Von
Fabeau
Veröffentlicht am
04.04.2011
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Mehr Geld für Karstadt!

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Fabeau
Veröffentlicht am
04.04.2011



Am 1. Oktober hatte der US-Milliardär Nicolas Berggruen den Poker um die Warenhaus-Kette Karstadt offiziell gewonnen. Dabei hatte ihn die Gewerkschaft ver.di stark befürwortet. Nun, sechs Monate nach der Übernahme, stellen Betriebsrat und Gewerkschaft dem Neu-Eigentümer ein eher dürftiges Zeugnis aus. „Das erste Halbjahr ist anständig gelaufen, aber das reicht noch nicht, um die Zukunft zu gewinnen" erklärte Margret Mönig-Raane, stellvertretende Chefin der Gewerkschaft ver.di und langjährige Karstadt-Aufsichtsrätin am Wochenende in der Welt am Sonntag. Sie rechnet unter der derzeitigen Führung nicht mit einem „Quantensprung oder einem sensationellen neuen Konzept“.
Und auch wenn sechs Monate nicht viel Zeit sind, hätte der smarte US-Investor oder sein im letzten Jahr ernannter CEO Andrew Jennings zumindest eine klare Strategie kommunizieren können, gerade weil Karstadt auch ohne Börsennotierung weiterhin stark im Fokus der Öffentlichkeit steht. Stattdessen hört man nur Branchengerüchte über fallende Umsätze oder um Masterpläne mit 18 Punkten, die Andrew Jennings an seinen Führungsstab erlassen haben soll. So erwartet Mönig-Raane, in den nächsten Wochen mehr Tempo und mehr Entschlossenheit und vor allem, dass sich etwas „Substanzielles“ tut. Sofern, das was Jennings dort ausbrüte, „Hand und Fuß habe“, sei die Wartezeit berechtigt. Das Drängen hat einen Grund: Im Herbst 2012 läuft der Sanierungstarifvertrag aus, nachdem die Karstadt-Angestellten auf Weihnachts- und Urlaubsgeld verzichtet hatten und dem Konzern über 55 Mio. Euro Personalkosten ersparten.
Jennings hat laut Medienberichten einiges vor: Leistungsbezogene Bezahlungsmodelle, Umbau von 18 Filialen, Stärkung der Eigenmarken und Verbesserung des Online-Angebotes. Branchenexperten beziffern das Umbauprogramm für alle 120 Karstadt-Häuser auf einen hohen dreistelligen Millionenbetrag. Berggruen und seine Holding wollen hier nicht in Vorleistung gehen, sondern Karstadt selbst für den Neustart zahlen lassen. Das findet die Ver.di-Vize etwas unangemessen: Berggruen müsse sich fragen lassen, ob er Karstadt nicht einen Vorschuss für die Renovierungen geben könne, den er dann später wieder zurückbekäme, findet Mönig-Raane. Allerdings weiß sie, dass Renovierungen nicht automatisch ein Erfolgsgarant seien, wie das Oberklasse-Haus Oberpollinger zeige. Daher müssen endlich klare, wegweisende Konzepte her.

Foto: flickr/probek

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