Übersetzt von
Aline Bonnefoy
Veröffentlicht am
10.02.2022
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Kaufhäuser stärken ihre Eigenmarken

Übersetzt von
Aline Bonnefoy
Veröffentlicht am
10.02.2022

Ursprünglich gaben Eigenmarken den Kaufhäusern die Möglichkeit, eine Lücke im Einstiegs- oder niedrigen Preissegment zu füllen. Heute emanzipieren sie sich und werden für die durch die Coronakrise gebeutelten Händler zum Trumpf. Zwischen 2019 und 2021 vergrößerte sich der Anteil der von den 12 Kaufhausgruppen der International Association of Department Stores (IADS)* geführten Eigenmarken von durchschnittlich 9 auf 11 Prozent des Gesamtumsatzes.


Modell der Marke Galeries Lafayette - Capture écran


Laut der von IADS durchgeführten Studie lässt sich dieser Anstieg durch die Auswirkungen der Pandemie erklären. Regionale Kunden, die sensibler auf den Faktor Preis reagieren, haben "von internationalen oder nationalen Marken auf Private-Label-Marken umgestellt". Doch entspricht diese Entwicklung auch den bereits früher eingeführten Strategien, um "diese Aktivität der Unternehmen effizienter und rentabler zu gestalten".

Bereits vor der Coronakrise haben sich Kaufhausketten damit befasst, ihr Eigenmarken-Portfolio zu bereinigen, um ein klareres Angebot zu bieten. Einige Branchenakteure fassten auch mehrere Produktkategorien unter einer Dachmarke zusammen, so die Manor (Schweiz), Magasin du Nord (Dänemark) und Galeries Lafayette (Frankreich).

Seit den Achtzigerjahren brachte die französische Kaufhauskette rund 15 Eigenmarken in mehreren Segmenten auf den Markt (Formal, Casual, Herren, …), die alle unter unterschiedlichen Namen geführt wurden (Version Originale, Briefing, …). Mitte der 2010er-Jahre entschied sich das Unternehmen dazu, das Eigenmarkenangebot unter einem Banner zusammenzufassen. Dabei setzte der Konzern auf seinen Hauptnamen, Galeries Lafayette und übertrug der Designerin Laetitia Ivanez die kreative Leitung. Nur Jodhpur wird weiterhin als eigenständige Marke mit zeitlosen, klassischen Silhouetten geführt.

Die ebenfalls französische Printemps-Gruppe hat ihr Angebot zur selben Zeit ebenfalls überarbeitet und enthüllte 2016 die neue Marke "Au Printemps Paris", die heute das gesamte Mode-Angebot des Unternehmens umfasst, aber auch die Sortimente Heimtextilien, Tisch und Ambiente und Hochzeit.

Mit diesem Ansatz können die Unternehmen laut IADS "Skaleneffekte generieren, indem die Investitionen auf eine einzige Marke konzentriert werden und nicht mehr auf mehrere, wie dies früher der Fall war". Auch für die Kommunikation ist die Straffung des Angebots positiv, da die intern produzierten Kollektionen "wie ein Gewinn für die Marke und nicht mehr nur als einfache Value Proposition im niedrigen Preissegment zur Ergänzung des Sortiments" betrachtet werden. Rund 50 Prozent der Eigenmarken-Kunden der großen Kaufhausketten sind auch Mitglieder bei Treueprogrammen.

Schwerpunktthemen: Umweltverantwortung, Zielgruppe und Sourcing



Mit Blick auf die internen Einnahmen bemerkt IADS, dass es keine einheitliche Lösung oder Strategie gibt. Der Verband verweist auf drei gemeinsame Problembereiche: Zunächst die Aufwertung der Eigenmarken in den Verkaufsstellen, was Investitionen erfordert. Dann das Thema der Umweltverantwortung, mit der sich die Akteure auseinandersetzen, obwohl die Kosten für nachhaltige Stoffe und die Verwendung der Zertifikate auch Fragen aufwerfen. "In diesem Zusammenhang erscheint die unternehmensinterne Kennzeichnung eine sinnvolle Investition, um eine einfache und aussagekräftige Botschaft zu vermitteln".

Mit diesem Ziel vor Augen startete Galeries Lafayette 2019 das Nachhaltigkeits-Programm "Go for Good" für die Bekleidungskollektionen. Ende 2020 waren 40 Prozent der Produkte der Linie Galeries Lafayette mit diesem Label ausgezeichnet, was im Vergleich zum Vorjahr einer Verdoppelung entspricht. Le Printemps enthüllte 2021 das Umwelt-Projekt "Unis vers le beau responsable".

Der dritte Aspekt betrifft das Durchschnittsalter der Kunden, die sich für Eigenmarken entscheiden. Dieses befindet sich aktuell bei 50 Jahren, was über dem durchschnittlichen Alter von Kaufhaus-Kunden liegt. Einige Gruppen arbeiten bereits an der Verjüngung ihrer Zielgruppe und bieten stärker trendorientierte Produkte an. Die chilenische Kette Falabella entschied sich ihrerseits dafür, neue Produktkategorien im Online-Angebot einzuführen (Umstandsmode, große Größen), um jüngere Kunden anzusprechen.

Im Rahmen dieser globalen Entwicklung wirken sich die Sourcing-Schwierigkeiten im Textilmarkt auch auf die Eigenmarken von Kaufhausketten aus. Das bedeutet, dass die Kollektionsplanung neu organisiert und angepasst werden muss, indem Produkte früher entwickelt, geografisch näher liegende Partner ausgewählt oder Stoffe vorreserviert werden.

"Während sich die Schwierigkeiten, die sich auf die Versorgungskette auswirken, schnell weiterentwickeln und noch lange nicht gelöst sind, erarbeiten die Mitglieder Strategien, um die Margenverluste zu schmälern und die Einzelhandelspreise so transparent wie möglich anzupassen", erklärte der Dachverband weiter. Von der erwarteten Preiserhöhung bei den neuen Kollektionen der Kaufhäuser ganz zu schweigen.

* Bei den 12 Mitgliedern handelt es sich um ​Centro Beco (Venezuela), Beijing Hualian Group (China), Breuninger (Deutschland), El Corte Inglés (Spanien), El Palacio de Hierro (Mexiko), Falabella (Chile), Galeries Lafayette (Frankreich), Lifestyle International Holding (Hongkong), Magasin du Nord (Dänemark), Manor (Schweiz), The Mall (Thailand), SM Store (Philippinen).

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