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24.07.2018
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Vivienne Westwood: Klima statt Klamotten

Veröffentlicht am
24.07.2018

Vergangenes Wochenende erhielt Vivienne Westwood für ihr Schaffen in der Modewelt den Excellence Award des Ischia Film & Music Global Fest. Dabei interessiert sich Westwood vielmehr für das Klima als für Klamotten.

Vivienne Westwood und Pascal Vicedomini - Photo: Ischia Global Fest


"Mode langweilt mich. Ich bin viel mehr an der Gesundheit unseres Planeten interessiert. Wir haben kaum eine Generation, um die Dinge zu ändern, bevor es zu spät ist", erklärt Westwood.

Die britische Modeikone wurde am vergangenen Wochenende mit dem Excellence Award im Rahmen des Ischia Film & Music Global Fest ausgezeichnet. Damit folgt sie auf die Designer Jean-Paul Gaultier und Carolina Herrera, die den Award in den vergangenen zwei Jahren erhielten.

Westwood hat das Design der Kollektionen ihres Modehauses an ihren Ehemann und langjährigen Designerkollegen Andreas Kronthaler übergeben. Im September wird Kronthaler die Frühjahr/Sommer-Kollektion 2019 in Paris präsentieren, während das Londoner Modehaus Anfang Dezember gemeinsam mit Kreativdirektor Riccardo Tisci eine Kollektion mit Burberry lanciert.

"Es wird eine einzigartige Kollektion aus klassischen Westwood-Ideen sein, darunter wunderschön geschnittene Blazer von Andreas und ein paar meiner Punk-Kilts mit Trägern aus unserem Archiv. Und das alles im Burberry Karomuster. Das wird eine smarte Kollektion", erklärt Westwood, während ihres veganen Mittagessens.
 
Auch im Alter von 77 Jahren ist die Designern noch immer sehr aktiv. Westwood engagiert sich intensiv im Kampf gegen die globale Erwärmung und unterhält einen Blog namens Climate Revolution, auf dem sie regelmäßig veröffentlicht. 
 
Westwood ist eine wahre Modeikone. Sie erhielt großen Beifall, als sie den Sea Horse Award im Hotel Regina di Isabella entgegennahm, ein berühmtes italienisches Jet-Set-Hotel in dem Richard Burton und Elizabeth Taylor im Jahr 1963 während der Dreharbeiten zu Cleopatra eine leidenschaftliche Romanze erlebten.
 
"Wir haben ein großes globales Problem: Unsere Politiker hören unseren Wissenschaftlern nicht zu. Wir haben kaum mehr 20 Jahre, um den Klimawandel zu stoppen, sonst werden wir einen Wendepunkt erreichen und alles unterhalb von Paris wird unbewohnbar sein. Am Ende dieses Jahrhunderts wird es nur noch eine Milliarde Menschen auf der Erde geben", prophezeite sie und erhielt dabei Applaus von rund 500 Zuschauern.
 
Das diesjährige Ischia Global Fest – gegründet und geleitet von Italiens Nummer 1 Cineast und Filmkritiker Pascal Vicedomini – verlieh auch dem berühmten Musikproduzenten Quincy Jones einen Legend Award und überreichte Marcello Fonte einen "Ischia Actor of the Year"-Award  in Cannes für seine Rolle in dem zeitgenössischen römischen neorealistischen Film Dogman.
 
Westwood, die bereits zwei Mal mit dem "Designer of the Year Award" des British Fashion Council ausgezeichnet wurde, nahm den Excellence Award nach einer Filmvorführung auf einer Klippe in einer kleinen Bucht auf der grünen Insel entgegen. Eine passende Kulisse für die engagierte Designerin, die sich für die Erhaltung des Regenwalds einsetzt und die Cool Earth-Bewegung unterstützt.
 
"Wir versuchen nicht, den Wald zu kaufen, sondern arbeiten mit den indigenen Völkern zusammen, um ihnen legale Dokumente zu beschaffen, damit sie ihr Stück Wald, in dem sie seit Jahrhunderten gelebt haben, auch offiziell besitzen. Sie kümmern sich leidenschaftlich um ihr Land, und wir geben ihnen die gleiche Menge Geld, um den Wald zu retten, wie man den Holzfällern zahlen würde, um es abzuholzen. Der Plan ist, den ganzen Regenwald für hundert Millionen Pfund zu retten, was wirklich sehr wenig Geld ist. Und auch Königin Elizabeth hat mitgemacht und es funktioniert. Jedes Pfund rettet einen Baum", erklärte die Königin des Punks in einem Chiffon-Sari-Kleid.
 
"Wir haben keine Wahl zwischen nachhaltiger Wirtschaft und Massensterben", so Westwood, die 2003 von Queen Elizabeth II. den Titel Dame erhielt, 25 Jahre nachdem die Designerin das Gesicht der Monarchin mit Sicherheitsnadeln auf T-Shirts verunstaltet hatte.
 
Westwood ist  Mutter von zwei Söhnen: Fotograf Ben Westwood und Agent Provocateur-Gründer Joe Corré (aus ihrer zweiten Ehe mit Malcolm McLaren). Vor zwei Jahren wurde sie zum ersten Mal Großmutter. Ihre Enkelin heißt Bamboo Westwood. Im Jahr 1971 feierte Westwood mit ihrem ersten Geschäft "Let it Rock" in der 430 Kings Road, das sie gemeinsam mit McLaren eröffnete, große Erfolge. Um 1975, dem Jahr des Punks, tauften sie den Laden zu "Sex" um, er wurde zum Mekka der Anti-Establishment-Bewegung. Ihre ikonischen Punk Rock-Tartan Kilts, Retro College-Boy-Jacken, zerrissene Leopardenmuster-Oberteile oder zerschnittene Bondage-Accessoires, wurden zur Uniform einer ganzen Jugendkultur. 
 
Im Jahr 1992 brachte die Königin des subversiven Chic ihre Kollektion nach Paris, als die erste britische Designerin seit Mary Quant, und übersetzte ihre Ästhetik in eher theatralische Ideen mit ihren gefeierten Anglomania- und Red Label-Linien und Stoffen aus dem 17. und 18. Jahrhundert sowie Savile Row-Schnitttechniken. Sie hat zahlreiche Stores in Großbritannien, den USA und vor allem in Korea und Japan eröffnet. Westwood hat darüber hinaus eine erfolgreiche Reihe von Düften und sogar ihr eigenes MacAndreas-Karomuster kreiert.
 
Aber in diesen Tagen ist es vor allem der Kampf gegen die globale Erwärmung, den sie auf ihrem Blog thematisiert. Sein Name ist gewohnt aufrührerisch: Climate Revolution.
 

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