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Aline Bonnefoy
Veröffentlicht am
06.05.2021
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EU: Wie krisensicher ist die Strategie für die Textilindustrie?

Übersetzt von
Aline Bonnefoy
Veröffentlicht am
06.05.2021

Die Europäische Union hat soeben eine aktualisierte Version ihrer Industriestrategie präsentiert, die sich auf die Begleitung von 14 industriellen Ökosystemen stützt (darunter auch die Textil- und Einzelhandelsbranche). In den verschiedenen Bereichen sollen für die Umsetzung "Vertrauenspartner" beigezogen werden. Eine strategische Entwicklung, die der Verband der europäischen Bekleidungs- und Textilindustrie Euratex begrüßt. Er befürchtet jedoch, dass sich die Strategie auf eine Branchenrealität stützt, deren Lage mit der Gesundheitskrise besonders prekär geworden ist.


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"Wir sind sehr zufrieden damit, dass unser Bedürfnis einer soliden industriellen Grundlage in Europa anerkannt wurde, doch kämpfen wir gleichzeitig darum, diese Basis aufrecht zu erhalten", berichtete Euratex-CEO Dirk Vantyghem. Er erinnerte daran, dass die Aktivität der Branche um 10 bis 20 Prozent schrumpfte. "Unsere Unternehmen stehen vor großen Herausforderungen mit Blick auf die Überregulierung und den Anstieg der Energie- und Beschaffungskosten. Als würde uns mit einer Hand Hilfe angeboten, während die andere fest zudrückt".

Wie FashionNetwork.com berichtete, ist die Textilbranche seit vergangenem Jahr mit einem gleichzeitigen Anstieg der Fracht- und der Rohstoffkosten konfrontiert. Der Baumwollpreis stieg laut Branchenverband Union française des industries textiles (UIT) innerhalb von fünf Monaten um 35 Prozent an. Die Zunahme beträgt bei Acrylfasern 60 bis 70 Prozent, bei Polyamiden und Polypropylen 100 Prozent, beim Recycling-Polyester 60 Prozent, bei Bio- und GOTS-Baumwolle 100 Prozent, bei Wolle 10 Prozent (seit September, nach dreijährigem Preisrückgang) und bei Leinenfasern 25 Prozent (aufgrund der wachsenden Nachfrage und einer geringen Ernte 2020). Während die Preise für Zusatzstoffe, Verpackungen und andere Materialien in die Höhe schnellten, muss die Textilbranche zusätzlich mit deutlich höheren Frachtpreisen zurechtkommen, die von 1800 auf 8000 Dollar angestiegen sind.

Euratex begrüßt somit die erklärte Absicht der EU, gegen Wettbewerbsverzerrungen anzukämpfen, die durch ausländische Subventionen im Binnenmarkt entstehen. Doch mahnt der Verband auch, dass die EU-Grenzen offenbleiben müssen, da die Branche mit Zulieferern und Auftraggebern aus aller Welt im Austausch steht.


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"Die europäische Textil- und Bekleidungsbranche hat turbulente Zeiten hinter sich. Heute haben wir im Rahmen der neuen Industriestrategie der EU die Möglichkeit, ein neues Geschäftsmodell zu entwickeln, das sich auf Innovation, Qualität, Nachhaltigkeit und Fairness stützt", versichert Dirk Vantyghem. "Wir sind sehr gespannt, diese neue europäische Strategie mit allen betroffenen Akteuren für die Textilbranche umzusetzen".

Ende 2020 sprach der Verband der europäischen Bekleidungs- und Textilindustrie Euratex mit Blick auf die Entwicklung der Geschäftstätigkeit der Branche von "positiven Anzeichen", verwies jedoch auf eine ungewisse Erholung. Die europäische Textil- und Bekleidungsbranche umfasst rund 160.000 Unternehmen und beschäftigt ca. 1,5 Millionen Menschen. Sie exportiert alljährlich Waren im Wert von EUR 61 Milliarden.

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