Löhne, Versicherungen liefen jedoch weiter. Außerdem haben wir durch laufende Lieferverträge mit den Herstellern Verpflichtungen zur Warenabnahme, können diese aber nicht abverkaufen."

Auch wenn es seit dem 16. April 2020 erste Lockerungen und Ladenöffnungen gibt, ist bereits absehbar, dass das vor dem Ausbruch des Corona-Virus erzielte Umsatzniveau kurzfristig nicht erreichbar ist. Zudem ist nicht bekannt, wie lange das Kaufverhalten der Bevölkerung noch durch die Pandemie beeinflusst wird – trotz geöffneter Läden.

Bereits in den letzten Jahren wirkten sich hohe Ladenmieten in den Innenstädten sowie gestiegene Personalkosten bei gleichzeitig sinkenden Margen auf die Ertragslage des Händlers aus. Die jetzige akute wirtschaftliche Krisensituation ist jedoch eine klare Folge des Corona-Virus und der dadurch verursachten massiven Umsatzeinbußen. Trotz Inanspruchnahme von Kurzarbeitergeld, hat dies massive Auswirkungen auf die Liquiditätssituation von Herzog & Bräuer.

Um den Bestand des Unternehmens und die Fortführung des Geschäftsbetriebes nicht zu gefährden, entschieden sich die Geschäftsführer Frank Herzog und Jens Bräuer für den Sanierungsweg eines Eigenverwaltungsverfahrens. Mit einem erfahrenen Sanierungsteam an seiner Seite prüft das Management nun mögliche Ansätze für den Erhalt des Händlers. Als Generalbevollmächtigter unterstützt Rechtsanwalt Stefan Ettelt von der Kanzlei Kulitzscher & Ettelt die Geschäftsleitung. Er verantwortet vor allem den insolvenzrechtlichen Part und hat bereits mehrfach Handelsunternehmen im Verfahren begleitet: "Herzog & Bräuer nutzt ein modernes Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung, was unter Insolvenzschutz innerhalb kurzer Zeit umgesetzt werden kann", berichtet Stefan Ettelt über die Besonderheiten.

"Diese Chance erhalten nur Unternehmen mit einem gesunden operativen Kern, sodass sie aus eigener Kraft mit der Umsetzung entsprechender Restrukturierungsmaßnahmen wieder wettbewerbsfähig werden. Das Management führt dabei das operative Geschäft weiter, der vorläufige Sachwalter begleitet und überwacht das Verfahren. Frank Herzog und Jens Bräuer haben die Krisensituation erkannt und frühzeitig gegengesteuert, sodass die Aussichten auf einen erfolgreichen Neustart bereits innerhalb der nächsten Monate gut sind."

Simon Leopold, Geschäftsführer der ABG Consulting-Partner GmbH & Co. KG, verstärkt das Unternehmen als Sanierungsgeschäftsführer. Seine wesentliche Aufgabe ist die Umsetzung des Sanierungskonzeptes im Unternehmen. Er ist bereits seit 15 Jahren in der Sanierungsberatung tätig. Zu seinen bisherigen Schwerpunkten gehörten unter anderem die Planung, Strukturierung und betriebswirtschaftliche Begleitung von Insolvenzverfahren, auch bei verschiedenen Filialisten.

"Um das Ziel einer kurzfristigen Sanierung zu erreichen, müssen alle Beteiligten an einem Strang ziehen. Wir werden in den kommenden Wochen viele Gespräche mit Mitarbeitern, den Lieferanten und Gläubigern führen und gemeinsam an einer Lösung für den Mittelständler arbeiten", wie Simon Leopold erläutert.

Die Mitarbeiter sind bereits informiert und stehen zum Unternehmen, ihre Löhne sind über das Insolvenzgeld der Agentur für Arbeit bis Ende Juli 2020 abgesichert. Auch der erforderliche (vorläufige) Gläubigerausschuss wurde vom Gericht bestellt und hat seine Arbeit bereits aufgenommen.

Der Einzelhandelsfilialist Herzog & Bräuer zählt bundesweit 115 Geschäfte und beschäftigt derzeit 477 Mitarbeiter, der Sitz des Unternehmens befindet sich in Rötha bei Leipzig. Das Sortiment erstreckt sich auf hochwertige Dessous, Nachtwäsche und Bademoden von namhaften Markenherstellern. Neben den Filialen betreibt das Unternehmen einen Outlet-Store für Ware der Vorsaison sowie einen Online-Shop.

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