Übersetzt von
Aline Bonnefoy
Veröffentlicht am
22.01.2023
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Loewe: Von Kupfer bis Chalamet

Übersetzt von
Aline Bonnefoy
Veröffentlicht am
22.01.2023

Loewe zeigte am Samstagmorgen in Paris eine spannende Show mit kunst-inspirierten Kleidungsstücken, bei der Metall und Stars die Hauptrolle spielten. In der ersten Reihe saß der US-Schauspieler Timothée Chalamet, eine internationale Modeikone.

Mit seiner Einladung bildete Kreativdirektor Jonathan Anderson bereits den Auftakt zu seiner Show. Er sandte 600 Gästen eine kreisrunde Reproduktion von Julien Nguyens Gemälde The Guise of Fortune, mit freundlicher Genehmigung der Matthew Marks Gallery.
 

Loewe - Herbst/Winter 2023/2024 - Menswear - Frankreich- Paris - © ImaxTree


Mit dem Untertitel 'Ubi Amor, ibi Oculus' (z. Dt.: Wo Liebe ist, ist das Auge), bestimmte die Einladung die Kulisse der Show: Zwei riesige LED-Bildschirme mit Reproduktionen von Nguyens Gemälden, halbentblößte vergoldete Jugend.

Die Eröffnungslooks zeugten von einem Sinn für Porträtkunst. Die Models stemmten den rechten Arm in die Seite, während zwei sehr lange Aufschläge auf derselben Höhe zusammenliefen, beinahe im Schritt.

Enthüllt wurde die Kollektion in einem lichtüberfluteten Indoor-Tennisplatz. Unter den Entwürfen befanden sich fabelhaft einfallsreiche Schnitte – in die Länge gezogene Wildledermäntel, die so aussahen, als wären sie nur aus vier Lederteilen gefertigt, knöchellange Abenteurermäntel und wunderschöne Trenchcoats aus robbenfellähnlichem Samt.

“Den Blick zurückrichten und sich überlegen, wie man das in die Gegenwart einbringen kann, mit Nguyens Kunstwerken als Kulisse für unsere Show. Die Herrenmode kann eine fantastische Plattform sein, um Dinge auszuprobieren, und verschiedene Stofflichkeiten ausreizen", erklärte Anderson.
 
Jonathan gestaltete auch eine Reihe von Jacken, die so steif waren, dass sie vom Oberkörper abstanden. Ein raffiniert smarter Look, wobei schon beim ersten Outfit ein anerkennendes Raunen durch die Menge ging.

Die vorzüglichsten Stücke waren jedoch zwei Metallic-Jacken aus Zinn und Kupfer. Sie wurden von einem Hardware-Hersteller für Loewe entworfen. Damit sie so aussehen, als wären sie in Bewegung, brauchte der Hersteller 40 Tage für die Fertigstellung.


Loewe - Herbst/Winter 2023/2024 - Menswear - Frankreich - Paris - © ImaxTree


Die Kleidungsstücke hatten oft zwei Seiten – wie kurze Velum-Tops oder wollene Tops mit V-Ausschnitt und steifen Flügeln. Wie in den Gemälden von Nguyen wurde auch in der Show viel Unterwäsche gezeigt – von gerippten langen Baumwollunterhosen bis hin zu Seiden-Boxershorts. Wie in der Show in Mailand gab es bei Loewe reichlich Unterwäsche zu sehen, doch wo diese in Italien eher nebensächlich wirkte, wurde in Paris umso deutlicher, wie innovativ die ganze Show war.

“Mir gefällt die Idee, Unterwäsche als dezent sinnlich zu betrachten. Es geht darum, die Vorstellung von Menswear zu hinterfragen. Indem man etwas ganz Extremes nimmt mit traditionellen Herrenstoffen, oder etwas ganz Einfaches, aber aus extremen Stoffen", betonte Anderson. So zeigte er Tops aus Pergament, wie es früher von Miniaturenmalern verwendet wurde, und Spachtelmasse auf einem weißen T-Shirt, um modulare Formen zu erschaffen.

Dazu ein großartiger Soundtrack mit dem britischen Elektro-Musik-Komponisten Clark, und fertig war eine fantastische Show, ein lebendes Modelabor und Performance-Kunstwerk zugleich.

“Für mich hat sich Mode noch nie spannender angefühlt. Die Umgebung verändert sich und als Designer muss man an sich die Kultur ansehen und darauf reagieren. Deshalb wollte ich Timothée hier. Für mich verkörpert er die Vorstellung von jemandem, der in seiner Kultur verankert ist. Man beginnt mit etwas ganz am Rand und wird Teil des Mainstreams. Hoffentlich schlagen wir ein neues Kapitel auf, in dem es darum geht, sich unwohl zu fühlen. Denn wenn wir das tun, dann könnte dies zu einem Moment führen, in dem die Kleider und nicht die Marke geschätzt werden. Es ist gut, wenn man gewillt ist, sich selbst umzuinterpretieren", schloss der Designer.

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