Übersetzt von
Aline Bonnefoy
Veröffentlicht am
24.09.2022
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Mailand überrascht mit Gucci und Sportmax

Übersetzt von
Aline Bonnefoy
Veröffentlicht am
24.09.2022

Am dritten Schauentag in Mailand übertrafen sich die Designer in Mailand mit ihren ungewöhnlichen und eigenartigen Kollektionen für die Frühjahr-/Sommersaison 2023 gegenseitig an Mut. Zwei Modehäuser befassten sich insbesondere mit dem Begriff der Andersartigkeit. Gucci ging der Identitätsfrage nach, und fokussierte in seiner Show auf Zwillinge, während Sportmax die Sinne ergründete und die Art und Weise, wie sie unsere Wahrnehmung des Anderen beeinflussen.
 

Alessandro Micheles Mode im Doppelpack - Gucci


Vom Titel der Kollektion – "Twinsburg" – bis zum Teaser ließ Alessandro Michele keinen Zweifel über das Thema der Saison offen. Sind wir einzigartig oder unterschiedlich, ähnlich oder gegensätzlich? Wer ist mein Doppel, das in mir lebt? Für die gestalterische Umsetzung dieser Fragen organisierte der Kreativdirektor der Marke ein doppeltes Defilee.

Der Laufsteg befand sich in einem Raum in Form eines dunkeln Metallgehäuses, dessen Gitterwände von Doppel- oder Dreifach-Porträts bedeckt wurden. Auf der Rückseite der langen Wand, die sich vor dem Publikum auftürmte, erahnte man denselben gespiegelten Bereich, in dem eine parallele Show stattfand. Die Überraschung folgte am Ende, als sich die Porträtwand plötzlich wie ein Vorhang anhob und auf der anderen Seite genau dieselbe Kulisse zum Vorschein kam, wobei sich die Gäste wie gespiegelt gegenübersaßen.

Am Ende des Defilees begann somit die eigentliche Show, jedes Model gesellte sich zu seinem Zwilling, der genau gleich angezogen war. Sie hielten sich bei den Händen und gingen Seite an Seite erneut über den Laufsteg, im selben Takt, als wäre der eine das Spiegelbild des anderen, ein verwirrendes Bild: Sind es zwei Menschen oder nur einer und sein Spiegelbild?

Mit dieser Show, an der 68 Zwillingspaare – 50 weibliche und 18 männliche Paare – teilnahmen, bereicherte der Kreativdirektor die Gucci-Garderobe und erkundete Neuland. So wurden die klassischen Herrenanzüge mit abgetrennten Hosenbeinen mit einem Strumpfhalter mit einer sehr eleganten Gucci-Logo-Unterhose kombiniert. Weiter waren verblüffende Jeans-Latzhosen mit der Aufschrift "Fuori!!!" zu sehen, was auf Italienisch so viel heißt wie "raus!", aber auch "verrückt".

Schraubenschlüssel und Bolzen sind die neuen Trend-Prints. Alessandro Michele spielte auch mit Kontrasten. Rüschenkleider wurden mit Leoparden-Strümpfen und Eidechsenstiefeln kombiniert, kristallbesetze Jacken zu großkarierten Tweedhosen getragen. Und auch ein orientalischer Einfluss war zu verspüren, vom chinesischen Qipao-Kleid über die goldene Kimono-Bluse bis hin zu Perlenschmuck, wie er von Bauchtänzerinnen getragen wird. Dazu Accessoires wie Plüsch-Taschen und Sonnenbrillen, deren feine Metallkettchen und Perlenfäden bis über die Ohren fallen.
 

Die fließende Mode des Labels - Sportmax


Derselbe befremdende Eindruck war auch bei Sportmax Teil der Show. Ausgangspunkt der Überlegungen waren für das Label die in den 20er-Jahren durchgeführten Experimente zur Form von Lauten. Das Konzept wurde erweitert und führte zu einer faszinierenden Kollektion, die auf visuelle und haptische Empfindungen aufbaut.

Die Kleidungsstücke sind dekonstruiert, mancherorts wie aufgetrennt. Dies trifft besonders auf die ersten Looks zu, Patchwork-Arbeiten von Satin-Babydolls mit über die Schultern fallenden Trägern, die den Blick auf die Unterwäsche freigeben. Schimmernde Stoffe werden hastig zusammengerafft oder drapiert, um lange Röcke und Kleider mit Schleppen zu kreieren. Sie fallen vorne gerade herunter und sind hinten aufgebauscht.

Wirbelnde Röcke entstehen aus einem Spiel mit Schichten, wie Blätterteig. Mancherorts verlängert sich der Stoff wie ein Flügel den Armen entlang. Alles fließt und trieft, Ärmel, die dem Körper entlang herunterhängen, Maxi-Röcke, die sich am Boden ausdehnen. Übergroße Herrenanzüge, deren Hosenbein füllig über die Knöchel herunterfallen.

Für die Sportmax-Frau gibt es Maxi-Overknees aus goldenem Satin, eine Gratwanderung zwischen Hippie-Geist, Glamour und Futurismus. Glänzende Stoffe und sehr enganliegende Vinyl-Strickwaren vertiefen das Angebot, wie auch das Zusammenspiel von Pastellschattierungen und knalligen Farbtönen.

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