Übersetzt von
Aline Bonnefoy
Veröffentlicht am
16.09.2020
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Sportschuhmarke On präsentiert Mietkonzept für recycelbaren Laufschuh

Übersetzt von
Aline Bonnefoy
Veröffentlicht am
16.09.2020

Das Cyclon-Konzept könnte in der Vertriebslandschaft der Sportausrüstungen für frischen Wind sorgen. Der Abo-Service ist zwar keine Branchenneuheit, Nike hat im vergangenen Jahr beispielsweise ein ganz ähnliches Programm für seine Kinderkollektion eingeführt. Doch nun testet auch die Schweizer Sportschuhmarke On die Möglichkeiten von Abo-Modellen aus.


Das Modell Cyclon kann nur gemietet werden On - On


Die Marke On wächst seit Jahren rasant und wurde in der breiten Öffentlichkeit im vergangenen Jahr bekannt, als Roger Federer sich zu ihr bekannte. Er unterstützt das Label sowohl als Markenbotschafter als auch als Finanzpartner. Am Dienstag enthüllte On das innovative Produktangebot Cyclon, das mit Recycling und Kreislaufwirtschaft punktet. Das erste Produkt des Sortiments ist ein Laufschuhmodell, das im Abo monatlich EUR 29,95 kostet.

"Es ist eine echte Herausforderung und wir wissen nicht, ob die Kunden darauf ansprechen werden. In der Branche werden Nachhaltigkeit und Performance als absolute Gegensätze betrachtet", erklärte Caspar Coppetti im Gespräch mit FashionNetwork.com. Coppetti gründete das Unternehmen 2010 mit Olivier Bernhard und David Allemann in Zürich.

"Unser Sitz befindet sich unweit der Schweizer Alpen. Sie sind Teil unserer Landschaft. Deshalb haben wir uns dafür entschieden, uns für den Klimaschutz einzusetzen. Die Sportausrüstungsbranche ist nur sehr langsam auf die neuen Praktiken eingegangen. Wir wollten zeigen, dass es möglich ist, nachhaltige Schuhe zu schaffen, die herkömmlichen Modellen auch auf Performance-Ebene in nichts nachstehen. Das Modell Cyclon wiegt weniger als 200 g und verfügt über eine außergewöhnlicher Energierückgabe. Das Modell wird von den [Schweizer] Athleten an den Olympischen Spielen in Tokio verwendet", so Coppetti.
 
Für Recycling optimierte Schuhe

Erklärtes Ziel von On ist es, die Abfallentstehung und die Verwendung von Mineralölerzeugnissen radikal einzuschränken. 50 Prozent des Materials des Cyclon stammen aus biobasierten Ressourcen, genauer gesagt aus Rizinusbohnen. Entwickelt wurde das Material in Zusammenarbeit mit dem Chemiekonzern Arkema.

Vor allem aber hat es sich On zum Ziel gesetzt, ein Kreislaufwirtschafts-Produktionsmodell umzusetzen. "Das Standardmodell von On besteht aus rund 150 Teilen. Theoretisch sollte es möglich sein, alle zu recyceln, doch in der Praxis ist es unmöglich", so Coppetti. "Mit Cyclon verwenden wir zwei Materialien, die sehr ähnlich sind. Für das Recycling müssen wir sie zerkleinern und einschmelzen, um sie wiederverwerten zu können. Wir mussten ein cleveres Designkonzept ausarbeiten, aber schlussendlich brauchen wir für die Herstellung dieser Schuhe bedeutend weniger Produktionsschritte", fügte er weiter an.


Cyclon-Schuhe werden aus einem Material auf Rizinusbohnen-Basis hergestellt - On


On ist nicht die einzige Marke, die Sportschuhe aus recycelten Materialien herstellt und Kreislaufwirtschaft steht auf dem Programm mehrerer führender Branchenakteure. Salomon präsentierte vor Kurzem das von Oliver Mouzin entwickelte Schuhmodell Index 01, das im Frühling in die Läden kommt. Mouzin ist bei Salomon Footwear für Kreislaufwirtschaft zuständig.

Adidas schlug bereits vor drei Jahren mit dem Loop-Schuh einen Pflock ein. Die dafür verwendeten Materialien können wieder der Wertschöpfungskette des Produkts zugeführt werden.

"Diese Art von Wettlauf ist anregend", erklärt Coppetti. "Die Sache ist die, Cyclon ist nicht nur ein Konzept, sondern eine Wirklichkeit. Wir sind für die Massenproduktion bereit. Bis Ende Jahr rechnen wir mit 30 000 bis 50 000 Bestellungen. Wir haben von Adidas‘ Erfahrung mit Loop gelernt. Adidas hat eine erste Version gelauncht, doch Sammler behielten die Schuhe und wollten sie nicht zurücksenden. Der allgemeine Konsens lautet, dass ein abgenutztes Paar Schuhe entweder fortgeworfen wird oder aber es wandert in den Keller. Unsere Idee ist es, dass Nutzer je nach Verwendungsintensität sechs bis neun Monate später ein neues Modell der nächsten Generation erhalten und sie ihr gebrauchtes Paar zum Recycling zurücksenden".



Nach sechs bis neun Monaten erhalten Abonnenten ein neues Paar und senden das gebrauchte Modell zurück - On


On steht vor einer bedeutenden Herausforderung, doch legte das Unternehmen bislang ein beeindruckendes Wachstumstempo vor. Ungeachtet der Auswirkungen der Covid-19-Krise haben sich Amateur- und Profisportler dem Laufsport zugewendet. Laut Coppetti stieg der Umsatz von On im Vergleich zu 2019 um rund 60 Prozent. Die Produkte der Marke werden aktuell von rund 6000 Händlern in über 50 Ländern angeboten. Mit Cyclon muss On trotz der treuen Fanbasis seine Kunden vom neuen Abonnementsmodell überzeugen, was das Konzept des Besitzes für Laufschuhe überflüssig macht. Trotz der aufgrund der Covid-19-Pandemie schwierigen Marktsituation bleibt Nachhaltigkeit in der Branche ein Schlüsselkonzept. Das Risiko, das On eingeht, könnte sich somit sehr wohl auszahlen.

Im nächsten Jahr erhofft sich das Unternehmen einen Output von 150 000 Paaren, das sind rund 5 Prozent aller von On verkauften Laufschuhe. On erklärte weiter, dass das Unternehmen in der Lage sei, recycelte Materialien für die Herstellung von T-Shirts und Strumpfhosen zu verwenden. Weitere Kategorien sollen in das Abonnementsmodell aufgenommen werden.

Coppetti verwies darauf, dass On bereit sei, andere von seinen technologischen Innovationen profitieren zu lassen. "Alles für uns behalten zu wollen ergibt keinen Sinn. Alle Marken sollten in der Zukunft Zugang zu dieser Technologie haben. Denn wir müssen das Produktnutzungsproblem zusammen lösen, auf Branchenebene".
 

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