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Aline Bonnefoy
Veröffentlicht am
11.03.2021
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Desigual: 2020 geht als schwarzes Jahr in die Geschichte des Unternehmens ein

Übersetzt von
Aline Bonnefoy
Veröffentlicht am
11.03.2021

Die Pandemie hat Desigual nicht verschont. Die Gesundheitskrise traf die katalanische Marke mit voller Wucht, als sie sich zaghaft zu erholen erschien. Nach dem Austritt von Eurazeo aus dem Unternehmenskapital hatte Desigual eine interne Restrukturierung angestrengt, die zu diesem Zeitpunkt erste Früchte trug. Das Unternehmen, das seit 2015 Gegenwind verspürte, arbeitet schon seit fünf Jahren an seiner Neuausrichtung. Doch noch nie in der Geschichte der Marke seit ihrer Gründung im Jahr 1984 erlebte sie ein so schwarzes Jahr wie im Corona-Jahr 2020.


Die letzte Desigual-Kollektion in Zusammenarbeit mit Christian Lacroix - Desigual


Im Februar 2020 trat Thomas Meyer erstmals vor die Presse. Damals schien das Coronavirus noch eine weit entfernte Bedrohung, die sich auf den asiatischen Kontinent begrenzte und sich auf den Umsatz, die Produktionsketten und die Logistik im fernen Asien auswirkte.

Trotz der sorgfältigen Berücksichtigung einer möglichen Ausbreitung des Virus, zeigte sich der Gründer der katalanischen Modemarke damals "zufrieden" mit den Ergebnissen des Geschäftsjahrs 2019, obwohl zum vierten Jahr in Folge ein Umsatzrückgang verzeichnet wurde. "Wir sind da angelangt, wo wir sein müssen", schloss er philosophisch und war stolz, das Ruder erfolgreich herumgerissen zu haben. Er sah die "schwierigen Jahre", die das Unternehmen erlebt hatte als eine Chance, sich neu zu erfinden. Und erklärte: "Desigual ist eine Marke, die aus dem Bedürfnis heraus entstanden ist, sich den Umständen anzupassen".

Um die durch die Pandemie ausgelösten Schwierigkeiten zu überwinden, musste er sicherlich tief in seinem philosophischen Schatz graben: Die Auswirkungen auf die Geschäftstätigkeit waren verheerend, der Umsatz brach um 38,8 Prozent auf EUR 360 Millionen ein. Weit unter dem Vorjahreswert von EUR 589 Millionen, als lediglich ein Umsatzrückgang um 10 Prozent zu beklagen war.

Die guten Ergebnisse im Onlinehandel sind nicht ausreichend



Wie für viele andere Unternehmen der Branche brachte der Onlinehandel frischen Wind in eine anderweitig katastrophale Situation. Der Onlinehandelsumsatz verbesserte sich im Jahr 2020 um 48,6 Prozent auf EUR 100 Millionen.

Doch obwohl damit ganze 28 Prozent des Konzernumsatzes erzielt wurden, reichte dieser Anstieg "nicht aus, um die Auswirkungen von Covid-19 zu kompensieren". 2020 investierte das Unternehmen außerdem EUR 18 Millionen in die Entwicklung der Onlinehandelstätigkeit und die Einführung von IT- und Logistikprozessen, um "den digitalen Wandel zu begleiten".

2019 schrieb Desigual mit einem Gewinn von EUR 7,5 Prozent endlich wieder schwarze Zahlen. 2020 folgte die gegenteilige Entwicklung und der Konzern rutschte mit einem Verlust von EUR 83 Millionen tief in die roten Zahlen. Zum Glück blieb der Cashflow mit EUR 108 Millionen positiv, durch "agile und schnelle Entscheidungen in der ersten Phase der Pandemie" und durch Maßnahmen zur "Bestandsverwaltung und Aufwandverminderung". Dadurch soll es Desigual gelingen, "die kommenden Herausforderungen mit einer gesunden Finanzstruktur und ohne Schulden zu meistern".

Am Mittwoch, 10. März wurden die Geschäftsergebnisse des Konzerns veröffentlicht. Zu diesem Anlass gab Desigual auch Einblick in die regionalen Zahlen. 65 Prozent des Umsatzes wurde in den Märkten Spanien, Frankreich, Italien und Deutschland erzielt.

Doch genau in diesen vier EU-Ländern wurden 2020 lange Ladenschließungen verordnet: In Frankreich waren die Läden während 33 Prozent der Arbeitstage geschlossen, in Spanien betrug dieser Wert 28 Prozent, in Italien 26 Prozent und in Deutschland 22 Prozent. Darüber hinaus litt die Marke unter den "schwachen Besucherzahlen zwischen den verschiedenen Wellen und dem deutlichen Rückgang im Tourismus", so besonders im Schlüsselmarkt Spanien. Im Berichtszeitraum ging der Umsatz in den Ladengeschäften um 45 Prozent zurück.

Ziel: Rückkehr zur Normalität 2022



"2020 war ein besonders kompliziertes Jahr, mit bedeutenden pandemiebedingten Auswirkungen in unseren wichtigsten Märkten. Wir haben dieses Übergangsjahr genutzt, um einige wichtige Projekte, die wir für die Zukunft geplant hatten, zu beschleunigen und die finanzielle Position des Unternehmens zu stärken", erklärt Desigual-CEO Alberto Ojinaga. Er betont, die "Maßnahmen zur Bestandsverwaltung und Aufwandverminderung haben es uns ermöglicht, einen gesunden Cashflow zu bewahren".

Für 2021 stellt sich Desigual auf ein "schwieriges" Jahr ein: "Gegenwärtig sind noch 50 Prozent unserer Läden von Total- oder Teilschließungen am Wochenende betroffen", so Ojinaga. "Doch mit der Beschleunigung unserer Projekte zur Neustrukturierung unseres Produktangebots, der Neuausrichtung unserer Marke und der Entwicklung der Onlinetätigkeit, die ersten Früchte tragen, können wir optimistisch in die Zukunft blicken". Der CEO gab sich zuversichtlich: "Wenn das Impfsystem bis im Sommer eine gewisse Stabilisierung der Situation ermöglicht, dürften wir noch in diesem Jahr in den Gewinnbereich und bis 2022 zur Normalität zurückkehren".

Für ihn führt die Zukunft über ein Omnichannel-Modell und dabei insbesondere die Weiterentwicklung des Online-Stores. Desigual erschließt rund hundert neue Märkte. "Für 2023 haben wir es uns zum Ziel gesetzt, 60 Prozent des Umsatzes aus dem kombinierten Onlinehandels- und Auslandsumsatz außerhalb Europas zu beziehen". Aktuell liege dieser Wert bei rund 45 Prozent. Die Onlinehandels-Plattform von Desigual soll bis Ende Jahr in rund 150 Ländern aktiv sein. "Unsere Priorität ist es, näher an unsere Kunden zu kommen und die Digitalisierung des Unternehmens zu beschleunigen", sagt Alberto Ojinaga abschließend.

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