Übersetzt von
Aline Bonnefoy
Veröffentlicht am
20.01.2021
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Sankuanz-Show unter dem Eiffelturm am Eröffnungstag der Paris Fashion Week

Übersetzt von
Aline Bonnefoy
Veröffentlicht am
20.01.2021

Lasst uns an dieser Stelle dem Label Sankuanz ein Kränzchen winden: Der Marke ist ein brillantes Agitprop-Video gelungen, das in den Tiefen der Nacht vor der Kulisse des Eiffelturms gedreht wurde.

 


Das 2013 vom Designer Shangguan Zhe gegründete Label Sankuanz ist wahrscheinlich die einflussreichste unabhängige Modemarke Chinas. Die Kleider sind aufsehenerregend, aggressiv und konfrontativ, vermischen Zeitalter und Momente, in denen Nachtclub-Rocker auf Skateboarder treffen, und Femme fatales auf technologieversierte Amazonen stoßen.

Sankuanz ist nicht gerade subtil, aber genau darum geht es auch. Seine Mode soll mit der Gegenüberstellung der Zeitalter und Haltungen aufrütteln.

Das Ergebnis: Dystopische Dandys in ausgefransten Kettenhemd-Tops, handbemalte Camouflage-Mäntel und Smokings mit aufgestickten Kristallkreuzen. Dunkelherzige Models in ledernen Feuerwehrmänteln, fromme Lurexkleider mit Pagodenschulter, lindgrüne Hoodies und Nadelstreifenanzüge.

Die Models schritten wütend unter dem riesigen Eiffelturm durch oder blickten missmutig direkt in die Kamera, während sie über die schmiedeeisernen Gänge der berühmtesten Sehenswürdigkeit Frankreichs gingen. Mehrere trugen nietenbesetzte Masken, die aus dem Kultfilm Pulp Fiction hätten stammen können.

Alles in einem vorzüglichen Modevideo von Feng Liang, eine Mischung aus Fashionbildern und Drohnenvideos des Eiffelturms. Wie genau ihm dieser Dreh gelang, bleibt ein Rätsel. Nennen wir es chinesische Chuzpe.

Ein fantastisches Video und eine knallhart-elegante Kollektion des behutsamen Designers Zhe, der 2015 Finalist des LVMH Prize war. Mit seiner Show gleich nach dem bescheidenen Teasing-Video von Berluti beschied er der jüngsten Pariser Menswear-Woche einen explosiven Start.

Dicht auf den Fersen folgt Taakk



"Gibt es jemanden, der weiß, wo wir in 10, in 20 Jahren sein werden? Den würde ich gerne kennenlernen. Aber vielleicht habe ich das ja bereits", sprach der Erzähler in einem bezaubernden Modevideo des Labels Taakk. Es handelt sich um die subtilste Marke der neuen japanischen Designergeneration der vergangenen Jahre.



Taakk - Herbst 2021 - Photo: Taakk - Taakk


Das Video in Form einer Zugfahrt entlang des steinigen Meeresufers in Japan betonte sorgfältig die Stärken der neuen Kollektion – sanfte klassische und doch unübliche Stoffe, prachtvoll geflammte grüne Samtjacken, perfekt gestylte moderne M-65-Jacken und Sweatshirts mit großflächigen Orchideenprints.

In dieser vollständig digitalen Saison ließ der Designer Takuya Morikawa den Redakteuren ein Paket mit drei Stoffen zukommen, damit sie ihre Subtilität aus nächster Nähe begutachten konnten – so beispielsweise den mit Nylonbesätzen versehenen Baumwollstoff der M-65-Jacke. Eine sanfte Aufmerksamkeit eines sanften Designers und Hauses.

Bad Boy Mashup von Bluemarble



Diese junge französische Marke eröffnete ihr Video mit einem jungen Mann, der verspätet in einem Büro ankommt, obwohl er offensichtlich eher der Partygänger ist. Mit meisterhaften Montagekniffen schickte der Designer Antony Alvarez seine Models auf eine erweiterte Tournee um die Welt – von Universitätshallen und vergoldeten Villen über riesige Keller und beeindruckende Ausblicke über die weite Natur Islands.

 


Für den Herbst entwarf Alvarez für Bluemarble weite Faltenhosen mit nietenbesetzter Taschen-Paspelierung, stark aufgebauschte Hosen, Bomberjacken mit Wolkenprint, seidene Disco-Hemden, auf die goldene Halsketten aufgedruckt sind, Parkas aus gelbem und rosafarbenem Fallschirmstoff. In anderen Worten: Instagram-orientiert statt knapper Eleganz.

Vielleicht sorgte er damit nicht für den nächsten Hype in der Mode, doch bot Alvarez ein ganz eigenes Modestatement für sein 2018 gegründetes Label. Bestnoten gibt es für die kostengünstige Markenförderung durch sein schwungvolles, schlagkräftiges Video unter der Regie von Hedi El Chikh.

Eine gänzlich digitale Modesaison hat doch auch etwas Gutes – sie bringt einige begabte Filmregisseure ans Licht.

 

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