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Felicia Enderes
Veröffentlicht am
21.04.2022
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Welche Pläne Levi Strauss mit seinem neuen Logistikzentrum in Dorsten verfolgt

Übersetzt von
Felicia Enderes
Veröffentlicht am
21.04.2022

Levi Strauss & Co. (LS&Co.) wächst in Europa kontinuierlich mit zweistelligen Raten. Im vierten Quartal 2021 verzeichnete die Gruppe einen Umsatzsprung von 16 %, der zum Gesamtjahresumsatz der Gruppe von 5,8 Milliarden Euro beitrug. Für das erste Quartal 2022 meldet der US-Konzern, zu dem Levi's, Dockers und Beyond Yoga gehören, einen Umsatzanstieg von 13 % auf 469 Millionen Dollar. Darüber hinaus ist Levi Strauss mit der Umgestaltung seines Geschäftsmodells beschäftigt. Durch sein dichtes Ladennetz und die Stärke seiner Online-Aktivitäten gewinnt der Direktverkauf an den Verbraucher zunehmend an Bedeutung.


Der zukünftige Logistikstandort von Levi Strauss in Dorsten - Delta Development Group/ Architekturbüro Quadrant4



In dem am 28. Februar abgeschlossenen Quartal wuchs der DTC-Umsatz der Gruppe um 46 %, vor allem dank eines erneuten Anstiegs der Besucherzahlen in den Geschäften in vielen Regionen, insbesondere dank der Touristen in den Urlaubsgebieten, aber auch dank des Erfolgs der Levi's-App, die die direkte Beziehung der Marke zu ihren Kunden intensivieren soll.

In Europa gingen die Online-Verkäufe im ersten Quartal zwar um 8 % zurück, waren aber im vergangenen Jahr mit einem Wachstum von 84 % sprunghaft angestiegen. Sie machen nun 29% des Gesamtumsatzes in Europa aus, wobei sich 85% des Geschäfts auf Westeuropa konzentrieren. Um auf den Anstieg des Volumens zu reagieren und die Entwicklung seines Geschäftsmodells zu unterstützen, hat LS&Co. den Grundstein für ein neues, 70.000 Quadratmeter großes Logistikzentrum in Dorsten gelegt, das auf einem alten Bergwerksgelände errichtet wurde.

Die Anlage wird von LS&Co., der Delta Development Group und der Stadt Dorsten entwickelt. Sie soll im April 2024 in Betrieb genommen werden und wurde so konzipiert, dass sie dem Omnichannel-Modell der Gruppe gerecht wird. Diana Dimitian, Geschäftsführerin von Levi Strauss für Südeuropa, und Torsten Müller, verantwortlich für Vertrieb und Logistik für die Märkte in Europa, Asien, dem Nahen Osten und Afrika, sprachen mit FashionNetwork.com über die Herausforderungen des neuen Zentrums vor dem Hintergrund der anhaltenden Expansion des US-Konzerns.


Torsten Müller - Levi Strauss & Co



FashionNetwork.com: Was wird sich mit der Eröffnung des neuen Zentrums in Deutschland im Vertriebsnetz von Levi Strauss & Co. ändern?

Torsten Müller: LS&Co. hat in den letzten Jahren expandiert, wobei ein Großteil des Wachstums aus unserer europäischen Region kam, was uns zu dem Schluss brachte, dass wir dort größere Lagerkapazitäten benötigten. Um mit diesem Wachstum Schritt zu halten, hat die Gruppe eine gründliche Überprüfung ihrer Logistikorganisation vorgenommen, um potenzielle Lösungen zur Erweiterung unserer Kapazitäten zu ermitteln. Diese Prüfung führte zu der Entscheidung, ein neues, hochmodernes Distributionszentrum in Europa zu bauen, bei dem der Schwerpunkt auf Nachhaltigkeit liegt. Die Anlage befindet sich in einem Gebiet, das es der Gruppe ermöglicht, mehr als 160 Millionen Verbraucher in einem Umkreis von 500 Kilometern zu erreichen. An dem Standort werden bis zu 650 Mitarbeiter beschäftigt sein.

FNW: Welche Anlagen betreibt die Gruppe derzeit in Europa? Wie liefern Sie Ihre Produkte an Ihre Einzelhandelspartner, Multimarkenpartner und Endverbraucher? Wie viele Produkte haben Sie im Jahr 2021 ausgeliefert?

TM: In Europa arbeiten wir mit Dienstleistern zusammen, mit Ausnahme eines Lagers in Großbritannien. Dorsten wird das zweite Logistikzentrum in Europa sein, das wir selbst betreiben werden. Das ist eine wichtige strategische Entscheidung, denn wir werden eine Größe erreichen, die es erforderlich macht, dass wir den Vertrieb selbst in die Hand nehmen. Es ist Teil unserer Politik, die Anzahl der Produkte, die wir in der Region ausliefern, nicht zu veröffentlichen, aber um Ihnen einen Maßstab zu geben: Unser zukünftiges Vertriebszentrum wird die Kapazität haben, den europäischen Markt mit bis zu 55 Millionen Artikeln zu beliefern, wenn es voll ausgelastet ist.

FNW: Wie hoch war Ihr Umsatz in Europa im Jahr 2021 und wie haben Sie ihn erzielt?

Diana Dimitian: Im vergangenen Jahr hat LS&Co. in Europa einen Umsatz von 1,7 Milliarden Dollar erzielt, was 30 % des Gesamtumsatzes der Gruppe entspricht. Ein erfolgreiches Ergebnis, das die Stärke unserer Marke in der Region widerspiegelt, denn wir konnten in nur einem Jahr wieder das Umsatzniveau von vor der Pandemie erreichen. Dies ist uns durch die Umsetzung unserer Strategie gelungen, insbesondere durch die Diversifizierung unserer Produktkategorien, von Oberteilen bis zu Hosen, von Herren- bis zu Damenbekleidung, und durch das Wachstum unseres Geschäfts mit einem besonderen Schwerpunkt auf dem DTC-Verkauf.


Diana Dimitian - Levi Strauss & Co



FNW: Welche Wachstumsraten erwarten Sie für 2022?

DD: Anfang April haben wir unsere Ergebnisse für das erste Quartal 2022 veröffentlicht. Wir verzeichneten ein weiteres starkes Quartal in Europa mit einem Anstieg von 13% auf währungsbereinigter Basis und 21% bei konstanten Wechselkursen. Insgesamt sind unsere europäischen Aktivitäten weiterhin sehr dynamisch. Die Vorbestellungszahlen in Europa waren beachtlich, und die Besucherzahlen in den Geschäften nehmen stetig zu. Vor allem in Frankreich, Italien und Südeuropa verzeichnen wir ein robustes Wachstum. Unsere Aussichten für das Jahr 2022 sind positiv, da wir weiterhin von einer Reihe von Konsumtrends profitieren, die uns eine einzigartige Position auf dem Markt verschaffen, insbesondere die "Casualisierung", aber auch die erneute Nachfrage nach Bürokleidung und neue Denim-Trends.  Wir freuen uns auch, dass der Verkehr in unseren Geschäften in Europa wieder anzieht, da die pandemiebedingten Einschränkungen allmählich aufgehoben werden.

FNW: Vor welchen Herausforderungen stehen Sie im Hinblick auf Ihre Omnichannel-Pläne?

TM: Die Steigerung der DTC-Verkäufe ist eine unserer Prioritäten. Daher sehen wir im Ausbau und der ständigen Verbesserung unserer Omnichannel-Kapazitäten eine große Wachstumschance. Unser neues, hoch automatisiertes und nachhaltiges Logistikzentrum in Deutschland wurde entwickelt, um die Lieferzeiten zu verkürzen und die Flexibilität zu erhöhen. Es wird eine zentrale Rolle bei der Unterstützung unserer Omnichannel-Strategie in Europa spielen.

FNW: Und wie handhaben Sie den Direktvertrieb?

TM
: Wir legen die relativen Anteile der DTC- und Großhandelsbestände an unseren Logistikstandorten nicht offen. Aus der Umsatzperspektive können wir sagen, dass im Jahr 2021 der Großhandelskanal, einschließlich der Verkäufe an Franchisenehmer, 64 % des Gesamtumsatzes ausmachte und der DTC-Verkauf (über direkt betriebene Läden und online) 33 %.

In dieser Woche berichteten wir über einen Anstieg des weltweiten DTC-Nettoumsatzes um 35 % im Vergleich zum ersten Quartal 2021, was auf einen Anstieg des Umsatzes über direkt betriebene Geschäfte um 48 % und einen Anstieg um 10 % über Online-Bestellungen zurückzuführen ist. Der Nettoumsatz im Großhandel stieg weltweit um 15 % im Vergleich zum ersten Quartal 2021.

FNW: Wie optimieren Sie die Dienstleistungen, die Umweltauswirkungen und die Kosten?

TM
: Unser neues Logistikzentrum wird nach den Grundsätzen des nachhaltigen Designs gebaut und nach den höchsten Standards, wie Leadership in Energy and Environmental Design (LEED) und WELL Health-Safety, zertifiziert. Die Anlage selbst ist nach dem Cradle-to-Cradle-Prinzip konzipiert und besteht aus Baumaterialien, die den Kreislaufgedanken fördern und sich positiv auf das Klima und den Wasserverbrauch auswirken.

Der Produktversand ist natürlich ein weiterer interessanter Bereich, wenn es darum geht, die Gesamtumweltauswirkungen unserer Logistik zu reduzieren. Es gibt keine Einzellösung, jeder Schritt muss sorgfältig bedacht werden. LS&Co. hat weltweit mehrere Initiativen gestartet, um dieses Thema anzugehen. So haben wir beispielsweise ein Projekt initiiert, das darauf abzielt, unsere Kartons neu zu gestalten, um sie dichter zusammenzupacken und die Raumnutzung während des Transports zu optimieren. Wann immer möglich, werden auch Alternativen zur Luftfracht in Betracht gezogen, insbesondere der Schienen- und Seetransport. In Europa führen wir außerdem neue Omnichannel-Lieferlösungen ein, wie z. B. Online-Bestellungen mit Ship/Return-to-Store-Optionen, die weitere Möglichkeiten zur Optimierung der Lieferungen bieten.



 

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