Übersetzt von
Felicia Enderes
Veröffentlicht am
06.10.2020
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Lutz Huelles entspannte und optimistische Vision von Mode

Übersetzt von
Felicia Enderes
Veröffentlicht am
06.10.2020

Gute Laune zu bewahren ist heutzutage nicht immer einfach, aber es ist absolut notwendig. Eine Schlussfolgerung, zu der man unweigerlich nach einem Gespräch mit einem eingefleischten Optimisten wie Lutz Huelle kommt. In einer Videokonferenz erklärt der deutsche Designer ohne Maske und mit einem breiten Lächeln die Ideen hinter seiner neuen Kollektion. Auf ihren Kleiderbügeln hängend enthüllt Lutz Huelle mit Freude die Details aller Kleidungsstücke, schlägt mögliche Kombinationen vor und präsentiert die Fotografien, die die Erinnerung an eine einzigartige Kollektion festhalten. Diesmal keine Modenschau, sondern eine Rückbesinnung auf das menschlichste Wesen der Mode.


Der rosa Pyjama ist das zentrale Element der neuen Kollektion des deutschen Designers - Lutz Huelle


"Am Anfang war es wirklich schwer, darüber nachzudenken, was die Leute tragen wollen. Es schien lächerlich, über Mode nachzudenken, bei allem, was vor sich ging", erinnert sich der Designer an den ersten Monat des Lockdowns. "Warum darüber nachdenken, wie man sich anziehen soll, wenn man doch zu Hause bleibt", gibt er offen zu und erinnert sich an die Stunden, die er im Bett verbracht, gelesen oder ferngesehen hat. "Es kam ein Punkt, an dem ich mir sagte, dass ich mir anschauen sollte, was um mich herum war. Und mir wurde klar, dass Pyjamas wie ein Anzug sind, ein Zweiteiler, aber viel bequemer", lacht er. So entstand der Ausgangspunkt für die neueste Kollektion des Designers: ein Pyjama aus fuchsiafarbenem Satin.

"Ich fing an, über Kleidungsstücke nachzudenken, die man zu Hause gerne anzieht. Teile, die bequem sind, die man aber auch draußen tragen kann, sei es beim Einkaufen oder beim Tanzen", erklärt er. Die Kreationen seiner neuen Kollektion vereinen zwei Aspekte: Ästhetik und Komfort. "Ich wollte Home- und Sportswear machen, aber ohne so auszusehen. Ich habe Sportbekleidung schon immer gemocht, aber zum ersten Mal in meinem Leben wollte ich nicht in Jogginghosen rumlaufen. Ich wollte Kleidung finden, die den gleichen Komfort bietet, aber viel stilvoller ist", sagt er und zeigt auf den elastischen Bund an seinen von Pyjamas inspirierten Hosen.

Bei "Le Pyjama Rose" dreht sich alles um einfache T-Shirts oder Sweatshirts, aber auch um bequeme Cocktailkleider, fließende Baumwoll- und Leinenmäntel, technische Nylonhemden, die zu wasserdichten Trenchcoats umfunktioniert wurden, und sogar Jeansjacken mit Wespentaille im Stil der 1950er Jahre. "Es war nicht der Moment, sich in komplizierte oder prätentiöse Stücke zu verwickeln. Für mich war es an der Zeit, mich auf Dinge zu konzentrieren, die einfach und interessant sind und sich über die Zeit bewähren würden", sagt der Designer und zeigt uns die Fotos, aus denen sich sein Lookbook für die Saison Frühjahr/Sommer 2021 zusammensetzt – mit fünf völlig unterschiedlichen Frauen, die sichltich Spaß daran hatten, ihre Lieblingsstücke nach ihren Wünschen zu kombinieren und ihr eigenes Make-up und ihre eigene Frisur zu wählen.


Freunde von Lutz Huelle posieren für das Lookbook - Lutz Huelle


Das Ergebnis, das auch in Videoformat festgehalten wurde, ist erfrischend und natürlich. Für ein paar kurze Minuten hat man die Möglichkeit, hinter die Kulissen einer Fotosession mit Freunden zu blicken. "Zum ersten Mal habe ich nicht über bestimmte Looks oder Silhouetten nachgedacht, sondern darüber, wie wir uns fühlen", erklärt er das neue Präsentationsformat und betont: "Ich denke, manchmal vergessen wir, dass Mode darin besteht, Kleidung zu kreieren, die man trägt. Das ist das Wichtigste, und der Rest kommt danach. Bei all dem Drama, das wir durchgemacht haben, und der Negativität der letzten Monate war dies für mich das wesentliche Thema".
 
Auf die Frage, ob die notwendig gewordenen digitalen Shows in Zukunft physische Veranstaltungen ersetzen werden, hat Lutz Huelle eine klare Meinung. "Wir alle vermissen die Aufregung und den Enthusiasmus rund um die Shows, und ich glaube, dass nichts sie ersetzen kann. Aber ich halte es auch für eine gute Idee, sie menschlicher und persönlicher zu gestalten. Wir müssen uns jetzt auf die emotionale Seite der Mode konzentrieren", betont er und zeigt sich überzeugt, dass Kollektionen dann funktionieren, "wenn sie von Herzen kommen".
 
Angesichts der Ungewissheit, was in den kommenden Monaten passieren wird, verspricht der Designer, die Augen offen zu halten, damit seine Kollektionen ein Spiegelbild unserer Gegenwart bleiben: "Wir müssen die Zeit, in der wir leben, verstehen, um weiterarbeiten zu können. Auch das ist Mode. Die Mode hat immer das widergespiegelt, was um uns herum geschieht, nicht wahr?

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