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Felicia Enderes
Veröffentlicht am
23.02.2018
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Fosun will Lanvin zu seinem Aushängeschild machen

Übersetzt von
Felicia Enderes
Veröffentlicht am
23.02.2018

Fosun, das am Donnerstag die Übernahme des Lanvin-Modehauses bestätigte, ist noch nicht besonders erfahren in der Modewelt, aber auch kein Neuling. Dieser chinesische Mischkonzern, der für seine umfangreichen Akquisitionen in einer Vielzahl von Tätigkeitsbereichen bekannt ist, hält über die Fosun Fashion Group bereits eine Mehrheitsbeteiligung oder zumindest wesentliche Beteiligungen an fünf Marken: Folli Follie, St John, Caruso, Tom Tailor und Iro.

Sommer-Kollektion 2018 - Lanvin

 
Neben Lanvin würde die Gruppe mit einem Umsatz von 9,4 Milliarden Euro im Jahr 2016 gerne einen weiteren Namen in diese Liste aufnehmen: La Perla. Die italienische Luxusmarke, Spezialist für Dessous, die ihre Aktivitäten auf Prêt-à-Porter-Mode ausgeweitet hat, hatte im vergangenen Dezember exklusive Verhandlungen mit Fosun aufgenommen. Die Verhandlungsphase sei vorbei, aber keiner der beiden Akteure kommentierte das Thema.

Zwei Häuser, die auf den Luxusmarkt ausgerichtet sind – ein Bereich, in dem sich die Gruppe bereits mit dem Juwelier Fabergé, aber auch mit der traditionellen amerikanischen Marke St. John, einem Spezialisten für Strickwaren, zusammengetan hat. Die übrigen Beteiligungen von Fosun sind in Bezug auf die Positionierung vielfältiger: Iro, dessen Mehrheitsaktionär die Gruppe seit Sommer 2016 ist, investiert in das Premium- und Mixed-Ready-to-Wear-Segment mit 36 ​​Stores weltweit. Der gehobene Bereich ist auch die Spielwiese von Caruso, der italienischen Herrenmode-Marke, während sich die griechische Schmuck- und Accessoires-Marke Folli Follie in der Mittelklasse entwickelt und die deutsche Marke Tom Tailor, an der die Gruppe mit 30 % beteiligt ist, ist der größte Anteilseigner im Bereich der Massenmarktbekleidung.

Die Fosun Fashion Group ist daher an mehreren Fronten gleichzeitig tätig, sei es in Bezug auf die Unternehmensgröße oder die Positionierung. Doch Lanvin soll das neue Aushängeschild der Gruppe werden und die Modedivision anführen, denn das Pariser Unternehmen biete in den Augen seines neuen Eigentümers Bekanntheit, Geschichte und internationales Potenzial.

Bis zum jetzigen Zeitpunkt übernahm diese Rolle vielmehr Club Med. Der Großkonzern hatte Anfang 2015 den französischen Feriendorf-Spezialisten übernommen. Seitdem hat er dessen Aktivitäten in China konsequent ausgebaut. Es ist dieser Erfolg, den ein Sprecher der Gruppe zitiert, um zu erläutern, wie die Strategie mit Lanvin aussehen könnte. "Das ist das beste Beispiel dafür, was Fosun tun kann und will. Die Strategie für Club Med und Lanvin ist ähnlich: In unmittelbarer Nähe zum Unternehmen zu arbeiten, es zunächst zu unterstützen und dann international weiterzuentwickeln, natürlich in China, aber nicht nur", kommentiert der Sprecher des chinesischen Mischkonzerns.

In erster Linie finanzielle Unterstützung bieten, um Lanvin wieder auf Kurs zu bringen, anschließend weiterentwickeln – so lautet der Plan.

Guo Guangchang, Präsident des Fosun-Konglomerats - STR/AFP/Archives


Zwischen 2013 und 2017 hat Fosun mindestens 13,5 Milliarden Dollar (11 Milliarden Euro) an Akquisitionen im Ausland getätigt, so das Finanzunternehmen Dealogic. Eine Welle von Übernahmen in eklektischen Sektoren, von Finanzen über Pharmazeutika bis hin zum Tourismus, die größtenteils durch Schulden finanziert wurden, beunruhigte schließlich die chinesischen Aufsichtsbehörden, die im vergangenen Jahr die Prüfung riskanter Kredite der großen privaten Konglomeraten des Landes angeordnet hatten.

Fosuns Generaldirektor, Wang Qunbin, bestritt im August jedoch "jegliche formelle Untersuchung durch die Aufsichtsbehörden" gegen die Gruppe und begrüßte gleichzeitig Pekings Verschärfung gegen "irrationale" Investitionen.

Laut Forbes gehört Fosuns Präsident Guo Guangchang zu den 16 reichsten Chinesen mit einem Vermögen von etwa 9 Milliarden Dollar. Er wird gerne als Orakel der Märkte gesehen und als lokaler "Warren Buffett" bezeichnet. Sein mysteriöses Verschwinden während einiger Tage Ende 2015 hatte in der Geschäftswelt einen Donnerschlag ausgelöst. Fosun hatte verspätet erklärt, Guo Guangchang "assistiere bei gerichtlichen Ermittlungen". Der Milliardär war kurz danach wieder aufgetaucht.

Lanvin löscht daher vermutlich nicht den Investitionsdurst des Multi-Milliardärs, der sich auch künftig nach Mode-Akquisitionen umschauen dürfte.
 

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