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Aline Bonnefoy
Veröffentlicht am
24.05.2019
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Kering verlegt Großteil der Schweizer Logistikaktivitäten nach Italien

Übersetzt von
Aline Bonnefoy
Veröffentlicht am
24.05.2019

Kering verlegt den "Großteil" seiner gegenwärtig in der Schweiz abgewickelten Logistiktätigkeiten nach Italien. Der Schweizer Standort diente dem Konzern bislang als globaler Logistikhub. Die Struktur stand jedoch im Visier des Steuerstreits mit den italienischen Behörden, zu dessen Schlichtung Kering dem italienischen Fiskus eine rekordhohe Steuernachzahlung leistet.




Kering überarbeitet seine Logistikorganisation - Shutterstock


Im Zuge des Steuerstreits der Kering-Tochter Gucci kündigte der Konzern von François-Henri Pinault vor wenigen Tagen an, dass er dem italienischen Fiskus eine Steuernachzahlung von EUR 1,25 Milliarden leisten werde. Ins Visier der Untersuchung geriet insbesondere die Schweizer Logistikfiliale des Konzerns, Luxury Goods International (LGI). Die Struktur ebendieser Filiale wird nun überarbeitet. Die Neustrukturierung der logistischen Tätigkeiten des Konzerns wurde bereits an der Präsentation der Jahresergebnisse von Kering zu Beginn des Jahres in Aussicht gestellt und nimmt nun Form an.

Am Mittwoch kündigte der Konzern vor den Vertretern der rund 800 Angestellten im Schweizer Kanton Tessin an, dass "der Großteil der in der Schweiz angesiedelten Logistikaktivitäten in einem neuen Logistikhub in Italien zusammengeführt wird". Die neue Struktur befindet sich laut Konzernangaben in der Nähe von Novara, in der Region Piemont.

Der Luxusriese stellt keine Verknüpfung zwischen dem Steuerstreit und der logistischen Neuorganisation her, sondern verweist auf den wachsenden Tätigkeitsumfang und eine notwendige Anpassung an neue Verbrauchsmuster.

Gegenwärtig sind die logistischen Operationen in der Schweiz auf 20 Lagerhallen verteilt, in denen fast die gesamten Lagerbestände und Lieferungen der verschiedenen Marken des Konzerns verwaltet werden. Die Struktur sei jedoch "an ihre Kapazitätsgrenzen gestoßen und somit weniger effizient", so Kering. Die neue italienische Logistikplattform trage "dem zukünftigen Wachstum des Konzerns Rechnung" und "verfügt über eine größere Lagerkapazität, um die steigenden Volumen zu berücksichtigen. Sie entspricht auch dem immer höheren Bedarf für mehr Interkonnektivität mit den wichtigsten Transportplattformen", informierte der Konzern weiter. Das Projekt werde bis ins Jahr 2022 Schritt für Schritt umgesetzt und die Anzahl Angestellten in der Schweiz um die Hälfte reduziert.

"Angesichts ihrer Qualität wird Kering auch weiterhin auf die im Tessin entwickelten Strukturen und Expertise aufbauen, wenn auch der Umfang der Tätigkeiten vor Ort deutlich reduziert wird". Der Konzern bestätigt außerdem, dass er "bereits jetzt nach passenden Lösungen für die von den Veränderungen betroffenen Angestellten" suche und "die Auswirkungen des Projekts auf die Arbeitsplätze mildern" wolle.

Der Mutterkonzern von Gucci, Yves Saint Laurent, Balenciaga und Bottega Veneta betont, dass sich "die Anforderungen der Kunden verändern", und dies "schnellere Lieferungen und eine reibungslose Erfahrung über alle Vertriebskanäle hinweg" erfordere. Die Schweizer Logistikplattform wurde in den 90er-Jahren für das florentinische Label Gucci gegründet, das 1999 von Kering (damals: Pinault Printemps Redoute) übernommen wurde.

Das damalige Konzept sei jedoch für einen global tätigen Konzern mit einem Umsatz von EUR 13,66 Milliarden und einem ausgewiesenen Wachstum von 26,3 Prozent nicht mehr angemessen.

"Kering hat sich für die Einführung eines neuen Betriebsmodells entschieden, das eine Neuorganisation und eine Vereinfachung des bestehenden Logistiknetzwerks vorsieht und neue Investitionen in den USA, in Asien und in Italien erforderlich macht“. Kering habe "sorgfältige Überlegungen zur Anpassung des weltweiten Logistiknetzwerks (Amerika und Europa) an die heutigen und kommenden Herausforderungen der Branche" angestrengt.

Der Konzern von François-Henri Pinault entschloss sich auch für die Verlegung der amerikanischen Logistikzentrale an einen neuen Standort im US-Bundesstaat New Jersey. Das Gebäude sei bereits im Bau und soll zum Hub für ganz Amerika werden. Die 160.000 Quadratmeter große Struktur im Piemont liegt ihrerseits näher an den wichtigsten Luxusmarken des Konzerns.

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