Übersetzt von
Felicia Enderes
Veröffentlicht am
22.01.2020
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Givenchy und der Chic von Vita Sackville-West

Übersetzt von
Felicia Enderes
Veröffentlicht am
22.01.2020

Wenn es eine Designerin gibt, die in diesem Monat in Westeuropa unbestreitbar im Rampenlicht steht, dann ist es Clare Waight Keller, die am Dienstagabend eine triumphale Couture-Kollektion für Givenchy präsentierte.

Givenchy - Frühjahr/Sommer 2020 - Haute Couture - Paris - © PixelFormula


Vor fünf Tagen präsentierte sie zudem eine herausragende Herrenkollektion. Inspiriert von dem großen indischen Dandy, dem Maharaja von Indore, einem wohlhabenden Blaublüter, der in Oxford studierte, im Europa der 1930er Jahre fabelhaft lebte und von Man Ray fotografiert wurde.
 
Am Dienstagabend huldigte Waight Keller dem berühmten Sissinghurst-Garten ihrer englischen Heimat mit einer wunderbaren floralen Fantasie-Couture-Schau, bei der die riesigen Silhouetten den Formen von Schwertlilien, Stiefmütterchen und Gypsophila folgten.

Reden wir über eine brillante Inszenierung – in einem genialen Werk des Producers Villa Eugénie. Achtzehn Musiker eines Kammerorchesters saßen wie durch ein Wunder auf Stühlen, die an den neun aufragenden Holzsäulen der Kapelle Couvent des Cordeliers aus dem 16. Jahrhundert angebracht waren.


Givenchy - Frühjahr/Sommer 2020 - Haute Couture - Paris - © PixelFormula

 
Was einst ein Nest von Revolutionären während des Terrorherrschaft war, wurde zu einem Ort der Anmut, während die Models in äußerst romantischen Kompositionen erschienen. Sie alle erinnern an den Ruhm des legendären Gartens von Vita Sackville-West mit seinen fünf Hektar Garten-'Räumen', von denen jeder seine eigene Farbe hat – ein Spiel von komplizierter Symmetrie, das mit intimeren geometrischen Gärten kontrastiert.
 
Wie die sudanesische Schönheit Adut Akech, in streng weißen Seidenhosen, gekrönt von einer grauen Bluse aus gewelltem Organza. Andere Models erschienen in gigantischen Falten, in massiven blauen Stoffpfingstrosen. Darauf folgte ein wunderschönes Kleid mit riesigen, bogenförmigen Blättern aus violetter Seide, mit passenden Strumpfhosen und High-Heels.
 
Mehrere trugen eineinhalb Meter breite Organza-Hüte, die riesige Blütenblätter nachahmten und großartig unter dem Orchester – das dramatische Musik spielte, von Phillip Glass bis zu Dan Morrisseys Ebb and Flow – zur Geltung kamen. Jeder Musiker musste sich von seinem Platz aus fünf Metern über dem Laufsteg selbst dirigieren.
 
"Ich habe mir die Beziehung zwischen Virginia Wolff und Vita Sackville-West angesehen. Ich habe Sissinghurst so oft besucht, dass ich ziemlich besessen davon bin. Es ist einer der romantischsten Orte in England. Und die Gärten, die sie gebaut hat, haben die Farben und Formen dieser Kollektion beeinflusst. Aber dies ist auch eine Art Liebesbrief von mir an Hubert, denn ich bin wirklich von Anfang an in sein Archiv gegangen und habe all diese schönen Formen aus den 50er Jahren entdeckt. Wie zum Beispiel die Form der Glockenkleider. Deshalb wollte ich die Volumen, an denen ich in den letzten Jahren gearbeitet habe, so umfangreich wie möglich gestalten. Am Ende sollte es eine schöne poetische Liebeserklärung sein, genau wie der Garten", erklärte Waight Keller.

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