Übersetzt von
Aline Bonnefoy
Veröffentlicht am
04.12.2019
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Dior Pre-Fall: Zwischen Kunstmessen-Flair und Jet-Set-Glamour in Miami

Übersetzt von
Aline Bonnefoy
Veröffentlicht am
04.12.2019

Dior Homme-Kreativdirektor Kim Jones reiste mit seiner jüngsten Kollektion in die USA. Er enthüllte die Pre-Fall-Kollektion 2020 mit einer hochkarätigen Menswearshow in einem der angesagtesten Stadtviertel Miamis.


Dior Men - Pre-Fall 2020 - Menswear - Miami - © PixelFormula


Nachdem der Kreativdirektor drei Saisons lang mit bekannten zeitgenössischen Künstlern zusammengearbeitet hat, entschied er sich nun für Shawn Stussy, den Gründer des Streetwear-Labels Stussy. Der halbpensionierte Künstler – er verkaufte Stussy bereits vor zwei Jahrzehnten – entwarf für Kim Jones sechs grafische Kunststücke in Schwarz-Weiß, die das Rückgrat der Show bildeten.

Die Eröffnungslooks zeigten vorzügliche Kaschmir-Tops mit den nahtlosen psychedelischen Stussy-Prints, elegante Sportshemden in "Tutti Frutti"-Art Deco-Farben, Mini-Westen und passende Pythonprint-Jacken und -Hosen. Vielmals in Couture-Qualität, wie die wundervollen mit Perlen bestickten Hemden, für deren Herstellung in den Dior-Ateliers 260 Arbeitsstunden erforderlich waren. Auch die beliebte Herren-Satteltasche und eine Reihe von Matrosenmützen des Hutmachers Stephen Jones wurden mit Perlen geziert.

Die Gäste drängten sich in einen riesigen tonnenförmigen Saal, David Beckham in einem glänzenden crèmefarbenen Zweireiher aus Satin, Kate Moss, Silvia Fendi, Peter Dundas, Maluma, Gwendoline Christie, Ricky Martin in einem Playboy-weißen Anzug, Giles Deacon, Kim und Kourtney Kardashian, Lily Allen, Pusha T, David Harbour, Hero Fiennes-Tiffin, Xavier Dolan, Bella Hadid, Winnie Harlow und natürlich Stussy.

Kim Jones enthüllte im Rahmen der Show auch seine jüngste Zusammenarbeit: Viele Models trugen neue knöchelhohe Air Jordans, in denen der Dior-Print, der klassische Swoosh und die für das Haus charakteristische taubengraue Farbe zusammenfanden.

Außerdem warf er einen Blick zurück auf Yves Saint Laurents Dior-Kollektion Miami Nights aus dem Jahre 1960 – mit glamourösen Art Deco-Einflüssen – sowie auf die Farbpalette jener Zeit. "Mit unserer Reise nach Miami konnten wir nicht umhin, uns von den glamourösen 60er-Jahren inspirieren zu lassen, vom Jet-Set-Glamour jener Zeit, als die Menschen zu einer Dior-Boutique reisen und nach Miami kommen konnten, um alle Stars zu sehen", erklärte Kim Jones.

Im Herzen der Kollektion stand der Anzug – präzis geschnittene Klubjacken und Anzüge aus cremefarbenem Kaschmir mit überzogenen Knöpfen, wie sie Monsieur Dior zuerst für seine Bar-Jacke verwendet hatte. Der Kreativdirektor von Dior Homme zügelte auch die Allüre seiner charakteristischen Jacke mit sichtbarem Innenband und legte tadellose Schneiderkunst an den Tag.


Dior Men - Pre-Fall 2020 - Menswear - Miami - © PixelFormula


"Als klar wurde, dass wir während der Kunstmesse nach Miami kommen, wollte ich mit einem Künstler zusammenarbeiten, aber nicht einem Künstler im klassischen Sinn – so kam die Zusammenarbeit mit Shawn Stussy zustand. Doch wie alle Künstler, mit denen ich gearbeitet habe, verfügt er über dieselbe selbstsichere Hand und eine Grundlinie, die mir zuspricht", so Jones weiter.
 
Und als Zeichen der Bedeutung der Marke Dior wurde mit der Show des Luxushauses auch gleich der größte neue Kunstraum Miamis, das private Rubell Museum, eingeweiht.

Rund 700 Gäste versammelten sich in einem spezifisch für die Marke eingerichteten Showbereich außerhalb des Museums, bevor sie in den Genuss einer privaten Führung durch das Rubell Museum kamen. Es handelt sich um den bemerkenswertesten Kunstraum, der in den vergangenen Jahren in den USA eröffnet wurde. Das Museum verfügt mit 7200 Werken von rund 1000 Künstlern über eine der führenden modernen Sammlungen zeitgenössischer Kunst in den USA.

Mera und Don Rubell sammelten ihre ersten Kunstwerke nach ihrer Hochzeit in den 60er-Jahren und ihr unfehlbarer Geschmack und die Fähigkeit, vielversprechende unbekannte Künstler früh zu erkennen, brachten ihnen schnell einen hervorragenden Ruf ein. In den späten 70er-Jahren kauften sie Werke von Cindy Sherman und Jeff Koons und in den frühen 80er-Jahren investierten sie in Keith Haring und Richard Prince.

1993 eröffneten sie ihre erste Galerie in einer ehemaligen Lagerhalle der Drug Enforcement Agency (DEA) im damals noch heruntergekommenen Wynwood-Viertel. Nachdem sie das Quartier in ein angesagtes Bar- und Galerienviertel verwandelt hatten, verkauften sie das Gebäude und erwarben einen riesigen Standort im nahegelegenen Allapattah. Dieser umfasste sechs Industriebauten auf fast 10‘000 m². Auch hier dürfte die Gentrifizierung nach der Dior-Show von gestern Abend schon bald einsetzen.


Dior Men - Pre-Fall 2020 - Menswear - Miami - © PixelFormula


Angesichts der exotischen Hautfarben, die in der Show zu sehen waren, eignete sich der Standort optimal für den Anlass. Allapattah ist das örtliche indianische Wort für Alligator.

Die Gäste konnten eine wahrhaft einzigartige Kunstkollektion bewundern – die goldene Nachbildung architektonischer Überreste von John Miller, die Cowboy-Bilder von Richard Prince und Werke des aktuellen Lieblings der Szene, Oscar Murillo.

In Allapattah wurde noch ein weiteres Kunst-Projekt aufgegleist: Der Immobilien-Milliardär Jorge M Pérez eröffnete den neuen El Espacio 23, der auch Wohnungen für Künstler und Gastkuratoren bietet.

Nach der Show spielte Orville Peck für die 2000 Party-Gäste eine angesagte Mischung aus Country und westlicher Musik. Später wurde über dem in den Stussy-Dior-Print gekleideten Laufsteg ein Feuerwerk entzündet. Bei weitem kein Budget-Event, verschiedenen Quellen zufolge soll Dior über 100 Räume im glamourösen Miami Beach-Hotel The Edition gebucht haben soll. Einstiegspreis für eine Nacht während der Kunstmesse: USD 1300 pro Zimmer.

Bei Dior hat die Zusammenarbeit mit bildenden Künstlern Tradition. Bevor er zum Couturier wurde, besaß Herr Dior eine Galerie, in der er Werke von Picasso, Dalì und Magritte ausstellte. Nur wenige seiner Nachfolger waren so künstlerisch veranlagt wie Kim Jones, bei dessen Debütshow für das Haus eine riesige Statue einer Cartoon-Figur von Kaws im Raum schwebte und dessen jüngstes Set im Juni in Paris vom Künstler Daniel Arsham entworfen wurde.

Da er in Miami weilte, konnte Kim Jones den British Fashion Council Awards nicht persönlich beiwohnen. Er wurde in seiner Abwesenheit zum Menswear Designer of the Year gekürt. Das mutige modische Statement in Miami ist ein weiterer Beweis, dass die Auszeichnung mehr als verdient ist. Bei Dior geht der Designer in seiner Arbeit voll auf und hat sich die ganze DNA von Dior meisterhaft einverleibt.

"Wieso wir in Miami sind? Weil die Kollektion hier vorzüglich funktioniert und weil in der kommenden Woche alle, die in der kreativen Branche tätig sind, in Miami sind. So einfach ist das", strahlte Dior-CEO Pietro Beccari.  

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