Übersetzt von
Aline Bonnefoy
Veröffentlicht am
21.02.2022
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Frachtmarkt: Keine Entspannung in Sicht

Übersetzt von
Aline Bonnefoy
Veröffentlicht am
21.02.2022

Die Auftraggeber hofften im laufenden Jahr auf eine Normalisierung der Situation im internationalen Frachtverkehr. Doch in Wirklichkeit stagnieren die Kosten für Containertransporte auf hohem Niveau, die Lieferfristen haben sich um ein Vielfaches verlängert und die Treibstoffpreise belasten die gesamte Bekleidungs- und Textilindustrie.


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Der vom US-Spediteur Flexport veröffentlichte OTI-Index (Ocean Timeliness Indicator) misst die Frist zwischen dem Eintreffen von Frachtgut am Versandhafen und der Ankunft im Zielhafen. Sowohl bei den Verbindungen zwischen China und Europa als auch zwischen China und den USA zeigt der Index auf, dass die im Februar erhobenen Durchschnitts-Laufzeiten noch immer nahe an den 2021 verzeichneten Rekordwerten bleiben. So liegt die Durchschnittsdauer für Lieferungen zwischen Asien und Europa bei 110 Tagen, zwischen Asien und den USA beträgt sie 112 Tage.

Der Transport ist nicht der einzige Brennpunkt: Auch die Fristen für die Abwicklung in den Versandhäfen in Asien sind explosionsartig angestiegen. In der zweiten Februarwoche haben sie gar "einen Allzeit-Höchststand" erreicht, so Flexport. Wo vor der Krise eine Bearbeitungsdauer von rund vier Wochen üblich war, beträgt diese für Lieferungen nach Europa mittlerweile mehr als zehn Wochen und für Sendungen nach Amerika zwölf Wochen. Flexport verweist jedoch darauf, dass dabei auch ein gewisser saisonaler Effekt eine Rolle spielte, da die Frachtmengen zu Beginn des Jahres stets zunehmen.

Parallel zu den längeren Fristen stehen für die Auftraggeber auch die Preise im Mittelpunkt. Der Durchschnittspreis für Schiffskraftstoffe in den zwanzig wichtigsten Häfen der Welt erreicht mit 731,5 Dollar pro Tonne bald einen historischen Höchststand. Dazu kommen die anhaltenden Auswirkungen des Containermangels seit 2020, als Containerschiffe, die in Europa und den USA anlegten, aufgrund der verlangsamten Wirtschaft nicht nach Asien zurückkehrten.

Der Drewry-Index für 40-Fuß-Container belief sich Mitte Februar auf durchschnittlich 9359,10 Dollar pro Strecke. Das sind 80 Prozent mehr als ein Jahr zuvor und ein Mehrfaches des vor fünf Jahren erhobenen Werts von 2870 Dollar.


In Grün Transporte von China nach Europa, in Rot von China in die USA - Flexport


Mitte Februar kostete die Strecke zwischen Shanghai und Rotterdam mit 13 665 Dollar 61 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Im selben Zeitraum stieg der Preis für Transporte zwischen Shanghai und Los Angeles um 146 Prozent auf 10 437 Dollar. Natürlich bilden auch die Transatlantikstrecken keine Ausnahme, so legte der Durchschnittspreis für die Strecke Rotterdam-New York im Jahresvergleich um 181 Prozent zu auf 6453 Dollar.

Kaum überraschend ist diese Situation für die Beförderungsunternehmen durchaus lukrativ. Die Weltnummer zwei, der dänische Spediteur A.P. Moller-Maersk, hat soeben für 2021 einen Nettogewinn von 18 Milliarden Dollar (15,8 Milliarden Euro) veröffentlicht. Im Vorjahr lag der Gewinn noch bei 3,2 Milliarden Dollar. CMA CGM aus Frankreich dürfte im März einen Umsatz von über 15 Milliarden Dollar (13,19 Milliarden Euro) ausweisen. Vom Marktleader MSC sind zwar keine Zahlen bekannt, doch belaufen sich die Schätzungen auf rund 28 Milliarden Dollar (24,5 Milliarden Euro).

Insgesamt dürften die zehn größten Frachtunternehmen laut Bloomberg im laufenden Jahr zwischen 120 und 150 Milliarden Dollar Gewinn abwerfen. Diese Spediteure bestellten im vergangenen Jahr zahlreiche neue Schiffe, allein im vergangenen September wurden rund 400 neu bestellte Einheiten angekündigt. Diese Entwicklung der Schiffsflotte entspricht einerseits der natürlichen Erneuerung des Materials, doch auch einem Wunsch, sich den neuen Standards der Unternehmensverantwortung anzupassen. Diese wurden unlängst von Climate Change angeprangert.



Preisindex für 40-Fuß-Container - Drewry


Die Situation auf dem Frachtmarkt wirkte sich zusammen mit der Energiekrise und der Rohstoffknappheit auf die Entscheidung der Modemarken aus, 2022 ihre Preise zu erhöhen. Eine vor Kurzem durchgeführte Studie von IFM kam zum Schluss, dass 58 Prozent der Marken und Händler ihre Preise im Jahr 2022 nach oben korrigieren wollen, 9 Prozent davon sprachen gar von einem Anstieg um 5 bis 10 Prozent im Vergleich zu den bisherigen Preisen.
 

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