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Felicia Enderes
Veröffentlicht am
10.02.2022
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Hugo Boss will Lederwarenfabrik in Italien schließen

Übersetzt von
Felicia Enderes
Veröffentlicht am
10.02.2022

Hugo Boss verlagert nicht nur seine Modenschau ins Ausland. Während die großen Luxuskonzerne massiv in Italien und insbesondere in der Toskana investieren, um vom lokalen Savoir-Faire zu profitieren, steht Hugo Boss kurz davor, seinen Betrieb in Scandicci, vor den Toren von Florenz, zu schließen. Am Mittwoch, den 9. Februar, legten seine Lederhandwerker die Arbeit nieder. Die drei größten Gewerkschaften Filctem Cgil, Femca Cisl und Uiltec Uil riefen zum Streik auf, nachdem der deutsche Modekonzern eine Massenentlassung von 21 Personen angekündigt hatte.

Hailey Bieber in der neuesten "be your own Boss"-Kampagne - Hugo Boss


Mit einer 22. Person, deren Vertrag ausläuft, werde somit die gesamte Belegschaft entlassen. "Eine unlogische und unzulässige Entscheidung", so die Gewerkschaften. In einer Erklärung erläuterten sie, dass "das Unternehmen beabsichtigt, die Aktivitäten in Scandicci (d. h. die Produktentwicklung der Lederwaren- und Damenschuhkollektionen, Prototypen und Muster) nach Asien oder Portugal zu verlagern".

"Wir halten diese Entscheidung des Unternehmens, sein Produkt abzuwerten und neben der Produktion auch die Entwicklung der Kollektionen und Muster ins Ausland zu verlagern, für einen tiefen Fehler", erklärten sie und zeigten sich entschlossen, ihren Protest fortzusetzen, bis das Unternehmen die Massenentlassungen zurückzieht. "Dies ist die erste große Modemarke, die Scandicci verlässt", stellten die Gewerkschafter fest. Diese Entscheidung rechtfertigte Hugo Boss damit, dass "die Markttrends und der Geschmack der Verbraucher nicht mehr an Made in Italy interessiert seien". "Diese Behauptung ist falsch, schwerwiegend und inakzeptabel und verbirgt lediglich eine Spekulationsoperation", kritisierten die Gewerkschaften.

Der Bürgermeister von Scandicci, Sandro Fallani, kam am Morgen, um die Streikenden zu unterstützen. Er appellierte an die Verantwortung des deutschen Konzerns und betonte die Bedeutung seiner Stadt als "größter Industriestandort für Lederwaren in Europa, wenn nicht sogar weltweit". Gucci hat hier eine seiner Hauptproduktionsstätten. Auch Prada, Christian Dior, Richemont, Burberry und Chanel sind dort vertreten, Saint Laurent werde 2023 eine Werkstatt errichten.

"Diese Entscheidung ist schwer zu verstehen. Wir können absolut nicht nachvollziehen, wie ein Unternehmen, das seit 15 Jahren dort ist und bisher die Arbeit und die Arbeiter unterstützt hat, unerwartet und unverständlicherweise beschließt, dieses Gebiet zu verlassen, das, ich wiederhole es, das Weltzentrum für Lederwaren und Entwicklung ist", sagte der Bürgermeister, wie auf der Website seiner Gemeinde berichtet wird.

Auf den Banner-Tüchern, die die Streikenden an den Toren der Fabrik aufgehängt hatten, steht "# be your own boss", in Anspielung auf die Kampagne, die das Haus kürzlich mit großem Influencer-Aufgebot gestartet hatte, und gleich darunter: "# aber ohne Lohn und zu Hause". In einer Zeit, in der die Verbraucher, insbesondere die Gen Z, auf die Hugo Boss mit seiner neuen Kommunikationsstrategie abzielt, immer mehr auf das tatsächliche soziale und verantwortungsvolle Engagement der Marken achten, könnten diese Entlassungen zu Empörung unter den Verbrauchern führen.

Insbesondere, da es für den Konzern wieder aufwärts geht (mit einem Umsatzplus von 51 % auf 906 Mio. Euro im 4. Quartal 2021) und er demnächst in eine Großveranstaltung in Dubai investieren wird. Auf Anfrage von FashionNetwork.com gab das Unternehmen keine Stellungnahme ab. Die Gewerkschaften teilten mit, dass sie am Donnerstag ein Treffen per Videokonferenz mit dem Unternehmen abhalten würden.
 

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