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07.03.2012
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Modische Ekstase: Mit Hedi Slimane kommt ein Kultstar zurück

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07.03.2012

Paris (dpa) - Eine Zeit lang war Hedi Slimane derart angesagt, dass in der Modeszene eigentlich niemand mehr seinen Nachnamen benutzte. Alle sprachen nur von «Hedi», und ähnlich wie bei dem gerne nur als «Karl» betitelten Lagerfeld wusste jeder, wer gemeint war. Auch wenn die Öffentlichkeit den damaligen Designer von Dior Homme kaum kannte, galt er Insidern als Superstar. Slimane hat der Mode einen neuen Männertyp beschert: den zaundürren düsteren Romantiker mit melancholischem Gesichtsausdruck und scharf auf Figur geschnittenen Anzügen. Als die damalige Vogue-Chefredakteurin Carine Roitfeld einen weißen Herrenanzug von Dior, getragen auf nackter Haut, zu einem ihrer Lieblingsoutfits machte, pilgerten fortan auch Frauen scharenweise in die feine Dior-Herrenboutique an der Avenue Montaigne in Paris.

Der 1968 in Paris geborene Sohn eines Tunesiers und einer Italienerin scheint also zu wissen, was Frauen wollen. Das wird ihm in seinem neuen Job als Chefdesigner der Herren wie auch der Damen bei Yves Saint Laurent helfen. Als das lange schwelende Gerücht, Hedi übernehme das kreative Szepter bei Yves Saint Laurent, am Mittwoch offiziell bestätigt wurde, jubelten viele.

«Gelernt» hat Slimane eigentlich Herrenmode. 1996 wurde er Kreativdirektor bei Yves Saint Laurent Homme. Saint Laurent selbst förderte den hochtalentierten jungen Designer. Dessen Kollektionen standen schnell für eine moderne androgyne Eleganz. Im Jahr 2000 wechselte er zu Dior und machte Paris zum neuen Mekka der Herrenmode. Slimanes Schauen, bei denen blasse schmächtige Knaben schwarze Anzüge, blütenweiße Hemden, Lederkluft und auf der Hüfte sitzende Jeansröhren vorführten, versetzen das Publikum regelmäßig in Ekstase. Angeblich nahm Karl Lagerfeld seinerzeit über 40 Kilogramm auch deswegen ab, weil er in die schmalen Dior-Anzüge passen wollte.

2007 verließ der zierliche Designer das Modehaus. Laut der Branchenzeitung Women's Wear Daily scheiterte die weitere Zusammenarbeit daran, dass Slimane ein größeres Mitspracherecht bei der strategischen Ausrichtung von Dior Homme verlangt habe. Modisch gesehen verschwand er von der Bildfläche, dafür machte er sich einen Namen als Fotokünstler. Schon als Kind hatte Slimane, der später Politik und Kunstgeschichte studierte, Fotograf werden wollen. Seine Schwarz-Weiß-Aufnahmen stellte er in den vergangenen Jahren in zahlreichen Ausstellungen vor. Zuletzt lebte Slimane in Los Angeles - seiner neuen Heimat widmete er mit der kürzlich im dortigen Museum for Contemporary Art gezeigten Schau «California Song» sogar eine Ausstellung.

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