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Veröffentlicht am
17.08.2009
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Escada ist kein Einzelfall: Luxusmode muss kämpfen

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DPA
Veröffentlicht am
17.08.2009

München (dpa) - Katerstimmung statt Champagnerlaune: Nicht nur der insolvente Luxusmode-Konzern Escada hat mit der Kaufzurückhaltung der Schönen und Reichen zu kämpfen, auch andere Edelschneider stecken in finanziellen Problemen. Seit Finanzkrise, Konjunkturtalfahrt und Börsenturbulenzen die Nachrichten prägen, sitzt den Kundinnen das Geld bei der Shopping-Tour nicht mehr so locker. Statt auf schrille Farben und Glamour-Optik schauen sie heutzutage auch kritisch aufs Preisschild.


Yves Saint Laurent, Foto: dpa

International agierende Marken haben zudem die Probleme großer Kaufhausketten in den Metropolen der Welt zu spüren bekommen, die ihre Bestellungen teils massiv zurückgefahren haben. «Der normale Wettbewerb hat auch das Luxus-Segment eingeholt», sagt der Hauptgeschäftsführer des Modeverbands German Fashion, Thomas Rasch.

Dabei sind sich die Experten einig: Bei Escada war die Krise vor allem hausgemacht. Managementfehler und mangelndes Gespür für die modischen Wünsche der Kundinnen lauten die Vorwürfe an die frühere Führung des Unternehmens, das schon einen jahrelangen Niedergang und gleich mehrere Schlankheitskuren durchgemacht hat. Selbst der versierte Mode-Manager Bruno Sälzer, der in seinem früheren Job bei Hugo Boss noch die Linie für die weibliche Kundschaft «Boss Woman» auf Vordermann brachte, konnte das Ruder bei Escada nun nicht mehr herumreißen.

Dass Sälzer eigentlich das Zeug dazu gehabt hätte, bezweifeln Experten nicht. «Wenn die blöde Krise nicht gekommen wäre, hätten die die Wende geschafft», glaubt Rasch. Escada sei aber wie andere stark exportorientierte Modeunternehmen besonders kalt von der globalen Konjunkturflaute erwischt worden. Zuvor hatten auch schon das Pariser Haute-Couture-Haus Christian Lacroix und die belgische Designerin Véronique Branquinho Insolvenz anmelden müssen.

Rasch warnt aber vor vorschnellen Rückschlüssen auf die Branche. Auch im obersten Luxus-Segment gebe es noch Labels wie Yves Saint Laurent und Gucci, die sich gegen die Krise stemmen könnten und ihren Mutterkonzernen zuletzt über die schweren Zeiten halfen. Generell stünden die klangvollen Namen von Haute-Couture-Labels stark im Fokus - dabei liegt ihr Marktanteil an der gesamten Bekleidungsindustrie nur bei schmalen drei bis fünf Prozent. Die Gesamtbranche in Deutschland dürfte sich im Krisenjahr 2009 mit einem Umsatzrückgang von sechs bis sieben Prozent noch recht wacker schlagen, erwartet der Experte.

Wie es mit Escada nun weitergeht, ist derweil offen. Zuerst einmal muss sich der vorläufige Insolvenzverwalter Christian Gerloff ein Bild von der Lage des Unternehmens machen, bevor er nach möglichen Investoren Ausschau halten kann. Dabei muss Gerloff auch die rund 2300 Beschäftigten des Unternehmens beruhigen, die erst einmal enttäuscht auf die Insolvenz reagierten, aber an der Bewältigung mitarbeiten wollen. Auch die Experten sehen Chancen, dass das Unternehmen überlebt. Denn der Name Escada habe in der Modewelt noch immer einen guten Klang.

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