Prada: de Chirico Gentlemen treffen auf adrette Post-Punks
Kaum ein Event fasst den Megatrend für gepflegte Herrenbekleidung besser zusammen als die jüngste Show von Prada, bei der der Geist der New Wave auf Italiens größten Nachkriegsmaler traf.
Die Gäste betraten am Sonntagnachmittag das aufstrebende Kunstzentrum Fondazione Prada und fanden zwei riesige, abgesenkte Innenhöfe vor, in deren Mitte ganz in Weiß Reiterstandbilder standen. Pastellfarbene Bodenmuster, stimmungsvolle Beleuchtung und rote Bogengänge erinnern an eines der traumhaften Gemälde von Giorgio de Chirico.
"Ich wollte ein antiheroisches Statement, deshalb musste meine Reiterstatue spindeldürre Beine haben", kicherte die Designerin Miuccia Prada.<<<6>>>
Doch wie die einsamen Figuren, die jedes der Ölbilder des Malers bevölkern, war auch Miuccias Besetzung sorgfältig gekleidet, mehr als die Hälfte davon in raffinierten Mänteln – ob üppige zweireihige Shearling-Coats oder schlanke Gabardine-Regenmäntel, Velours-Cord-Trenchcoats oder stahlgraue Citycoats aus Wolle. Das durchdachte Oberbekleidungsstück wurde mit großen aufgesetzten Taschen aus wasserfesten Mikrofasern veredelt – wie Dixon of Dock Green in Mailand.
Geschäftige junge Männer, schritten schnell durch die beiden bühnenartigen Plätze, während die rund 1.000 Zuschauer von der acht Meter höher gelegenen Tribüne hinunterblickten.
Miuccia schnitt einige unvergleichliche Jacken; mit breiten Ärmeln, weitem Revers und umhüllenden Formen sahen sie aus, als gehörten sie den großen Brüdern der Models. Die Hemdkragen waren lang und spitz, viele Models trugen dünne Krawatten und Satchels. Zuvor ging es mit Kombinationen aus Lacklederwesten, schlanken Hosen und riesig besohlten Gummistiefeln und Bauernstiefeln zur Sache.
"Ich wollte die Arbeit würdigen. Nicht nur die Idee des engagierten Handwerkers, sondern die Bedeutung und Vitalität der Arbeit für jeden. Ich glaube, die Millennial-Generation hat das nicht ganz verstanden. Sie denken, dass alles einfach so kommt. Aber das ist nicht der Fall. Man muss in diesem Leben wirklich hart arbeiten, um das zu bekommen, was man will. Die nächste Generation scheint das zu begreifen", betonte die italienische Designer nach der Show, welche die bisher größte Ovation erhielt – nach fünf Tagen mit Shows zwischen Florenz und Mailand.
Der Soundtrack war eine brillante Begegnung zwischen New Order und Richard Wagner, eine Ansammlung von Live-Bootleg-Aufnahmen, was bedeutete, dass niemand die Tunes auf Shazam finden konnte. Zwei von New Orders Single-Covern wurden von de Chiricos metaphysischen Gemälden inspiriert.
"Ich fand das bemerkenswert, und die Tatsache, dass New Order auf Wagner standen, sie spielten Das Rheingold zur Eröffnung ihrer Konzerte! Als ich das entdeckte...", schmunzelte Miuccia.
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