Übersetzt von
Aline Bonnefoy
Veröffentlicht am
20.01.2023
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Louis Vuitton rockt den Louvre mit Rosalía

Übersetzt von
Aline Bonnefoy
Veröffentlicht am
20.01.2023

Eines muss man dem Louis Vuitton Menswear-Team lassen: Obwohl seine Mitglieder seit über einem Jahr ohne Kreativdirektor arbeiten, gelang es ihnen, am Donnerstag an einem eisig kalten Nachmittag in Paris eine fantastische Show auf die Beine zu stellen.
 

Louis Vuitton - Herbst/Winter 2023/2024 - Menswear - Frankreich- Paris - © ImaxTree


Im Gegenzug war es ihnen vergönnt, sich zum Finale vor ihrem Publikum verneigen. Mit ihnen auf der Bühne stand der amerikanische Designer Colm Dillane von KidSuper, der seine saisonale Collab mit Louis Vuitton abschloss. Dann posierten alle für Fotos mit der katalanischen Sängerin Rosalía, die eine beeindruckende Performance gezeigt hatte.

Außerhalb des Showbereichs warteten Teenager und andere Fans zu Tausenden und kreischten beim Aufkreuzen der Limousine jedes Rappers, Schauspielers oder Performers laut los. Im Innern erwartete die Gäste dann eine Reihe aneinandergereihter Räume, von einem Eingangsraum über das Wohnzimmer bis hin zur Küche – wie die Kulisse einer Teenie-TV-Serie. "Euphoria" im Louvre.

Im Boudoir gab sich die Sängerin Rosalía auf einem Bett einem musikalischen Kraftakt hin. Dann rollte und windete sie sich auf dem Bett, während die Models vor den Fotografen vorbeimarschierten und ihre Posen einnahmen.

Alles ändert sich bei Vuitton und CEO Robert Burke – elegant im tadellos geschnittenen schwarzen Anzug – drehte zum letzten Mal seine Runde unter den Gästen in der ersten Reihe der Menswear-Saison. Nach einem ausgesprochen erfolgreichen Jahrzehnt als Manager der einträglichsten Luxusmarke der Welt, erklimmt Burke ein weiteres Treppchen auf der Karriereleiter und arbeitet künftig direkt für den Big Boss der Luxusbranche höchstpersönlich – Bernard Arnault, CEO von LVMH. Sein Nachfolger, Pietro Beccari, wird in Kürze von Dior zu Louis Vuitton überwechseln.
 
“Keine Sorge, ich bleibe ganz in der Nähe,” schmunzelte Burke, neu mit Knebelbart.
 

Louis Vuitton - Herbst/Winter 2023/2024 - Menswear - Frankreich- Paris - © ImaxTree


Zum Auftakt sandte das Luxushaus eine Reihe Anzüge über den Laufsteg. Denn unter Burkes Leitung hat sich Vuitton auch zu einer großartigen Quelle für Anzüge entwickelt – in dieser Saison mit scharf geschnittenen Jacken und riesigen Hosen. Mit leicht schräg angesetzten Abnähern und Schlitzen und Stoffgürteln ausgestattet ergab sich ein ziemlich beeindruckendes und respekteinflößendes Bild. Bis hin zu einem unerhörten Anzug aus den schichtig angeordneten Seiten eines literarischen Werks.

Ein riesiger Trend der Menswear ist die außergewöhnliche Breite der Hosenbeine und auch hier übertrumpfte Vuitton alle anderen, besonders mit einem brillanten Patchwork-Ensemble mit Monogramm- und Schachbrettmuster gemischt mit grauem und anthrazitfarbenem Denim.

Dazu eine sehr euphorische Farbgebung – mit riesigen Fruchtprints auf Wollfilzmänteln, auf denen Äpfel und Zitronen doppelt so groß wie üblich abgebildet waren. Dann aber auch einige großartige Mäntel mit verpixelten Fotodrucken, wovon einige nur gerade ein einziges riesiges Auge zeigten.

Alles in allem hätte der Kollektion etwas mehr Kürze zwar nicht geschadet, doch wäre den Entwürfen dadurch ein Hauch Wagemut und freudiges Regelbrechen abhandengekommen.


Louis Vuitton - Herbst/Winter 2023/2024 - Menswear - Frankreich- Paris - © ImaxTree

 
Gefühlt jedes Model trug eine Tasche. Wir sind ja bei Vuitton. Und man konnte die Kassen förmlich klingen hören, oder wohl eher die Kaufbestätigungen per Smartphone, bei all den silbernen Totebags und Reisetaschen, den Metallic-Herrentaschen, die den Skulpturen von John Chamberlain nicht unähnlich sahen, und einer vorzüglichen Hülle für eine alte 18 mm-Filmkamera. Dann wurden die Entwürfe so richtig verrückt mit Patchwork-Intarsientaschen mit aus Leder nachgefertigten Portraits.

Zu guter Letzt tanzte Rosalía rückwärts über den Laufsteg und das gesamte Designteam erschien und spendete dem Publikum Applaus.
 
Das Haus hat zwar keinen Kreativdirektor, doch die Kreativität der Menswear-Kollektion ist ungebrochen.

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