Von
DPA
Veröffentlicht am
31.03.2022
Lesedauer
3 Minuten
Herunterladen
Artikel herunterladen
Drucken
Textgröße

Erholung stockt: H&M spürt Ukraine-Krieg

Von
DPA
Veröffentlicht am
31.03.2022

Der Ukraine-Krieg hat in den vergangenen Wochen die Erholung der Bekleidungskette Hennes & Mauritz von der Corona-Krise ausgebremst. Nach einem schwungvollen Jahresstart verlangsamte sich das Wachstum des schwedischen Konzerns im März merklich, wie H&M am Donnerstag in Stockholm berichtete. Neben dem Krieg dämpft auch die anziehende Corona-Pandemie in China die Aussichten auf eine beschleunigte Erholung des Inditex-Konkurrenten. Die H&M-Aktie brach ein, zuletzt notierte die Aktie mehr als neun Prozent tiefer.

H&M Group


Seit Monatsbeginn bis zum Stichtag 28. März lagen die Erlöse der H&M-Gruppe demnach in lokalen Währungen nur noch sechs Prozent über dem Vorjahreszeitraum. Dabei hatten die Schweden im ersten Geschäftsquartal, das im Konzern von Dezember bis Februar läuft, den endgültigen Zahlen zufolge ein Umsatzplus von 23 Prozent (18 Prozent in lokalen Währungen) auf rund 49,2 Milliarden schwedische Kronen (rund 4,8 Mrd Euro) erzielt und damit ihre jüngste Erholung weiter beschleunigt.

H&M war einer der ersten Einzelhändler, der direkt Konsequenzen aus dem Krieg zog und nun davon getroffen wird. Das Unternehmen hat seit Beginn des Konflikts sämtliche Aktivitäten in Russland, der Ukraine und in Weißrussland auf Eis gelegt. Insgesamt seien 185 Filialen und der Online-Handel in Russland betroffen, hieß es von H&M. Diese herausgerechnet, hätte das Wachstum im März elf Prozent betragen. Außerhalb dieser Regionen hält der Konzern weitere 42 Läden derzeit wegen Auflagen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie geschlossen.

Nach dem schwer durch die Pandemie belasteten Vorjahr kehrte der Konzern im ersten Geschäftsquartal zwar in die schwarzen Zahlen zurück, verfehlte die Erwartungen der Analysten jedoch deutlich. Unter dem Strich kam ein Gewinn von 217 Millionen Kronen heraus, nach knapp 1,1 Milliarden Verlust ein Jahr zuvor.

Jefferies-Analyst James Grzinic sprach von drei Berichtsmonaten, die für die Textilkette noch schlimmer ausgefallen seien als befürchtet. Zwar ist der Jahresstart in der Regel für H&M eine schwache Periode, weil der Konzern nach dem Weihnachtsgeschäft zumeist hohe Rabatte gewährt. Doch die Preisnachlässe hätten die Schweden diesmal weitgehend unter Kontrolle gehabt, schrieb der Jefferies-Experte. Die verfehlten Gewinnerwartungen sieht er vielmehr in einem deutlichen Anstieg der Betriebskosten begründet. Diese Entwicklung sieht er als Zeichen der Verlagerung des Konzernfokus von der Liquiditätssicherung hin zu Wachstumsambitionen.

Der H&M-Konzern mit weiteren Marken wie COS, Monki, Arket und & Other Stories hatte sich erst im Januar ehrgeizige Ziele gesetzt und eine Umsatzverdoppelung bis 2030 in Aussicht gestellt. Nun verwies der Vorstand darauf, dass neben höheren Kosten für Rohmaterialien und Lieferungen auch Wachstumsinitiativen etwa im technologischen Bereich auf dem Quartalsergebnis gelastet hätten. Mit solchen Vorstößen lege die H&M-Gruppe gleichzeitig eine bessere Grundlage für langfristiges Wachstum, betonte Firmenlenkerin Helena Helmersson.

Auch treibt der Konzern den Umbau seines Filialnetzes voran. Während im Jahresverlauf vor allem neue Läden in Schwellenländern eröffnen sollen, macht der Konzern im Gegenzug noch mehr Filialen vor allem in etablierten Märkten dicht. Bis zum Jahresende soll dadurch das aktuell mehr als 4700 Häuser zählende Netzwerk um rund 145 Filialen schrumpfen.

Jefferies-Analyst Grzinic sieht es nunmehr als wesentlich an, inwieweit bei H&M die steigenden Betriebskosten in Zukunft durch die Nachfrage ausgeglichen werden können. Die aktuell angespannte Lage in den Lieferketten und an den Beschaffungsmärkten dürfte zumindest das zweite Quartal erneut überschatten, denn den Konzernangaben zufolge rechnet H&M vor diesem Hintergrund mit schlechteren Bedingungen für den eigenen Einkauf als im Vorjahr.
 

Copyright © 2024 Dpa GmbH