Übersetzt von
Aline Bonnefoy
Veröffentlicht am
07.01.2019
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Craig Green: Modische Nomaden mit OP-Einschlag

Übersetzt von
Aline Bonnefoy
Veröffentlicht am
07.01.2019

Craig Green ist der Hohe Priester des modischen Nomadentums. Er hat die Kategorie zwar nicht erfunden, eignete sie sich jedoch eindeutig an.


Craig Green - Herbst/Winter 2019 - London



In jeder seiner Shows scheint es, als befänden sich die Models auf einer Art Reise. So auch an diesem nasskalten Montagmorgen in London, mit einer Kollektion, in der hohe Schneiderkunst, Sportswear und OP-Anzüge zusammenflossen.

Die Show wurde im Inneren des Backsteingebäudes The Vault in Old Billingsgate Market am Themseufer organisiert und erinnerte daran, dass Craig Green in London mit Abstand der innovativste Menswear-Designer seiner Zeit ist.

Das Highlight der Show waren die zuletzt gezeigten Kapuzenmäntel aus technischen Textilien. Die Vorderseite der fünf Mäntel war einfarbig gehalten, der Rücken zeigte jedoch abstrakte Landschaften und kulturelle Collagen in leuchtendem Burgunderrot und Delft-Blau.
 
Einflüsse aus dem OP also, aber auch aus der Psychiatrie mit Zwangsjacken. Diese waren aus einem Material gefertigt, das dem japanischen Washi Tape nahekommt, mit dem in Japan traditionell Trennwände verkleidet wurden. Seine mit zahlreichen Taschen versehenen Karo-Caban-Jacken für Herren wirkten zwar etwas absurd, und doch trugen sie irgendwie auch zum stilistischen Zeitgeist der Kollektion bei. Und die halbtransparenten Kombinationen aus durchsichtigem Nylon und leichtem Strick werden in Zukunft ohne jeden Zweifel in den Einkaufsstraßen der ganzen Welt in vielfältigster Art kopiert werden.


Craig Green - Herbst/Winter 2019 - London



Seine ausgefallenste Idee: Elastische Luftpolsterfolie, zu jeansblauen Tuniken und Hosen zugeschnitten.

"Ich dachte dabei an einen gläsernen Menschen. Zerbrechlichkeit birgt oft auch Stärke. Tradition, Kunsthandwerk, mittelalterliche Stofftechniken und vielleicht, wie jemand sagte, etwas Doktorspielen", lachte der Designer.

In einer Zeit monotoner Athleisure brachte Craig Greens die erfrischendsten Looks Großbritanniens auf die Modebühne. Mit einem brillant gemixten Soundtrack des französischen Star-DJs Frédéric Sanchez und einer Crew, die den avantgardistischen Stil sichtlich liebte, war dem Designer der größte Applaus der dreitägigen London Fashion Week Men's sicher. Und diesen hat er auch klar verdient.
 

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