Veröffentlicht am
02.07.2011
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Xavier Clergerie: „Wir wollen die Damenmode weltweit zusammenführen.“

Veröffentlicht am
02.07.2011

Xavier Clergerie und Bertrand Foache, Mitbegründer des Pariser Messebetreibers WSN (Who´s Next, Première Classe, Atelier Paris sur Mode) sind heute Veranstalter einer Vielzahl von Modemessen bei der Porte de Versailles seitdem ihr Partner Comexposium den Messe- und Businesseventsorganisator Sodes (Prêt-à-Porter Paris) übernommen hat und seitdem WSN 50 % der Anteile von der Schuhmesse Mess Around besitzt. Nur die Schmuckmesse Eclat de Mode gehört nicht in diesen Rahmen, aber die Entscheidungen der beiden Messebetreiber wird diese dennoch beeinflussen. Xavier Clergerie hat uns einen Einblick in sein Vorhaben gegeben.

Xavier Clergerie
Xavier Clergerie (Foto Pixel Formula)


FashionMag: War der Zusammenschluss der Messen unumgänglich?
Xavier Clergerie: Wir hatten keine andere Wahl. Frankreich muss eine allgemeine Modeplattform bereit stellen. Das fängt schon bei den Modenschauen an, da diese die künstlerische Dimension der Mode repräsentieren. Messen wie die Première Classe haben sich schon immer nach einer kreativen Vision positioniert. Bezüglich Design gehört diese Messe zu denen der Spitzenklasse, jedoch aber nicht was das Preisniveau der angebotenen Produkte angeht. Aber dieser Kreativ-Markt funktioniert gerade deshalb, weil es weitere Märkte am Rande gibt. Die Stärkung des Pariser Ortes als Handelspunkt der gesamten Modemärkte ist unabdingbar.


FashionMag: Wie werden sich die Strukturen von dem Organisator Sodes (welcher die Prêt à Porter Paris führt), und von WSN Développement (Who´s Next und Première Classe sowie Atelier Paris sur Mode)organisieren?
Xavier Clergerie: Alle betrieblichen Aufgaben liegen in den Händen von Bertrand und mir.

FashionMag: Aber ist Comexposium, kapitalmäßig, 100%-iger Anteilseigner von Sodes ?
Xavier Clergerie: Nein. Man kann sagen, dass wir bereits jetzt bei 50-50 sind, so wie auch von WSN. Welche Frage aber noch zu klären bleibt, wäre die rechtliche Unternehmensform der beiden Einheiten. Oder nein, vielmehr ist es eine juristische Ordnung, die nicht vom Arbeiten abhalten soll...

FashionMag: Haben sie sich für einen Kalender entschieden?
Xavier Clergerie: Es wird nichts vor Januar 2012 passieren. Auf jeden Fall für die Messen der ersten Session, aber auch vermutlich für die der zweiten. Änderungen sind jedoch nicht ausgeschlossen.


FashionMag: Welche Entscheidungen haben sie bereits getroffen?
Xavier Clergerie: Wir haben uns bereits für die Rückstellung der Pläne, die wir für Dubai hatten, entschieden. Es würde sehr viel Energie kosten unsere Bemühungen zu verfolgen und auszubauen. Deshalb wollen wir uns auf Paris konzentrieren. Uns ist zudem klar geworden, dass all unsere Kunden der Regionen, die sich speziell für Mode und unsere Produkte interessieren, bis nach Paris kommen. Ganz jedoch haben wir unsere Ideen nicht verworfen, da wir einen Showroom vor Ort für die Marken anbieten wollen, welche sich in der Region ansiedeln wollen.
Eine andere Entscheidung, die gefallen ist: Wir wollen The Train in New York stoppen. Die Idee an sich war nicht schlecht, aber The Train wurde von den anderen Konkurrenten überholt. Demzufolge hatte die Manifestation nur wenige Besucher, was gerade den Ausstellern nicht gelegen kommt. Außerdem bringt es die Messen in Paris aus der Fassung.


FashionMag: Ziehen sie in Erwägung eine große Messe in Paris zu planen oder bleibt es bei den einzelnen Messen?
Xavier Clergerie: Genau darüber denken wir gerade nach. Was wir bereits sagen können, ist, dass es eine an die verschiedenen Märkte angepasste Segmentierung geben wird, welche auf eine Neugliederung der Sektoren basiert. Aber man sollte dabei nicht an eine Konzentration denken. Wir können uns auch neue Ansätze vorstellen, wie zum Beispiel die Entwicklung neuer Sektoren, welche aus Modetrends resultieren. Unser Ziel ist es die Vielfältigkeit der Mode so gut es geht darzustellen. Das bedeutet für uns viele Modemessen in einer großen Kohärenz zu vereinen. Es könnte zum Beispiel ein Angebot für Frauen mit Formen geben, oder auch beispielsweise ein Angebot, was Pelzware betrifft etc. All das liefe im Rhythmus der Trends ab. Wir haben die Möglichkeit etwas zu ändern aufgrund unserer strategischen Freiheit und die Porte de Versailles ist genau für Modemessen gemacht. Für die Perioden der Messen werden wir jedes Mal das Gefühl haben einen einzigartigen Ort zu betreten. Die Einheit Porte de Versailles wird nicht zu vergleichen sein mit anderen Großmessen wie l´Agriculture oder Batimat, zum Beispiel.


FashionMag: Was sagen sie hinsichtlich zum Namen Prêt-à-Porter Paris?

Xavier Clergerie: Das ist ein weltbekannter Name. Er ist bei der Porte de Versailles zu Hause. Genauso wie auch Who‘s Next, zum Beispiel. An all dem werden wir arbeiten. Wir könnten eine Art Deklination des Namens erarbeiten.


FashionMag: Wie wird sich die internationale Dimension ausdrücken?

Xavier Clergerie: Das ist ein sehr wichtiges und sogar wesentliches Element. Die Pariser Modemessen müssen die globale Modeplattform im Sinne von Prêt-à-Porter für Frauen verkörpern. Um das zu schaffen, würden wir uns wünschen mit verschiedenen Ländern zusammenzuarbeiten um Aussteller aus diesen Ländern für uns zu gewinnen. Wir beabsichtigen auch Länder wie Indien oder Brasilien einzuladen...


Xavier Clergerie
Session Première Classe Anfang 2011 (Foto Pixel Formula)


FashionMag: Und sie haben keine Bedenken, dass das Angebot zersplittert wird?

Xavier Clergerie: Jedes Land hat seine eigene Vergangenheit was die Mode betrifft. Einige sind oder waren Orte der Beschaffung, mit Zulieferern, nun werden sie zu Orten des Konsums. Bald werden diese Länder auch im Besitz der Marken sein. Paris muss der Ort der Präsentation für diese Länder sein.


FashionMag: Was haben sie für die zweite Session vorgesehen?

Xavier Clergerie: Sicher ist, dass es im Inneren unserer Struktur nicht zwei konkurrierende Bekleidungsmessen geben wird. Aber man muss uns Zeit lassen..


FashionMag: Nun die immer wieder gestellte Frage an einen Pariser Messeorganisator: Bleibt es bei September oder gedenken sie in den Juli vorzuverlegen?

Xavier Clergerie: Man kann sehr wohl auch Juli in Betracht ziehen. Das ist der richtige Monat für Einkäufer der ganzen Welt. Heute ist es einfacher zu entscheiden, weil wir die einzigen Entscheidungsträger sind.


FashionMag: Und die Messen der Fast-Fashion, die sie mit Eurovet und Sixty Days beispielsweise auf die Beine gestellt haben, sind diese immer noch interessant für sie?

Xavier Clergerie: Hierbei können wir nicht alleine entscheiden, weil wir Partner von Eurovet sind. Dieses Konzept entspricht wirklich den Kundenbedürfnissen, insbesondere der französischen Kundschaft. 30 % des Warensortiments der Boutiquen sind für eine kurze Frist vorgesehen. Und bei der Who´s Next haben wir sehr wohl die Zunahme der Präsenz der Fast-Fashion-Marken gesehen. Um die Karten nicht durcheinander zu bringen, sollte man diesen Marken ihr eigenes Konzept geben. Mehr als 40 solcher Aussteller erwarten wir für die Session im September. Ich greife vielleicht ein bisschen vor.. Sie werden mir sicherlich sagen, dass das nicht viele sind. Aber wie sie wissen, verlässt eine Marke nicht so schnell wieder Who´s Next, da es eine sehr erfolgreiche Messe ist!


FashionMag: Und was ist mit den Männern bei der ganzen Sache?

Xavier Clergerie: Wir wollen eine internationale Plattform für Frauenmode konstruieren. Für Männer gibt es bereits eine gute Messe, die Pitti Uomo. Aber es gibt auch Platz für einen Qualitätssektor für Männer, welcher neue Einzelhändler anzieht und welcher die traditionellen unter ihnen zu Veränderungen bewegen könnte. Mit Who´s Next sind wir schon dabei so etwas zu entwickeln und verfügen heute schon über 300 Marken in diesem Segment. Dabei handelt es sich um Frauenmarken, die sich nun auch an Männermode ran trauen und die den Markt bewegen können. Vielleicht folgen dann auch die Einzelhändler für Frauen...

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