Übersetzt von
Aline Bonnefoy
Veröffentlicht am
17.12.2018
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Denim: Vorgelagerte Berufsfelder werden immer umweltfreundlicher

Übersetzt von
Aline Bonnefoy
Veröffentlicht am
17.12.2018

An der jüngsten Ausgabe der Denim Première Vision am 5. und 6. Dezember in London gewann der auf umweltfreundliche Lösungen fokussierte Bereich Smart an Umfang. Die Veranstaltung fand zum ersten Mal auf englischem Boden statt und wurde in mehrere Konzepte unterteilt. So gab es im Bereich Smart eine "Library" mit Stoffen und Accessoires, aber auch die "Wardrobe" mit einer Auswahl an gebrandeten Fabrikaten, unter anderem von Pepe Jeans, Mud Jeans, Eileen Fischer, HNST und C&A. Weiter gab es einen "Talks" genannten Programmteil, in dessen Rahmen am zweiten Veranstaltungstag Gesprächsrunden organisiert wurden.


Die "Smart" an der jüngsten Denim Première Vision in London - C.D


Die Sparten Smart Library und Wardrobe wurden im selben Bereich zusammengefasst. Auf Informationsschildern wurden die verschiedenen Umwelt-Label und -Zertifizierungen erklärt, aber auch die jüngsten technologischen Fortschritte im vorgelagerten Bereich. "Wir bieten ein Glossar zur Kreiswirtschaft in der Jeansbranche, weil da niemand den Überblick hat. Es gibt so viele unterschiedliche Label, Kontroversen über einzelne Zertifizierungen usw., dass die Marken und Unternehmen etwas verloren dastehen. Sie befürchten vor allem, die falsche Entscheidung zu treffen. Es gibt keine Zauberlösung und die meisten umweltfreundlichen Optionen haben auch mehr oder weniger stark ausgeprägte Nachteile. Der Bedarf an etwas Pädagogie ist hier gewaltig, zumal das Thema manchmal etwas technisch sein kann. Parallel dazu gab es im vorgelagerten Bereich international eine wahre Sensibilisierung. Nicht zuletzt, da die Jeansproduktion starker Kritik ausgesetzt war", erklärt Pascaline Wilhelm, künstlerische Leiterin der Première Vision-Messen.

Inoffiziell erinnerten mehrere Persönlichkeiten der Branche daran, dass die EU-Normen seit langem sehr hohe Anforderungen an den Umweltschutz enthielten. Dennoch kommunizieren nur wenige europäische Akteure laut und deutlich zu diesem Thema. In der Türkei und in Asien betonten die Unternehmen jedoch, welche Maßnahmen sie bereits umgesetzt haben.


An der Smart wurde ein Glossar zur Kreiswirtschaft in der Denimbranche präsentiert - DR


"Ich arbeite seit fast 40 Jahren in der Jeansbranche in Italien. Die Regeln in Europa sind in der Tat seit geraumer Zeit sehr strikt für die Textilindustrie. Der Graben mit Asien ist noch sehr tief … auch wenn einige Maßnahmen hervorgehoben werden. Unsererseits pflegen wir Transparenz und versuchen, die Bedürfnisse der Umwelt zu berücksichtigen. Auch wenn es im Jeans-Markt ein ständiges Auf und Ab gibt, so haben die Luxusmarken in Europa verstanden, dass es in ihrem Interesse ist, mit den europäischen Produzenten zusammenzuarbeiten", erklärt Roberto Righetti, Produkt- und Vertriebschef für den italienischen Weber Berto.

Weit ab von Europa stellt der größte pakistanische Denim- und Jeansproduzent Soorti nach eigenen Angaben monatlich 6 Millionen Stoffmeter und zudem 3,3 Millionen Jeans pro Monat her. Der Produzent hat eine umweltfreundliche Strategie eingeführt und verfolgt dabei mehrere Ansätze: "Zero Waste Water" oder eine Reduktion der verwendeten Wassermengen und des Baumwoll- und Polyesterbedarfs. Soorti erzielte in der LEED-Zertifizierung (Leadership in Energy and Environmental Design) die höchste Stufe: Platin. "Wir erklären unseren Ansatz, unsere Produkte, doch müssen die Marken und Unternehmen sich überlegen, wie sie all dies im Marketing umsetzen können. Zur Zeit befinden sich viele Kunden noch in der Überlegungsphase vor der Zusammenarbeit", so einer der Verkaufsleiter für Großbritannien. Allem guten Willen zum Trotz gibt Soorti auf der firmeneigenen Website an, dass noch ein weiter Weg vor dem Unternehmen steht. Die Marke will ihren Higg-Score verbessern (Higg ist ein Tool zur Messung von Nachhaltigkeit), um bis 2020 einen Wert von "75 Prozent" zu erreichen.


Die Auswahl fertiger Produkte gibt einen Ausblick auf die Möglichkeiten - DR


Nach Europa und Asien ist auch Südamerika ein wichtiger Akteur in der Stoffbranche. Der brasilianische Konzern Vicunha und seine europäische Filiale haben seit 2006 eine Nachhaltigkeitsstrategie eingeführt. Der Weber enthüllte an der Messe unter anderem ein ungefärbtes Gewebe, das wie ein Denimstoff verwendet und verarbeitet werden kann. "Global orientiert sich der Markt auch heute noch stark am Preis, aber da wir den umweltbewussten Ansatz 2006 über die gesamte Produktionskette hinweg eingeführt haben, hat er keine Auswirkungen auf unsere Preise. Wir bleiben sehr wettbewerbsfähig, aber ich finde, dass wir nicht genügend über unsere Engagements und unsere Umweltschutzpolitik informieren. Das ändern wir aber Schritt für Schritt und die Rückmeldungen der Kunden sind sehr positiv", betont Deborah Turner, UK-Chefin bei Vicunha.

Mehrere Weber (Advance Denim, Arvind, Cone Denim und Kipas) stellten die jüngsten Produktentwicklungen mit den neuen Innovationen von Cordura vor. 2009 launchte die Invista-Marke das Programm "Cordura Cares", um Projekte in vier Kategorien zu unterstützen: Verantwortungsvolle Produktion, nachhaltige Performance, widerstandsfähige Stoffe und Corporate Citizenship. In diesem Rahmen zeigte Artistic Milliners die Kollektion "SuperCharged Noir" mit der 5S-Technologie von Tencel. Diese bietet eine höhere Farbbeständigkeit sowie sanftere und elastischere Stoffe, die die Lebensdauer der Produkte verlängern. "Diese neuen umweltbewussten Produkte sind etwas teurer als der Durchschnitt, doch handelt es sich um Premiumprodukte, die auf die Anforderungen eines sich im Wandel befindenden Marktes eingehen. Unsere R&D-Abteilungen arbeiten aktiv an der Suche nach neuen umweltfreundlichen Lösungen", so Cindy McNaull, Globale Marketingleiterin der Marke Cordura.

So kurz nach der wilden Kaufwut am Black Friday mochte es widersprüchlich erscheinen, in der heutigen Zeit von Umweltschutz, Menschenrechten, aber auch von einem Schritt in Richtung beständige Produkte zu sprechen. Dennoch weisen zahlreiche Indikatoren darauf hin, dass die Verbraucher von den Marken und Unternehmen immer mehr Transparenz im Sourcing erwarten. Dies gilt besonders für die Millennials, eine bevorzugte Zielgruppe der Modebranche.
 

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