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27.08.2015
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Wiener Balkankonferenz: Deutsche Modebranche schafft Armut und Unsicherheit

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DPA
Veröffentlicht am
27.08.2015

Politiker streiten über den richtigen Umgang mit Flüchtlingen aus Balkan-Ländern.
Doch wie sicher sind diese Länder? Und wie reich? Für die soziale Schieflage vor Ort sind nach neuesten Erkenntnissen auch die Dumping-Löhne der deutschen Textilwirtschaft mit verantwortlich, die dort intensiv produzieren lässt.  

Allein im kleinen Mazedonien arbeiten rund 65.000 Menschen an der Mode - mehr als in jeder anderen Branche des andes. Fast alles, was sie schaffen, geht in den Export. Größter Abnehmer ist Deutschland. Deutsche Modemarken und Berufsbekleidungsproduzenten lassen hier nähen - darunter auch die neuen blauen Polizeiuniformen. Ebenso Hugo Boss, Hess Natur oder C&A.

Die jüngste Studie der Clean Clothes Campaign (CCK) ergab, dass durch die Modeindustrie und ihre Hungerlöhne ganze Regionen verarmen. Der durchschnittliche Verdienst einer mazedonischen Näherin liege laut der  weit unter der Armutsgrenze und entspricht gerade mal einem Siebtel eines existenzsichernden Lohns. Gesetzliche Mindestlöhne liegen auf dem Balkan oftmals weit unter dem Existenzlohn.  


Kampagnenbild der CCK zur Situation auf dem Balkan. - Clean Clothes Campaign


Mit rund 120 Euro im Monat verdient eine Näherin so viel wie eine Näherin in Kambodscha und erheblich weniger als ihre chinesische Kollegin. Die Preise in den Geschäften Mazedoniens sind jedoch europäische Preise, nicht kambodschanische. Und: die Näherin ist in der Regel die Familienernährerin.

"Fast Fashion bedeutet Überausbeutung - auch auf dem Balkan", berichtet Bettina Musiolek, Koordinatorin der Clean Clothes Campaign für die Balkan-Region. "Unsere Recherchen und jüngsten Besuche vor Ort ergaben, dass beispielsweise die staatlichen Kontrollen nicht stattfinden oder manipuliert werden."

Inspekteure würden demnach bedroht und bestochen. Oft herrschten mafiöse Strukturen. Verstöße gegen die Gesetze blieben straflos. "Die hauptsächlich deutschen Auftraggeber nehmen dies ähnlich wie Bangladesch oder China billigend in Kauf."

Für eine Verbesserung der Arbeitsbedingugen in der Bekleidungs- und Sportartikelproduktion setzt sich die CCK weltweit ein. Zuletzt hatte die Organisation maßgeblich den Entschädigungsfonds der Opfer des Fabrikeinsturzes in Rana Plaza (Bangladesch) mit vorangetrieben. Hier konnten 30 Mio. US-Dollar für die Hinterbliebenen gesammelt werden.  

Rüdiger Oberschür/dpa
 

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