Übersetzt von
Felicia Enderes
Veröffentlicht am
28.02.2018
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Saint Laurent's nicht rebellische Rocker

Übersetzt von
Felicia Enderes
Veröffentlicht am
28.02.2018

Es war erfrischend, an der jüngsten Saint-Laurent-Show in einer von der "Me Too"-Bewegung dominierten Saison teilzunehmen und Zeuge einer Kollektion zu werden, die so viel Haut und vor allem das Recht von Frauen auf eine sexy Ausstrahlung zeigte.

Saint Laurent - Herbst 2018 - Instagram

 
Schützende Mode mag in New York der letzte Schrei sein, aber hier in Paris, auch nach nur 24 Stunden Show, sind die Designer eindeutig entschlossen, die Menschen daran zu erinnern, dass Frauen keine Angst davor haben sollten, heiß und sexy auszusehen und sich dafür nicht zu schämen. Die Objektivierung des weiblichen Geschlechts ist falsch, aber Frauen in Paris sexy darzustellen ist es sicher nicht.
 
Zugegeben, es fiel einem schwer, einige der Kleidungsstücke in dieser Saint Laurent-Show richtig zu sehen. Da viele von ihnen allerdings für Nachtclubs gemacht schienen, war das wahrscheinlich sehr sinnvoll. Doch selbst im rauchigen Licht auf einem immensen dunklen Laufsteg, der über die Seine zum Eiffelturm blickte, wirkte die Kollektion definitiv erotisch.

Das erste halbe Dutzend Looks waren kurze Lederminiröcke oder Hot-Pants, gepaart mit kleinen Blazern und Boleros; die Outfits zeigten allesamt viel Bein. Und das war die Bekleidung für tagsüber. Für den Abend konnte sich der Kreativdirektor Anthony Vaccarello wirklich austoben. Mit seiner angeborenen Fähigkeit, suggestiv zu drapieren, kreierte er schulterfreie Cocktailkleider und Kleider mit betonter Schulterpartie für Dancefloor-Heldinnen, die auf eine fast magische Art und Weise geschnitten und oft mit schwarzen Federn versehen waren.
 
In einer gemischten Show passten die Saint Laurent Männer – in Röhrenhosen, enganliegenden Anzügen, dicken Shearling- und Baseballjacken – bestens zu den weiblichen Models.
 
In einem denkwürdigen Finale wurden etwa 20 mit Blumen bestickte Kleider aus Crêpe de Chine präsentiert, die viel Oberschenkel zeigten. Sie waren sexy, skulptural, suggestiv, frech und eine Million Meilen entfernt von zurückhaltender und schützender Mode.
 
"Es ist eine Explosion an joie de vivre, aber auch ein wenig traurig. Es ist kein Punk, nichts, was mit Rebellion zu tun hat. Nein, es spiegelt vielmehr die Stimmung der Frauen, die um mich herum arbeiten, wider", sagte Vaccarello, dessen Show pünktlich um 20 Uhr begann. Ein drohender Hinweis in der mit Metall besetzten Brieftasche einer Einladung lautete: "Die Show beginnt genau um 20 Uhr. Der Zugang wird ab 19 Uhr gewährt. Die Türen schließen um 19.45 Uhr."
 
In gewissem Sinne hat Vaccarello Monsieur Saint Laurents Gypsy-Kollektion eine große Portion harten Chic hinzugefügt.
 
"Meine Arbeit ist immer eine Reaktion auf die letzte Kollektion. Es gab zwei Drucke, wie z.B. einen floralen Jumpsuit, den ich in der letzten Saison gemacht habe, und das wollte ich fortsetzen. Deshalb war das Finale so reichhaltig und bestickt. Ich wollte auch mehr Maßgeschneidertes und mehr Street-Einflüsse, wenn auch mit vielen Federn. Ich würde nicht sagen Rock, aber sehr aktuell. Ich habe schon immer die kleinen Blumenkleider von Monsieur Saint Laurent geliebt, da er es immer geschafft hat, ganz einfache Kleider zu entwerfen, die sehr skulptural und gleichzeitig extrem waren, und das wollte ich auch", so der italienisch-belgische Designer.
 
Das Haus hat vor langer Zeit die magische Milliardengrenze durchbrochen und boomt weiter. Als wir das riesige, mit funkelnden Lichtern bedeckte Zelt verließen und hunderte von Fans pathetisch noch immer um Einlass baten, kamen wir mit Francesca Bellettini, CEO des Hauses, in Kontakt.
 
"Glücklich? Ich könnte nicht glücklicher sein. Wir haben im vergangenen Jahr 1,5 Milliarden Euro erwirtschaftet und sind um 25 % gewachsen. Was kann man daran nicht mögen?", strahlte die Geschäftsführerin.

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