Übersetzt von
Aline Bonnefoy
Veröffentlicht am
05.03.2022
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3 Minuten
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Loewes Latex-Liebe

Übersetzt von
Aline Bonnefoy
Veröffentlicht am
05.03.2022

Gegensätze und Widersprüche, Ungereimtheiten und kontrastierendes Nebeneinander kennzeichneten die brillante Show und spannende Kollektion von Jonathan Anderson für Loewe. Die Veranstaltung am Freitagmorgen markierte die Halbzeit der neuntägigen Paris Fashion Week.


Loewe Herbst/Winter2022


Eine Sammlung von Epochen, Ideen und vor allem Stoffen – Latex, Lammfell und 3D-Drucke – die aufeinandertrafen und zu einem großen Ganzen verschmolzen. Die Einladung zur Show wurde auf einem 80 cm breiten Latexquadrat geliefert, das einige Gäste an der Veranstaltung als Halstuch trugen.

Die Show wurde in einer ausgedehnten Tennishalle organisiert, die für den Anlass in eine braune Box verwandelt wurde. "Wie Torf, als wühlte man in einem Gedicht von Seamus Heaney", erklärte Anderson mit Verweis auf seinen nordirischen Landsmann und Nobelpreisgewinner.

"Ich wollte die Idee der industriellen Revolution – zwei Dinge, die aufeinandertreffen, denn ich sehe dies als eine essenzielle Kollektion", ergänzte Jonathan.

Er eröffnete die Feierlichkeiten mit einer Reihe kunstvoll eleganter Lederkleider aus Kalbsleder, das befeuchtet und um den Oberkörper herum geformt wurde. Eine großartige Eröffnungsreihe, die von den ausgewählten Schuhentwürfen, die mehr wie Handtaschen als wie Schuhe aussahen, noch verstärkt wurde. Die Kleider verwandelten sich allmählich in autoförmige Röcke, witzige Konzeptmode vom Feinsten, bis hin zu den eingefärbten Latextops und weichen, knuddeligen Lammfelltaschen.


Loewe Herbst/Winter 2022


Für Cocktails legte Anderson noch einen Gang zu und lieferte gescheckte Kleider mit Mini-Cups und Dekorationen. So Jonathans Champagnerglasförmige Cups, die als BHs dienten und aus enganliegenden Kleidern hervorragten.

"Eine Silhouette dahin führen, wo sie absurd und vernunftwidrig wird. Die Dinge so zusammenbringen, dass sie auf angenehme Weise störend wirken", erklärte Anderson seine Designs.

Nach und nach ergänzte er die Show um technische Elemente, wie 3D-Prints, die sich zum Set gesellten, mit drei Lkw-großen Kürbissen der Künstlerin Anthea Hamilton, die in der Endauswahl für den Turner Prize steht. Loewe arbeitete bereits in der Vergangenheit mit der Künstlerin zusammen und lieferte beispielsweise das Leder, aus dem sie ihr riesiges Gemüse herstellte.

“Ich bin besessen von der Art, wie Ballons Spannung erzeugen, da sie explodieren können, und sie nicht ewig bestehen können. Eine aerodynamische Form mit einem Druckbehälter. Etwas, das darin gefangen ist", so der Designer in einem sehr visuellen Kommentar zu bizarren Zeiten. Dann fügte er hinzu: "Diese Spannung anzusehen und das Bewusstsein, wo wir uns heute sexuell befinden".

Die Drapierungen und Konstruktionen griffen Formen der amerikanischen Bildhauerin Lynda Benglis auf, die für ihre Latexskulpturen bekannt ist, sowie der Künstlerin Merit Oppenheimer, die mit ihrer Vorstellung einer pelzüberzogenen Tasse assoziiert wird.



Loewe Herbst/Winter 2022


Doch besonders in Erinnerung bleiben werden die aerodynamischen Schuhe und Latexkleider, wie das Kleid mit zwei langen behandschuhten Armen, oder ein pinkfarbenes Latexkleid mit einem knallroten Bustiertop in Lippenform. Herrlich ausgefallen.

"Für mich hat Latex etwas, das man entweder abweist oder sensationell aufmacht. Ein kontroverser Stoff, der im Gesundheitswesen genutzt wird und auch sexuell. Latex ist so rein, doch ein Kleidungsstück daraus zu machen ist unheimlich technisch", betonte Anderson vor drei Dutzend Redakteuren, die krampfhaft versuchten, seine Worte auf ihrem Smartphone aufzunehmen.

Seit Karl Lagerfelds Tod gelang es keinem anderen Designer, ein größeres Medienpublikum anzuziehen als Anderson. Er ist der Designer mit der fruchtbarsten Fantasie der Pariser Modebranche.
 

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